Friday, August 25, 2023
Ausländische Fachkräfte: Ein kleines deutsches Einwanderungswunder
Wirtschaftswoche
Ausländische Fachkräfte: Ein kleines deutsches Einwanderungswunder
Artikel von Kistler, Florian •
3 Std.
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Die Zahl der Beschäftigten in technischen und naturwissenschaftlichen Berufen aus dem Ausland steigt deutlich. Eine exklusive Studie zeigt, welche Regionen profitieren und welcher Standort eine große Dynamik hat.
Kommen Weltkonzerne wie Intel oder TSMC nach Deutschland, braucht es auch Fachleute, die für sie arbeiten. Durch das geplante Intel-Werk sollen allein in Magdeburg bis zu 20.000 neue Arbeitsplätze entstehen. Im Fachkräftemangelland Deutschland? Ein Problem.
Welchen wichtigen Anteil aber bereits jetzt Zuwanderung leistet, zeigt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), die der WirtschaftsWoche exklusiv vorliegt. In den vergangenen zehn Jahren erlebte die Bundesrepublik ein Einwanderungswunder, wenn auch ein noch verhältnismäßig kleines.
Demnach stieg die Zahl der Beschäftigten aus dem Ausland in akademischen MINT-Berufen (also Mathematik, Ingenieurwesen, Naturwissenschaften und Technik) nahezu um den Faktor drei: von rund 70.000 Ende 2012 auf knapp 202.000 Fachleute Ende 2022. Insgesamt bedeute das 16 Milliarden zusätzliche Euro für die deutsche Wertschöpfung. Der Ausländeranteil hat sich damit innerhalb von zehn Jahren auf 12,7 Prozent fast verdoppelt. Im Gesamten stieg die Beschäftigung in akademischen MINT-Berufen hierzulande von über eine Million auf mehr als eineinhalb Millionen und damit um knapp 50 Prozent.
Doch woher kommen diese Menschen? Besonders hoch ist die Zuwanderung aus Drittstaaten. Sie hat sich von über 30.000 auf fast 122.000 mehr als vervierfacht. Spitzenreiter ist das Herkunftsland Indien mit einem Anstieg von 635 Prozent – von 3750 auf über 27.500 Fachkräfte.
Ein ähnliches Bild zeigt sich unter Ingenieuren. Hier wuchs der Ausländeranteil in Deutschland zwischen 2012 und 2022 von 6 auf 10,5 Prozent. Dabei gibt es regional große Unterschiede. In Berlin ist der Anteil ausländischer Fachleute besonders hoch (19 Prozent), in Mecklenburg-Vorpommern eher gering (3,9 Prozent). Ostdeutsche Spitze hinter Berlin ist Brandenburg (7,4 Prozent).
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Als Leuchttürme in Ostdeutschland stechen vor allem Frankfurt (Oder) und Berlin sowie der Ilm-Kreis hervor, bei dem der Anteil ausländischer Ingenieure in den vergangenen zehn Jahren von unter fünf Prozent auf über 22 Prozent wuchs. Laut den Studienautoren liege das an den vielen Absolventen der TU Ilmenau sowie der Ansiedlung ausländischer Unternehmen.
Dass internationale Großunternehmen den Trend verstärken, zeigt das Beispiel des Tesla-Werks in Grünheide im Landkreis Oder-Spree. Dort stieg der Anteil von ausländischen Ingenieuren schlagartig nach der Ansiedlung des Autoherstellers. Aktuell liegt er bei über neun Prozent – mehr als viermal so hoch wie vor zehn Jahren.
Ob das nun auch Magdeburg oder Dresden zu erwarten ist, wo sich die Chipkonzerne Intel uns TSMC ansiedeln wollen, bleibe allerdings abzuwarten, heißt es in der Studie. Ende 2022 betrug der Ausländeranteil bei den Ingenieurberufen in Magdeburg lediglich 4,7 Prozent. Die Studienautoren gehen aber davon aus, dass auch durch das geplante Intel-Werk die Zahl hoch qualifizierter Zuwanderinnen und Zuwanderer stark steigt. Langfristig helfe das gegen ein weiteres heraufziehendes Problem: die Überalterung der Region.