Tuesday, January 24, 2023
„Ich bin entschlossen“: Italienerin pendelt täglich fast 1600 Kilometer zwischen Arbeit und Elternhaus
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„Ich bin entschlossen“: Italienerin pendelt täglich fast 1600 Kilometer zwischen Arbeit und Elternhaus
Artikel von Miriam Haberhauer • Vor 5 Std.
„Ich bin entschlossen“: Italienerin pendelt täglich fast 1600 Kilometer zwischen Arbeit und Elternhaus
Fast 20 Stunden ist eine junge Frau aus Neapel täglich unterwegs. Auf dem Weg zu ihrer Arbeitsstelle in Mailand legt die 29-Jährige täglich mehrere hundert Kilometer zurück.
Neapel – Stundenlange Staus zur Rushhour und überfüllte Züge – tausende Pendler kämpfen sich in München täglich für die Arbeit durch den Berufsverkehr. Für eine junge Italienerin sind lange Arbeitswege hingegen kein Problem: Täglich legt sie auf dem Weg zur Arbeit knapp 800 Kilometer zurück.
Pendel-Wahnsinn: Italienerin legt täglich 1600 Kilometer zurück
Um 10 Uhr morgens muss Giuseppina Giuliano (29) in der Arbeit sein. Doch ihr Tag beginnt für die junge Italienerin bereits um 3.30 Uhr – vor ihr liegen noch knappe 800 Kilometer Fahrt. Jeden Tag pendelt die 29-Jährige von Neapel nach Mailand und zurück. Ihren Tagesablauf hat sie der italienischen Lokalzeitung Corriere del Mezzogiorno geschildert.
Giuliano wohnt aktuell noch in ihrem Elternhaus in Neapel, von wo aus die Pendel-Odyssee beginnt. Vom Haus der Familie fährt die Italienerin mit dem Bus zum Hauptbahnhof. Kurz nach 5 Uhr steigt sie dort in den Hochgeschwindigkeitszug nach Mailand um. Knapp fünf Stunden später ist die Schulverwalterin pünktlich zum Arbeitsbeginn an der Boccioni-Kunstschule am Piazzale Arduino.
Mieten in Mailand unbezahlbar - 20 Stunden Pendeln
Abends geht die Reise wieder von vorne los: Giuliano macht um 17 Uhr Feierabend, nimmt den Zug um 18.20 Uhr und ist so kurz vor 23 Uhr wieder zu Hause in Neapel. Schon seit September verbringt die Italienerin so mehr Zeit im Zug als zu Hause. In Italien sorgte die Geschichte für Schlagzeilen.
Der Grund für den Pendel-Wahnsinn: die Mietpreise in der italienischen Modemetropole sind zu hoch. Eine Zweizimmerwohnung in Mailand kostet bis zu 1800 Euro im Monat, Giulianos Monatslohn beträgt aber nur 1165 Euro. Für die Pendelei zahlt die 29-Jährige nur 400 Euro im Monat – und kann so zumindest einen Teil ihres Gehalts sparen.
München ist nach Daten des Verkehrdienstleisters Inrix weiterhin „die staugeplagteste Stadt Deutschlands“. Durch verstopfte Straßen in den Stoßzeiten habe ein durchschnittlicher Pendler im vergangenen Jahr dort 74 Stunden verloren.
„Pendeln belastet mich überhaupt nicht“ – aber ist keine Dauerlösung
„Ich bin entschlossen, so weiterzumachen“, sagte die Italienerin gengenüber Il Giorno. „Ich muss sagen, dass mich meine Arbeit überhaupt nicht belastet, ebenso wenig wie das Bahnfahren“ – und das, obwohl sie nach eigener Aussage bereits seit ihrer Kindheit an einer Lungenkrankheit leidet.
Für die Italienerin war ihre Entscheidung, bei ihren Eltern in Neapel wohnen zu bleiben, die richtige Wahl. „Jeder kann frei entscheiden, wie er sein Leben gestalten will, und ich habe meine Entscheidung getroffen“, so Giuliano. Eine Dauerlösung sei der Pendel-Wahnsinn aber dennoch nicht: „Jetzt bin ich noch jung und kann die Müdigkeit ertragen, aber mit den Jahren glaube ich das nicht“, gesteht die 29-Jährige.
Italienerin auf Wohnungssuche: Aufruf an Mailänder Vermieter
Um dem täglichen Pendeln ein Ende zu setzen, wandte sich Giuliano deshalb mit einem Aufruf an die Mailänder Vermieter: „Vielleicht gibt es unter all den Menschen, die meine Geschichte gehört haben, jemanden mit einem guten Herzen, der ein Zimmer oder eine kleine Wohnung in der Nähe von Mailand hat und sie mir vermieten möchte.“
Neue Zahlen zeigen die täglichen Pendler-Ströme von und nach München. Dabei wird eines deutlich: Die Achillesferse des Ganzen ist der öffentliche Nahverkehr. (mlh)