Saturday, January 13, 2024
Stimmungsboykott bei Beckenbauer-Abschied: Tuchel tief enttäuscht von Bayern-Fans
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Stimmungsboykott bei Beckenbauer-Abschied: Tuchel tief enttäuscht von Bayern-Fans
Artikel von Christoph Klaucke •
16 Std.
FC Bayern zum Jahresauftakt gegen Hoffenheim
Der FC Bayern traf im ersten Spiel nach dem Tod von Franz Beckenbauer in der Bundesliga auf Hoffenheim. Wir fassen alle Reaktionen und Stimmen zusammen.
München – Der Bundesliga-Start nach der Winterpause des FC Bayern gegen die TSG Hoffenheim stand natürlich ganz im Zeichen von Franz Beckenbauer. Der Kaiser war am Sonntag (7. Januar) im Alter von 78 Jahren verstorben, am Freitag wurde Beckenbauer in München beerdigt – die Fußball-Legende findet im Familiengrab die letzte Ruhe.
Dementsprechend emotional war es in der Allianz Arena, die mit der Aufschrift „Danke Franz“ beleuchtet ist. Darüber hinaus gab es mehrere Beckenbauer-Aktionen beim Bayern-Heimspiel. Wir sind gespannt, was die Beteiligten um Trainer Thomas Tuchel und viele Wegbegleiter wie Uli Hoeneß oder Karl-Heinz Rummenigge rund um das Spiel zwischen dem FC Bayern und der TSG Hoffenheim zu sagen haben. Wir fassen alle Aussagen bei DAZN, Sat.1 und aus der Mixed Zone der Allianz Arena zusammen:
Thomas Tuchel (Trainer FC Bayern) nach dem Spiel bei DAZN über ...
... Stimmung: „Es war auch noch Stimmungsboykott wegen DFL-Investoren. Es wird mal wieder Zeit für ein Spiel mit Enthusiasmus, das hätte sich auch Franz Beckenbauer gewünscht. Es ist, wie es ist.“
... Spiel: „Wir waren nicht flüssig genug. Wir konnten die Lust aus dem Training nicht auf den Platz bringen. Das Ergebnis ist top, aber es gibt noch was zu machen.“
Verwandtes Video: Müllers emotionale Abschiedsworte zu Franz Beckenbauer (glomex)
... die nötigen Paraden von Torwart Neuer: „Mehr oder weniger aus dem Nichts. Ich hatte das Gefühl, wir kommen besser aus der zweiten Halbzeit. Wir müssen es besser machen und nicht solche großen Chancen zulassen, wenn wir in Kontrolle sind.“
... das anstehende Trainingslager: „Wir nehmen das Spiel hier und es geht sofort los. Wir haben bessere Witterung, da können wir taktisch länger arbeiten, weil die Spieler nicht so schnell auskühlen.“
... Neuzugang Eric Dier: „Er wird morgen mit uns trainieren. Dann wird er nach dem Spiel einsatzfähig sein, er ist topfit. Es wird eine wertvolle Ergänzung in der Innenverteidigung sein. Er kann uns auch helfen, mal in eine Dreierkette zu wechseln. Wir kriegen durch ihn auch Leon Goretzka frei fürs Mittelfeld.“
... die Verpflichtung eines neuen Außenverteidigers: „Wir gucken, ob noch was geht, ein zweikampfstarker Außenverteidiger. Nous Mazraoui ist beim Afrika-Cup, wir haben uns aber auch an Konrad Laimer als Außenverteidiger gewöhnt.“
Thomas Tuchel war nach dem Sieg beim Abschied von Franz Beckenbauer sauer auf die Bayern-Fans.
Thomas Tuchel (Trainer FC Bayern) nach dem Spiel bei Sat.1 über ...
... seine Zufriedenheit: „Vom Ergebnis, ja, wieder mal. Wir hatten so eine gute Trainingswoche gehabt. Auch vom Esprit und vom Drive, aber arrrrrr, wir kriegen die Lust und die Gier noch nicht konstant rüber in die Spiele. Es war kein Schmankerl. Am Schluss hatten wir Glück, dass Manu zwei pariert. Dann machen wir drei Tore und es heißt: Job erledigt!“
... Musiala: „Jamal war heute unser absolut bester Spieler. Er war der Einzige, der die Freiheit und die Lust hatte, was anzustellen. Leroy hatte heute nicht seinen besten Tag, war nicht spielentscheidend. Harry hatte auch nicht seinen besten Tag. Mitte der zweiten Halbzeit schenken wir das Spiel beinahe her. Wir können es viel besser. Jetzt haben wir das kleine Trainingslager in Portugal, und da werden wir uns das anschauen.“
... Sané: „Er muss wieder körperlicher spielen. Er hat so viel körperliches Potenzial, in schnellen Läufen, in Sprints. Darauf kann er nicht verzichten, das ist mir zu wenig. Dann kann der Gegner körperlich machen, was er will. Da gibt es Luft nach oben.“
Thomas Müller (Spieler FC Bayern) nach dem Spiel bei DAZN über ...
... den Sieg: „Erst mal positiv, wenn du 3:0 gewinnst, ist das immer gut. Es war nicht perfekt, wir haben aber viele Dinge gezeigt, die uns gefallen haben. Die Leichtigkeit hat aber gefehlt. Es ist für uns Offensivspieler, gegen so einen Block auch nicht so einfach Lücken zu finden. In der zweiten Halbzeit haben wir Manuel Neuer gebraucht, da kam das jugendliche Lächeln raus. Da kann es aber auch in die Hose gehen und es steht plötzlich 1:1. Hinten raus aber ein verdienter Sieg. Jetzt fahren wir ins Trainingslager und dann geht‘s weiter.“
... das anstehende Trainingslager: „Wir arbeiten an unseren Dingen. Diese Freiheit, kreativer spielen, da muss man auch mal ins Risiko. Eine gute Mischung finden, aber da sind wir gut aufgestellt.“
... die heutige Atmosphäre beim Beckenbauer-Abschied: „Irgendwie komisch. Franz Beckenbauer hat das Spiel geliebt, er hätte gesagt ‘habt Spaß’. Trotzdem hatte man heute Respekt. Jeder hat ihn heute gewürdigt. Ich weiß nicht, wie es ausschauen würde, ohne ihn. Er hat es auch für uns gemacht. Es ist nicht leicht, die richtigen Worte zu finden.“
Thomas Müller (Spieler FC Bayern) nach dem Spiel bei Sat.1 über ...
... worum es auf dem Platz ging: „Es geht nicht immer nur um Teamgeist. Wenn es heute um Franz Beckenbauer geht: Die Freude am Leben, am gemeinsamen Gewinnen, da sein, wenn es brennt. Da war der Franz ein Vorbild. Ich konnte mir einiges abschauen, wie er durch das Leben gegangen ist.“
... das Spiel: „In 90 Minuten passieren viele gute Sachen und weniger gute Sachen. In der Mitte des Spiels haben wir Manuel Neuer gebraucht. Und da war er da, wir haben die Führung beibehalten. Und dann haben wir den Deckel draufgemacht. In dem Moment hätte es kippen können, aber wir hatten Manu hinten drin. In diesen Momenten hat vielleicht etwas die Leichtigkeit gefehlt.“
Jamal Musiala (Doppeltorschütze für den FC Bayern) nach dem Spiel bei DAZN über...
... die Partie: „Das war ein super Spiel, ich habe richtig viel Spaß gehabt. Jetzt geht es weiter. Wir hatten viel den Ball gehabt und gutes Konter-Pressing. Wir hätten mehr Chancen kreieren können, wir sind alle hungrig. Das Wichtigste ist, dass wir die Null hinten und die drei Punkte haben.“
... sein Führungstor nach einem Eckball: „Das ganze Lob geht an Anthony Barry, er hat immer super Ideen. Das haben wir im Training geübt. Wir wollen unvorhersehbar sein.“
... Leroy Sané, der ihm beide Tore vorbereitet hat: „Wir sind richtig gute Freunde, wir mögen es zusammen zu zocken, sind mit dem Ball sehr stark. Es macht richtig Spaß mit Leroy zu spielen.“
... seinen Bezug zu Beckenbauer: „Ja, wenn man für Bayern spielt, er ist eine Legende. Wir wollten den Sieg auch für ihn holen. Von Videos und was ich gehört habe, ist er eine Legende.“
Karl-Heinz Rummenigge (Aufsichtsrat FC Bayern) vor dem Spiel bei DAZN über ...
... Franz Beckenbauer: „Ein einzigartiger Mensch. Wenn man die Medien verfolgt hat, weiß man, was Franz als Mensch geleistet hat. Ich habe ihn 50 Jahre begleiten dürfen, es war eine empathische Zeit, er ist ein wunderbarer Mensch.“
... den Mensch Beckenbauer: „Ich glaube Franz war der Erste im Fußball und möglicherweise in der Welt, der in den 70er Jahren schon global war. Er war Präsident und hat als Trainer nebenbei die Meisterschaft und den UEFA-Cup gewonnen. Franz war ein unglaublich höflicher und respektvoller Mensch, er ist im Stadion zu den Ordnern gegangen. Er hat die Empathie und Lässigkeit ausgestrahlt, die ihn einzigartig machte.“
... seine Anfangszeit mit Beckenbauer als Spieler: „Ich hatte das erste Training bei Bayern mit 18 Jahren. Ich habe wahnsinnig viel von ihm und den anderen gelernt. Franz war der Boss wegen seiner Leistung und Persönlichkeit.“
... Beckenbauers Verdienste für den FC Bayern: „Die ganze Geschichte des FC Bayern hat mit Franz Beckenbauer angefangen. Er ist mit der Mannschaft aufgestiegen und hat sie in den Himmel geführt. Es kam immer so rüber, als ob er alles mit einer Leichtigkeit macht. Er hat aber hart dafür gearbeitet und war sehr fleißig.“
... Beckenbauers Fleiß: „Er gehört noch zur Generation der Straßenfußballer. Die Nachkriegsgeneration war glücklich, Fußball spielen zu dürfen. Er hat Fußball gelernt und sich alle selber beigebracht. Er hat vom lieben Gott ein besonderes Talent bekommen und das Größte daraus gemacht.“
... den Einfluss Beckenbauers auf die junge Generation: „Franz ist ein nachhaltiger Mensch gewesen, auch weil er die Leute mitgenommen hat. Er hat für die Fans gelebt. Jedes Training war früher öffentlich. Oft habe ich ihn gesehen, wie er total verschwitzt hunderten Fans ein Autogramm gegeben hat, andere sind in die Kabine gegangen. Er war dankbar und hat die Fans gewürdigt.“
... ein letztes Treffen mit Beckenbauer: „Ich bin regelmäßig mit Uli und Paul Breitner nach Salzburg zum Mittagessen gefahren. Wir wollten im Oktober nochmal hin, aber es ging nicht. Wir konnten ihn nicht mehr sehen, was ihm auch nicht gefallen hätte.“
... die Reaktion der Mannschaft über Beckenbauers Tod: „Der ganze Klub war sehr betroffen, fast schockiert. Als ich vom Tod gehört habe, ist mir fast ganz anders geworden. Ich habe den Eindruck, der ganze Klub ist in einer Art Schockstarre. Ich hoffe, dass die Mannschaft heute trotzdem gut spielt, das hätte Franz sich gewünscht.“
Kannten sich fast 50 Jahre: Die Bayern-Legenden Franz Beckenbauer und Karl-Heinz Rummenigge.
Thomas Tuchel (Trainer FC Bayern) vor dem Spiel bei DAZN über ...
... die aktuelle Bestandsaufnahme beim FC Bayern: „Es ist alles ok. Wir haben viele Dinge zur Normalität werden lassen, obwohl sie nicht normal waren. Wir hatten nie den Kader voll, haben Spieler mit Armbrüchen eingesetzt. Goretzka hat als linker Zehner angefangen und rechter Verteidiger aufgehört. Dafür haben wir sehr viele Punkte geschnappt. Wir haben diese Phasen mit dem nötigen Biss gemeistert. Ich habe das Gefühl, dass wir in dieser Woche einen wichtigen Schritt nach vorne gemacht haben. Wir haben Luft nach oben.“
... Neuzugang Eric Dier: „Kim ist weg beim Asien-Cup, dann ist er sofort unser dritter Innenverteidiger. Er ist topfit und ein sensationell guter Charakter, sehr guter Kopfballspieler. Vielleicht wollen wir mal ein Spiel mit fünf zu Ende verteidigen. Er tut uns gut.“
... die Aufstellung: „Eine ganz knappe Entscheidung zwischen Müller und Coman. Müller hat die letzten Spiele mit uns gewonnen und sehr gut trainiert, er hat es sich verdient. Coman kommt aus einer Verletzung, da wollten wir kein Risiko eingehen. Guerreiro hat sensationell trainiert und den Vorzug vor Goretzka bekommen.“
... Franz Beckenbauer: „Dieses Lächeln, die Freundlichkeit und Höflichkeit ist für mich das Beeindruckendste. Ich habe den Anlass genutzt, viel zu lesen, es ist beeindruckend, was er alles gewonnen hat und auf welche Art und Weise. Die Stimmung ist noch gedämpft, er hätte sich aber ein Fußballfest gewünscht. Ich hoffe, dass die Mannschaft ihm das gleich gebührend gibt.“
Thomas Tuchel (Trainer FC Bayern) vor dem Spiel bei Sat.1 über ...
... den Tod von Franz Beckenbauer: „Es ist ein sehr trauriger Anlass. Für uns alle, für mich und die Mannschaft, ist es aber auch ein Ansporn, den Sieg zu holen und Franz zu widmen.“
... den Verzicht auf Neuzugang Eric Dier: „Er hat gestern Abend erst unterschrieben. Das hätte mehr Aufregung gebracht. Deswegen haben wir davon abgesehen. Wir haben da Geduld.“
Sepp Maier (Ex-Torwart des FC Bayern) vor dem Spiel bei Sat.1 über ...
... Franz Beckenbauer: „Der Franz war damals ein ganz schmächtiger und schüchterner Kerl. Das hat sich Gott sei Dank geändert, dann hat er zu uns gepasst. Der Franz Beckenbauer hat so viel für den deutschen Fußball und für das Ansehen Deutschlands getan. Was er alleine für die Weltmeisterschaft 2006 hier getan hat. Fremde Menschen aus aller Welt sind sich in den Armen gelegen bei dieser Weltmeisterschaft.“
... Erinnerungen an Beckenbauer: „Die großen Trophäen waren eine Folge, weil wir uns so gut verstanden haben, nicht nur ich und der Franz, sondern die ganze Mannschaft. Wo der Franz hinkam, war immer Spaß da, aber immer hat auch die Leistung gestimmt. (...) Der Franz war gar nicht so erpicht, dass nach seinem Tod so viel über ihn gesprochen wird. Er war ein ganz einfacher, netter Mensch. Was man machen könnte: Man könnte neben die Bronzestatue von Gerd Müller eine von Franz Beckenbauer dazustellen. Dann wäre die Achse wieder vereint. In 20 Jahren komme ich auch dazu.“