Wednesday, January 17, 2024
Russisches Kampfjet-Desaster über dem Meer – Mitschnitt enthüllt wohl Details
Merkur
Russisches Kampfjet-Desaster über dem Meer – Mitschnitt enthüllt wohl Details
Artikel von Momir Takac •
4 Std.
„Rakete ist vorbeigeflogen“
Die russische Luftwaffe hat im Ukraine-Krieg offenbar erneut zwei Kampfflugzeuge verloren. Doch wer hat die Maschinen abgeschossen?
München – Russland hat im Ukraine-Krieg offenbar zwei weitere Kampfflugzeuge verloren. Es wäre der nächste Verlust, nachdem zu Jahresbeginn russische Streitkräfte wohl einen eigenen Su-35-Kampfjet über der Krim abgeschossen hatten. Doch womöglich hätte es noch viel schlimmer kommen können.
Kyiv Post berichtet über eine Sprachaufzeichnung, in der zwei russische Militärangehörige über Raketen sprechen, die sie offenbar verfehlten. Laut dem ukrainischen Militär soll es sich um zwei Su-34-Piloten handeln, die am Sonntag (14. Januar) über dem Asowschen Meer flogen.
Ukraine-Krieg: Piloten-Funkverkehr deutet auf Fast-Abschuss von russischen Kampfjets hin
„Die Rakete ist an mir vorbeigeflogen“, soll einer der Piloten gesagt haben. „Ich sah etwas auf meinem Bildschirm in 9.800 Metern Höhe“. „Wahrscheinlich war es eine S-300 (Flugabwehrrakete sowjetischer Bauart, d. Red.)“. Der weitere Verlauf des Funkgesprächs legt nahe, dass die Piloten den Vorfall schadlos überstanden.
Die Raketen könnten dennoch erheblichen Schaden angerichtet haben. Laut Kyiv Post bestätigte der ukrainische Militärgeheimdienst, dass am Sonntag zwei strategisch wichtige Flugzeuge Russlands abgeschossen wurden. Die Ukraine stellt es dar, als seien ihre Streitkräfte dafür verantwortlich. Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj sprach in Kiew von einer „perfekt geplanten Operation“, bei der ein Frühwarnaufklärungsflugzeug vom Typ A-50 und eine „fliegende Kommandozentrale“ vom Typ Iljuschin Il-22M vernichtet worden seien.
Ukraine-Krieg: Abschuss russischer Flugzeuge wirft Fragen auf
Während die Berijew A-50 wohl abstürzte, konnte die Il-22M am Flughafen in Anapa notlanden. Bei Telegram kursiert ein Foto, das ein durchlöchertes Leitwerk eines Flugzeugs zeigt. Es ist nicht auszuschließen, dass die Rakete zwar die Su-34-Jets verfehlte, stattdessen aber eines der Aufklärungsflugzeuge traf. Doch um den Vorfall gibt es viele ungeklärte Fragen.
Dass die Ukraine für den Abschuss verantwortlich war, ist – wie so oft in kriegerischen Auseinandersetzungen – nicht zweifelsfrei zu beweisen. Zumal unklar ist, mit welcher Waffe der Abschuss erfolgt sein soll. Laut einem Bericht der ukrainischen Militärforschungsgruppe Defence Express seien von den USA der Ukraine zur Verfügung gestellte Patriot-Raketen „sicherlich die wahrscheinlichste Art und Weise, wie der Abschuss stattgefunden hat.“ Bereits im vergangenen Jahr sollen Patriots die russische Luftwaffe schwer getroffen haben.
Experten: Ukraine feuerte Patriot-Raketen auf russische Kampfflugzeuge
Dieser Einschätzung folgen auch andere Experten. Weil das Asowsche Meer und die Gefechtslinie rund 120 Kilometer trennen, müsste die Startvorrichtung des Systems allerdings sehr dicht an der Front gestanden haben, wäre dann aber ein leichtes Ziel für russische Angriffe. Ob die Ukraine dieses Risiko einging?
Der gewöhnlich gut unterrichtete und staatstreue russische Telegram-Kanal Fighterbomber bringt eine ganz andere Version ins Spiel. So sollen die Flugzeuge von der russischen Flugabwehr getroffen worden sein, wie schon einmal im September 2023 geschehen. „Sie fällt uns immer in den Rücken. Es ist unmöglich, sich dagegen zu verteidigen oder sie irgendwie vorherzusehen oder zu berücksichtigen“, heißt es im Blog.
Kreml und Putin äußern sich nicht zum Flugzeug-Abschuss im Ukraine-Krieg
Bislang äußerte sich der Kreml nicht zu den Verlusten. Dmitri Peskow, Sprecher von Wladimir Putin, verwies nachfragende Journalisten an das Verteidigungsministerium. Doch auch von dort gibt es keine Mitteilung. Wer auch immer die Flugzeuge getroffen hat, für Russland, das im Krieg täglich viele Soldaten verliert, sind die Schäden immens.
Laut Military Today kostet eine einzige Berijew A-50 rund 330 Millionen US-Dollar. Die Maschine, die nicht mehr produziert wird, ist für Russland im Ukraine-Krieg von immenser Bedeutung. Das Radar erfasst Raketen, Schiffe sowie bis zu 300 Kilometer entfernte Kampfflugzeuge und übermittelt die Informationen an eigene Kampfjet-Piloten. Ob die schwer beschädigte, notgelandete Iljuschin wieder flott gemacht werden kann, ist unklar. (mt)