Friday, April 8, 2022
Mord auf Malle: Wer tötete den Bierkönig?
Kölner Stadt-Anzeiger
Mord auf Malle: Wer tötete den Bierkönig?
Stefanie Monien - Gestern um 09:24
Rund um Auswanderer-Träume und mafiöse Machtspiele an der Playa de Palma dreht sich die sechsteilige Serie "Der König von Palma" (s. unten). Schauspieler Henning Baum gibt in diesem deutsch-mallorquinischen Mikrokosmos den Auswanderer Matti Adler, der mit Goldkette und Hawaiihemden, die selbst Jürgen von der Lippe vor Neid erblassen ließen, hochfliegende Pläne mit der Kneipe "Bieradler" hat.
Während der "Bieradler" fiktiv ist, ist der "Bierkönig" an der Playa eine reale Institution. Und ein kleines bisschen schwingt in der Story vom "Bieradler" die Geschichte von "Bierkönig" Manfred Meisel († 49) mit. Grund genug, den bis heute nicht geklärten Mord an Meisel, seinem Sohn und einer Angestellten zu beleuchten. Das Todesdrama in der Finca des aus Frankfurt ausgewanderten Meisel jährt sich in der Nacht vom 11. auf den 12. November 2022 zum 25. Mal.
Die "Bierkönig"-Story
Er kam mit dem Kopf voller Pläne, dem Herzen voller Optimismus und - so geht die Fama - einem Koffer voller Geld. Meisel, der Macher aus der Mainmetropole, verliebte sich in den bis dato schleppend laufenden Laden an der Playa, eröffnete den "Bierkönig" am 21. April 1990 neu. Nicht zuletzt Mauerfall und Wiedervereinigung spülten täglich Aberhunderte Gäste in den "Bierkönig". Der Gastro-Tempel brummte - und brummt. Seit den 90ern gehört ein Besuch zum guten Partyton auf der Insel. Während es das Publikum krachen ließ, strich Manfred Meisel Geld ein. Jede Menge Geld. Sein Nachlassverwalter sagte im November 1998, ein Jahr nach dem Mord, es gehe um ein Vermögen von zehn bis 20 Millionen Mark (umgerechnet rund 5 bis 10 Mio Euro).
Hingabe zu Papageien
Meisel residierte in einer Nobel-Finca in den Bergen einige Kilometer von Palma entfernt, hielt dort rund 250 Papageien. Die Zucht der hochpreisig gehandelten Vögel war seine große Leidenschaft. Wurde ihm diese auch zum Verhängnis? In der Nacht zum 12. November peitschten sechs Schüsse durch die mallorquinische Nacht. Abgefeuert in der Meisel-Finca. Zwei davon trafen den 49-Jährigen in den Hinterkopf. Auch Meisels achtjähriger Sohn sowie eine Angestellte starben durch je zwei Schüsse. Wer sie abfeuerte, ist bis heute nicht geklärt. Eine Mitarbeiterin Meisels, die die Papageien füttern wollte, fand die drei Leichen am Morgen des 12. November 1997 in der Finca.
Rund um die Schinkenstraße machten sofort wilde Theorien die Runde: Die Russen-Mafia soll's gewesen sein, dann doch wieder gedungene Schurken aus Deutschland. Auch einheimische Gangster kamen ins Spiel. Es sei um die Papageien gegangen, asiatische Tierzüchter steckten dahinter, raunte man. Oder wollten die Killer doch ran ans Lokal des Toten? Meisels Lebensgefährtin, damals schwanger mit dem zweiten Sohn des "Bierkönigs", war zur Tatzeit wegen einer Untersuchung in Deutschland. Sie sagte 1998, ein Jahr nach der Bluttat: "Die Frage, warum das passieren musste, quält mich so sehr. Wir haben die Belohnung auf 200 000 Mark erhöht!" Die Polizei ermittelte damals einige vorläufig Tatverdächtige, musste aber alle wieder freilassen. Nach spanischem Recht ist die Tat seit 2017 verjährt - nicht so nach deutschem. Die Mörder des "Bierkönigs" könnten noch zur Rechenschaft gezogen werden.