Monday, January 23, 2023

Berlin am Boden: Streik am Mittwoch legt sämtliche Bereiche des Flughafens BER lahm

Berliner Zeitung Berlin am Boden: Streik am Mittwoch legt sämtliche Bereiche des Flughafens BER lahm Artikel von Peter Neumann • Vor 2 Std. Ein Streik in allen Bereichen soll am Mittwoch den Flughafen Berlin Brandenburg, kurz BER, in Schönefeld vollständig lahmlegen. Das hat die Gewerkschaft Verdi am Montag angekündigt. Die Beschäftigten der Bodenverkehrsdienste, der Flughafengesellschaft FBB sowie der Luftsicherheit seien zu einer ganztägigen Arbeitsniederlegung aufgerufen worden, teilte der zuständige Verdi-Sekretär Enrico Rümker mit. „Wir gehen von einer hohen Streikbeteiligung aus“, sagte er. Damit müssen sich Fluggäste, die am BER starten oder dorthin reisen wollen, auf massive Störungen und viele Ausfälle gefasst machen. „Am 25. Februar wird voraussichtlich der gesamte Flugverkehr von und nach Berlin vom Streik betroffen sein“, so die Gewerkschaft. „Fluggäste müssen damit rechnen, dass es zu starken Verzögerungen und Absagen von Flügen kommt. Der Streik findet ganztags mit Beginn der Frühschicht statt und endet erst am späten Abend.“ Die Streikenden werden sich ab 8 Uhr vor dem Terminalgebäude auf dem Willy-Brandt-Platz versammeln. Dort soll von 10 Uhr bis circa 11.30 Uhr eine Kundgebung abgehalten werden. „Wir rechnen mit bis zu 1500 Teilnehmenden“, hieß es bei Verdi. Anlass für den Streik sind parallel laufende Tarifrunden, für die sich in allen drei Bereichen bislang keine Lösung abzeichnet. Es sind Tarifrunden, die bislang meist unter dem Radar der Öffentlichkeit stattfanden – nun aber festgefahren sind, wie Verdi am Montag mitteilte. Nun werden mehr Menschen davon Kenntnis nehmen. Ein Bereich, der am Mittwoch von dem Ausstand betroffen ist, sind die Bodenverkehrsdienste. Dazu gehören die Beschäftigten, die Fluggäste und ihr Gepäck einchecken, Koffer verladen, Treppen zum Einsteigen zu den Flugzeugen bringen oder Passagiere in Vorfeldbussen zum Gate fahren. „Nach bereits drei Verhandlungsterminen gibt es hier noch immer kein Ergebnis. Die Positionen der beiden Seiten liegen vor allem bei der Laufzeit des Tarifvertrages weit auseinander“, bemängelte die Gewerkschaft. Die Forderung der Beschäftigten nach 500 Euro mehr im Monat bei einer Laufzeit von zwölf Monaten würde von der Arbeitgeberseite abgelehnt, hieß es weiter. Die Unternehmen wünschten eine deutlich längere Laufzeit des neuen Tarifvertrags: 36 Monate. Dies aber lehnt die Gewerkschaft ab. Sie habe alle Beschäftigten der Bodenverkehrsdienste am BER, also der Firmen Swissport, Airline Assistance Switzerland und Wisag, zum Streik aufgerufen, hieß es. „Zusätzlich sind zum Partizipationsstreik auch die Beschäftigten der Aviation Services Network und Airport Service Pool GmbH aufgerufen.“ Als zweiter Bereich soll die Flughafengesellschaft FBB, die Berlin, Brandenburg und dem Bund gehört, am Mittwoch lahmgelegt werden. „Es haben bereits zwei Verhandlungstermine stattgefunden, ohne dass ein Verhandlungsergebnis erzielt werden konnte. Hier gibt es auch eine Forderung nach 500 Euro mehr im Monat bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die aktuellen Vorstellungen des Arbeitgebers bleiben sowohl bei der Erhöhung als auch bei der Laufzeit deutlich hinter den Forderungen der Beschäftigten zurück“, fasste Verdi am Montag zusammen. Der dritte Bereich ist die Luftsicherheit, die für die Sicherheitskontrollen am neuen Schönefelder Flughafen zuständig ist. „In sieben bundesweiten Verhandlungsrunden zur Erhöhung der Zeitzuschläge für Nacht-, Sonntags-, Feiertags- und Samstagsarbeit sowie eine bessere tarifliche Regelung zur Entlohnung von Mehrarbeit hat es faktisch keinerlei Fortschritt gegeben“, bilanzierte die Gewerkschaft in Berlin. „Hier gibt es bis heute kein Signal der Arbeitgeber, überhaupt eine Lösung finden zu wollen.“ Aufgerufen zum Streik seien alle Beschäftigten der Firmen Securitas, der Frasec, der ESA und der ICTS am BER. Verdi-Sekretär Rümker wies darauf hin, dass auch die Personalzugangsstellen bestreikt werden sollen. Dies würde bedeuten, dass arbeitswillige Mitarbeiter am Mittwoch nicht zu ihren Arbeitsplätzen auf dem Flughafengelände kämen.