Monday, January 30, 2023
Oscar-Verleihung: Regisseurin prangert Rassismus und Frauenfeindlichkeit an
Berliner Zeitung
Oscar-Verleihung: Regisseurin prangert Rassismus und Frauenfeindlichkeit an
Artikel von jla • Vor 28 Min.
Nachdem ihr von Kritikern hochgelobter Film „Till“ bei den diesjährigen Oscar-Verleihungen nicht ein einziges Mal nominiert wurde, hat sich US-Regisseurin Chinonye Chukwu kritisch zu Rassismus und Frauenfeindlichkeit in Hollywood geäußert. Gegner sehen in dem Vorwurf die Aussagen einer verletzten Verliererin – doch es ist nicht das erste Mal, dass sich die US-Filmbranche mit ihrer mangelnden Diversität auseinandersetzen muss.
„Wir leben in einer Welt und arbeiten in einer Branche, die sich so aggressiv für die Aufrechterhaltung ihres Weiß-Seins einsetzt und eine unverhohlene Feindseligkeit gegenüber schwarzen Frauen aufrechterhält“, schrieb Chukwu nach der Verkündung der Oscar-Nominierungen am Dienstag bei Instagram. Daneben postete Chukwu ein gemeinsames Bild mit der schwarzen Bürgerrechtlerin Myrlie Evers-Williams, die auch einen Auftritt in ihre Justizdrama „Till“ hat.
„Till“ befasst sich mit der wahren Geschichte des rassistischen Lynchmordes am 14-Jährigen US-Amerikaner Emmett Till im Jahr 1955 – und dem Kampf dessen Mutter für Gerechtigkeit, hier gespielt von Schauspielerin Danielle Deadwyler. Rezensenten rechneten im Vorfeld fest mit einer Nominierung der 40-Jährigen als beste Hauptdarstellerin. Auch die ebenfalls schwarze Schauspielerin Viola Davis hätte für ihre Darbietung im Actiondrama „The Woman King“ nominiert werden müssen – so die Kritik.
Dass weniger Filme mit einem diversen Cast für bekannte Preise nominiert werden ist seit Jahren Thema hitzig geführter Debatten. Eine Erklärung ist, dass schlicht weniger Filme mit beispielsweise schwarzen Hauptrollen gedreht werden. Dass kann laut Experten – auch– an zumindest unterliegendem Rassismus in der Branche liegen.
Im Zuge der Debatte hat außerdem der erstmals 2015 bekannt gewordene Hashtag „OscarsSoWhite“ (Oscars, so weiß) wieder für Aufregung gesorgt. „Ein weiteres Jahr“, gab Robert Daniels, Filmkritiker der New York Times, bei Twitter zu bedenken, „und Halle Berry ist immer noch die einzige schwarze Frau, die je als beste Schauspielerin ausgezeichnet wurde“.
Aufgrund der Vorwürfe hatte die Academy bereits 2020 im Eilverfahren rund 800 neue Mitglieder eingeladen, um so die Gesamtquote weiblicher und nicht-weißer Mitglieder zu heben. In diesem Jahr wurde mit Michelle Yeoh zudem die erste asiatischstämmige Frau überhaupt für den Oscar als beste Hauptdarstellerin nominiert.