Friday, January 12, 2024
Bauern-Demonstrationen: Unterstützung von allen Seiten
Merkur
Bauern-Demonstrationen: Unterstützung von allen Seiten
Artikel von Christof Schnürer •
Einen Politik-, aber keinen Systemwechsel - das fordert die mobilisierte Bauernschaft. Alois Kramer, der stellvertretende Kreisobmann im Landkreis Garmisch-Partenkirchen, sieht seine Branche dabei nicht alleine.
Krün/München – Erst München, dann Berlin: Auch Landwirte aus der Region zwischen Staffelsee und Karwendel sind in diesen bewegten Zeiten quer durch die Republik unterwegs. Der geplante Abbau der Agrarsubventionen mobilisiert mehr denn je die Bauern. Und nicht nur die: „Wir sitzen nicht alleine im Boot“, betont Alois Kramer, der stellvertretende Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands. Der komplette Mittelstand, der sich keine Steueroasen suchen kann, geht deutschlandweit auf die Barrikaden.
Das ist die Erkenntnis von Kramer nach dieser Protestwoche. Selbstverständlich nahm der Krüner am Montag bei der Großkundgebung in München teil. Mit vier Bussen sind der „Ferl“ und rund 200 Mitstreiter aus dem Landkreis Richtung Odeonsplatz aufgebrochen. Zudem tuckerten rund 50 Bauern aus der Region mit ihren Traktoren in die Isar-Metropole – rund drei Stunden soll die Fahrt bei winterlichen Verhältnissen gedauert haben. Mit anderen Worten: Da ist viel Diesel verbraucht worden. Treibstoff, dessen Subventionierung gekürzt werden soll. So will es die Ampel-Regierung, die unter anderem damit Haushaltslöcher stopfen will.
Sollen wir unseren eigenen Untergang finanzieren?
Kramer spricht „vom letzten Tropfen“, der das Fass bei den Landwirten nun zum Überlaufen gebracht hat. Tierschutz-Auflagen, Heizungsgesetz, Mautgebühren und vieles mehr haben Kramer und Co. schon vorher die Zornesröte ins Gesicht getrieben. Und jetzt das Diesel-Dekret. „Sollen wir unseren eigenen Untergang finanzieren?“, fragt sich der „Ferl“.
Der 55-jährige Isartaler befand sich bei der Kundgebung auf dem Odeonsplatz übrigens in prominenter Gesellschaft. An seine Seite gesellte sich keine Geringere als Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU), die selbst einmal als Bundeslandwirtschaftsministerin (2008 bis 2013) Verantwortung getragen hatte.
Ebenfalls an der Feldherrnhalle dabei der frischgebackene CSU-Landtagsabgeordnete Thomas Holz. Der nimmt bei seinem Appell natürlich sofort die Ampelregierung in die Pflicht. „Es ist nicht zu verantworten, die durch unzureichende Haushaltsführung entstandenen finanziellen Lücken durch Kürzungen der Subventionen in der Landwirtschaft ausbügeln zu wollen“, kritisiert der Mann aus Kochel am See. „Gerade in einem so wichtigen Bereich den Rotstift anzusetzen, konterkariert eine nachhaltige und gesunde Lebensmittelversorgung.“
Diese aufrechtzuerhalten, sei ohnehin ob der „Umverteilungswut“ schwer genug, findet Alois Kramer. Er selbst benötigt pro Jahr für seinen Betrieb rund 6000 Liter Diesel. Nach derzeitiger Regelung kann er von den Kosten etwa 1000 Euro steuerlich geltend machen. „Das ist zum Überleben nicht entscheidend“, verdeutlicht der Vollerwerbslandwirt, aber ein weiterer Baustein zur Schwächung seines Berufsstands. Und über Lobbyisten wie etwa die Großindustrie verfüge man in Berlin auch nur in bescheidenem Maße. „Uns bleibt maximal, auf die Straße zu gehen.“
So geschehen beispielsweise auf dem Münchner Odeonsplatz. Dieser soll laut Kramer im Gegensatz zu anderen Protestkundgebungen „genau so sauber wie zuvor“ von den Landwirten verlassen worden sein. Was auch für eine gesunde Grundeinstellung der Bauernschaft spricht. Kramer drückt das folgendermaßen aus: „Wir wollen einen Politikwechsel, keinen Systemwechsel!“ Förderung von „Eigeninitiative und nicht von Umverteilung“ ist für den Krüner das Gebot der Stunde.
Am kommenden Montag wollen auch Landwirte aus dem Werdenfelser Land wieder in der Bundeshauptstadt ihre Forderungen mit Traktorenlärm unterstreichen. Der „Ferl“ selbst wird diesmal nicht vor Ort sein, dafür aber Alois Kramer junior, sein 24-jähriger Sohn. Dieser steht bereits für die nächste Generation, die das Erbe der Vorfahren trotz erschwerter Rahmenbedingungen fortsetzen möchte.