Saturday, January 20, 2024

„Müssen den Kreml erobern“: Ex-Duma-Abgeordneter kämpft für Putin-Sturz

Merkur „Müssen den Kreml erobern“: Ex-Duma-Abgeordneter kämpft für Putin-Sturz Artikel von Christian Erik Németh • 16 Std. Prominenter russischer Staatsfeind Ilja Ponomarjow zählt zu den bekanntesten und wichtigsten russischen Kreml-Gegnern. In einem Zeitungsgespräch gibt er sich kämpferisch. Moskau – Während der Ukraine-Krieg weiterhin tobt und vor allem die westlichen Politiker, Militärs und Denkfabriken überlegen, wann und wie ein Ende des Konflikts herbeizuführen wäre, meldet sich nun auch ein bekannter russischer Dissident sowie früheres Parlamentsmitglied zu Wort. Der seit einigen Jahren im Exil in der Ukraine lebende Ilja Ponomarjow sprach mit der Moscow Times über seine Ansichten zum Kreml respektive zur Regierung von Wladimir Putin. Dabei äußerte er eine klare Maxime, um einen politischen Wandel in Russland herbeizuführen und dem Frieden Einhalt zu gebieten. Name Ilja Wladimirowitsch Ponomarjow Geboren: 6. August 1975 in Moskau Beruf: IT-Unternehmer, Blogger, Politiker Russisches Parlamentsmitglied: 2007 - 2016 Ex-Duma-Abgeordneter Ponomarjow: „Müssen den Kreml erobern“ Ilja Ponomarjow, der nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine Anfang 2022 den ukrainischen Streitkräften beigetreten war, gilt bereits seit geraumer Zeit als bekannter Gegner des Kreml-Regimes. Im Jahr 2014 etwa stimmte der heute 48-Jährige als einziger von 450 Duma-Abgeordneten gegen die russische Annexion der Krim. Nachdem ihm Mitte 2016 das Duma-Mandat durch den russischen Machtapparat entzogen worden war und er weitere Repressalien fürchten musste, siedelte er im Dezember des gleichen Jahres in die Ukraine über. 2019 nahm er deren Staatsbürgerschaft an. Schon im August 2022 rief Ponomarjow die russische Bevölkerung zu den Waffen und forderte sie auf, die Putin-Herrschaft gewaltsam zu beenden. Im Gespräch mit der Moscow Times legte der gelernte IT-Experte, der seit rund zwei Jahren den russischen Untergrund-Online-Sender Februarmorgen betreibt, nun nach und betonte, dass eine energische Entfernung der Putin-Riege die einzige Möglichkeit sei, um einen wirksamen Wandel in Russland herbeizuführen. „Meiner Meinung nach gibt es 20 Prozent des russischen Volkes, die den Krieg entschieden unterstützen, 20, die entschieden dagegen sind, und der Rest ist neutral. Und diese 60 Prozent sind unser Volk“, analysiert Ilja Ponomarjow und betont: „Der Weg, ihr Potenzial freizusetzen, besteht darin, den Kreml zu erobern. Es gibt keinen anderen Weg.“ Ponomarjow: „Putin nicht so stark, wie er aussieht“ Auch in seinem jüngsten und noch nicht in deutscher Sprache erschienen Buch „Does Putin have to die?“ argumentiert Ponomarjow, dass ein Staatsstreich – gefolgt von einem geordneten Übergang – die einzige Option sei, um Russland wieder zu einem sicheren Land mit freien Wahlen zu machen. Nach Ansicht der Moscow Times gilt Ilja Ponomarjow auch unter vielen russischen Oppositionellen und Exilanten als extrem in seinen Forderungen nach einem gewaltsamen Umsturz, jedoch sei sich der gebürtige Moskauer sicher, dass er nicht alleine dastehe: Viele russische Dissidenten würden hinter verschlossenen Türen den bewaffneten Widerstand unterstützen, sagt Ponomarjow. Generell gibt sich Ponomarjow in der Moskauer Zeitung trotzig und kämpferisch und hat auch von seinem Widersacher Wladimir Putin ein klares Bild: „Putin ist nicht so stark, wie er aussieht. Er ist ein reicher Mann, aber Geld kauft dir keine Freunde, die für dich kämpfen und sterben würden. Es kauft Ihnen Geschäftspartner.“ Derweil sorgte kürzlich ein in Russland veröffentlichtes Anti-Putin-Video für Aufmerksamkeit und erzielte eine hohe Reichweite. (chnnn)