Sunday, December 31, 2023

Tolles Video: Liebe Freunde, wir wünschen euch ein friedlicheres und glückliches neues Jahr 2024 für uns alle mit einem einzigartigen Londoner Feuerwerk 2024

Tolles Video: Liebe Freunde, wir wünschen euch ein friedlicheres und glückliches neues Jahr 2024 für uns alle mit einem einzigartigen Londoner Feuerwerk 2024. --------------------------------- „Satire ist mein Lieblingstier“ von Wolfgang Hampel ist ein Buch, das in den USA und auf der ganzen Welt sehr erfolgreich ist ------ „Satire ist mein Lieblingstier“ von Wolfgang Hampel ist ein satirischer Gedichtband, der in den USA, im deutschsprachigen Raum und vielen anderen Ländern großen Erfolg hat. Das Buch belegt auf Amazon.com Platz 5500 in der Kategorie „Parodie“. Der Autor Wolfgang Hampel ist für seinen sehr humorvollen und witzigen Schreibstil bekannt, der ihm bereits zweimal den Betty MacDonald Memorial Award einbrachte. Der Grund für den weltweiten Erfolg des Buches ist seine einzigartige Mischung aus Humor und Satire. Die satirischen Gedichte von Wolfgang Hampel gelten als sehr witzig, klug und zum Nachdenken anregend, was sie für viele zu einem großen Lesevergnügen macht. Auch die einzigartige Fähigkeit des Autors, ernste gesellschaftliche Probleme mit Humor anzusprechen, wird von begeisterten Lesern auf der ganzen Welt sehr geschätzt. -------------- Wohnzimmerlesung mit Wolfgang Hampel Wolfgang Hampel, Autor von „Satire ist mein Lieblingstier“ in Heidelberg Autoren – Verzeichnis -------------------------------------------------- -------------------- Buchinfo national & international, Eurobuch national & international,---------------- - --- USA , Vereinigtes Königreich, Australien , Brasilien , Kanada, Tschechische Republik, Frankreich, Deutschland, Deutschland , Indien , Italien, Ungarn , Japan, Japan, Mexiko, Niederlande , Spanien, Schweden, Schweiz , Schweiz , Türkei ---------------------- -------------------------------------------------- -------------------------------------- Wolfgang Hampel in der SWR 3-Fernsehsendung „Herzschlag-Momente“ am Samstag, 3. August 2019, um 21:50 Uhr.

Great Video: Dear friends we wish you a more peaceful and Happy New Year 2024 for all of us with unique London fireworks 2024

Great Video: Dear friends we wish you a more peaceful and Happy New Year 2024 for all of us with unique London fireworks 2024. --------------------------------- "Satire is my favorite animal" by Wolfgang Hampel is a book that is very successful in the United States and around the world ------ “Satire is my favorite animal” by Wolfgang Hampel is a book of satirical poems that is very successful in the United States, German-speaking countries and many other countries. The book is ranked #5500 on Amazon.com in the “Parody” category. The author Wolfgang Hampel is known for his very humorous and witty writing style, which has earned him the Betty MacDonald Memorial Award twice. The reason for the book's worldwide success is its unique blend of humor and satire. Wolfgang Hampel's satirical poems are considered very funny, clever and thought-provoking, which makes them a great reading pleasure for many. The author's unique ability to use humor to address serious social problems is also greatly appreciated by enthusiastic readers around the world. -------------- Living room reading with Wolfgang Hampel Wolfgang Hampel, author of “Satire is my favorite animal” in Heidelberg Authors – Directory -------------------------------------------------- -------------------- Book info national & international, Eurobuch national & international,---------------- - --- USA , United Kingdom, Australia , Brazil , Canada, Czech Republic, France, Germany, Germany , India , Italy, Hungary , Japan, Japan, Mexico, Netherlands , Spain, Sweden, Switzerland , Switzerland , Turkey ---------------------- -------------------------------------------------- -------------------------------------- Wolfgang Hampel in the SWR 3 television show 'Heartbeat Moments' on Saturday, August 3, 2019, at 9:50 p.m.

Leopard-Shuffle an der Ukraine-Front: Plötzlich tauchen deutsche Panzer in neuer Brigade auf

Merkur Leopard-Shuffle an der Ukraine-Front: Plötzlich tauchen deutsche Panzer in neuer Brigade auf Artikel von Hannes Niemeyer • 8 Std. Rätsel über Gründe Die Ukraine hält gegen Russland an der Front dagegen – auch dank der Ausstattung mit Leopard-2-Panzern des Typs 2A6 aus Deutschland. Nun ist ein Modell an anderer Stelle aufgetaucht. Awdijiwka – Kritische Zeiten im Ukraine-Krieg: Mit dem Ausbruch des Krieges in Israel hat sich auch die Aufmerksamkeit der Welt ein Stück weit auf einen weiteren Konflikt verschoben. Die Ukraine allerdings braucht weiterhin – und vielleicht mehr denn je – die Hilfe des Westens, um gegen den Aggressor aus Russland standhalten zu können. Ausgerechnet in dieser Phase des Krieges tobt in den USA, immerhin größter Unterstützer des Landes von Präsident Wolodymyr Selenskyj, ein erbitterter Streit um weitere Militärhilfen, der auch für Deutschland folgen haben könnte. Während die Diskussion, ob die Vereinigten Staaten den auf Hilfe angewiesenen Verbündeten vielleicht gar fallen lässt, tausende Kilometer entfernt tobt, wird an der Front im Krieg erbittert gekämpft. Größter Fokuspunkt der kriegerischen Handlungen: die Kleinstadt Awdijiwka nahe Donezk im Osten der Ukraine. Dort soll Kreml-Machthaber Wladimir Putin im Ringen um Erfolge im Krieg eine finale Schlacht um die Eroberung des Ortes planen. Allerdings forderten die bisherigen Kämpfe Berichten zufolge dort bereits bis zu 20.000 tote oder verwundete russische Soldaten. Leopard-Panzer im Ukraine-Krieg: Deutsches Modell taucht plötzlich in anderer Brigade auf Mittendrin in der Schlacht um Awdijiwka ist auch die 47. Motorisierte Brigade. Sie hat im Kampf gegen Russland einen großen Vorteil – und der stammt aus Deutschland: Die Brigade kämpft mit 21 Leopard-2-Panzer des Typs A6, die die Ukraine bereits erhalten hat. 18 davon stammen aus deutschen Beständen, drei aus Portugal. Sie gelten als die womöglich besten Panzer im gesamten Ukraine-Krieg. Wie gut die 2A6-Leos sind, zeigt auch ein Vorfall von vor wenigen Tagen, über den Forbes berichtet. Demnach sei es der 47. Brigade gelungen, innerhalb eines Panzer-Kampfes 21 russische Panzer zu zerstören und selbst nur zwei verloren zu haben. Umso verwunderlicher, dass sich nun in den sozialen Netzwerken wie X (vormals Twitter) Bilder und Videos von Leopard-2A6-Panzern häufen – allerdings in einer anderen Brigade. Hat die Ukraine also eine Art „Leopard-Shuffle“ vollzogen und die Panzer umverteilt? „Leopard-Shuffle“ im Krieg? Ukraine-Brigade zeigt plötzlich Deutschen 2A6-Panzer Fotos und Videos zeigen nun Leopard-2A6-Panzer bei der 21. Motorisierten Brigade der Ukraine. Diese soll laut Einschätzung von Forbes bisher vor allem mit zehn Stridsvagn-122-Panzern – aufgerüstete Leopard-2A5-Panzer – aus Schweden operiert haben. Die Frage, die sich jetzt stellt: Wieso hat man der 47. Brigade, die am aktuell vermeintlich gefährlichsten Frontabschnitt im Krieg in erster Reihe kämpft, die so wichtigen 2A6-Leoparden genommen und zur 21. Brigade, die gut 50 Meilen nördlich von Awdijiwka stationiert sein soll, zur Verfügung gestellt? Eine genaue Antwort auf diese Frage lässt sich nicht geben. Allerdings ist bekannt, dass die 21. Brigade kürzlich einen ihrer zehn Stritsvagn-Panzer verloren hat. Denkbar wäre, dass mit den verschobenen Leos die Panzer-Stärke der Brigade wiederhergestellt oder gar aufgestockt werden soll. Auch einzelne Militärblogger halten dies für möglich. Umverteilung oder Aufstockung? Rätsel um heikle Leopard-Panzer-Verschiebung in der Ukraine Ebenfalls möglich ist eine Aufstockung der 47. Brigade mit neu eintreffendem Material. Aktuell sollen sich demnach 31 US-amerikanische M1-Abrams-Panzer auf dem Weg in die Ukraine befinden. Ein wichtiger Bestandteil der 47. Brigade ist neben dem Leopard-2A6 derweil auch der M2-Bradley-Panzer. Möglicherweise soll die 47. Brigade mit Eintreffen der Abrams-Panzer vermehrt auf die US-Kampffahrzeuge setzen – und die Leopard-2A6-Panzer dann für andere Brigaden bereitstellen. Konkrete Beweise für einen derartigen Tausch oder eine Umverteilung gibt es allerdings nicht. Sicher ist jedoch, dass der Tausch innerhalb zweier Brigaden, die sich direkt an oder nahe der Front in hart umkämpftem Gebiet befinden, durchaus heikel ist. Dass der Krieg zeitnah ein Ende findet, ist nicht abzusehen. Die Ukraine stellt sich derweil schon auf ein politisches Desaster in 2024 ein. Im abgelaufenen Jahr zeigte sich zudem die Tendenz in Richtung Stellungskrieg: Ein Rückblick auf die Schlüsselmomente im Ukraine-Krieg 2023. (han)

Schweden: Wie das Land zum Schauplatz blutiger Bandenkriege wurde

DER SPIEGEL Schweden: Wie das Land zum Schauplatz blutiger Bandenkriege wurde Artikel von Niklas Franzen • 8 Std. In den allermeisten europäischen Ländern sinkt die Mordrate. Nicht so in Schweden. In dem wohlhabenden Land explodieren Bomben; immer mehr Menschen sterben an Schusswunden. Wie konnte es so weit kommen – und was hilft? Franco Villarreal beugt sich vor, steckt seinen Finger in das Einschussloch. Er stochert, drückt, stopft. Doch es hilft nichts, das Blut läuft in Strömen. Der Arm ist nicht echt, er ist aus Plastik. Durch eine kleine Flasche wird rote Farbe zur Einschussstelle gepumpt. Villarreal, gebürtiger Chilene und Lehrer, ist an einem bitterkalten Sonntag in das Stockholmer Kulturzentrum »Värmeverket« gekommen. Das ehemalige Heizwerk liegt im Westen der schwedischen Hauptstadt. In einem lichtdurchfluteten Raum sitzen gut ein Dutzend Teilnehmer auf Matten, auch einige Kinder sind da. Heute lernen sie hier, was bei Schießereien zu tun ist, wie man Schusswunden versorgt. Es sind Rollenspiele für den Ernstfall. »Es macht mir Angst, dass wir mittlerweile in Schweden solche Fähigkeiten brauchen.« Die Gruppe »Gatans Förband«, was übersetzt Straßenverband bedeutet, organisiert die Workshops. Bei schweren Blutungen sei es wichtig, sich mit dem ganzen Gewicht auf die Wunde zu stemmen, sagt Pär Plüschke, und demonstriert das an einem Kollegen. Seit vielen Jahren engagiert sich Plüschke, 46, hochgewachsen, in seiner Nachbarschaft. Er bezeichnet sich als progressiven Prepper – ein Mensch, der zwar nicht an Verschwörungstheorien glaubt, sich aber trotzdem auf Katastrophen vorbereitet. Eine solche erlebte Plüschke am 10. April 2022. An jenem Tag wartet er gerade in einer Pizzeria auf seine Bestellung. Plötzlich knallte es. Er blickte nach draußen, sah einen jungen Mann auf dem Asphalt liegen und stark bluten. Plüschke rief den Notarzt, rannte nach draußen. »Es war herzzerreißend, seine Freunde zu sehen.« Sie brüllten einfach nur. »Bleib bei uns, bleib bei uns.« Mit der Situation waren sie völlig überfordert. Der junge Mann starb noch vor Ort. Am nächsten Tag traf Plüschke die Jungs bei einer Gedenkveranstaltung wieder und bot ihnen an, sie in Erster Hilfe zu schulen. So entstand die Idee: ein Seminar für die Versorgung von Schusswunden, von Nachbarn für Nachbarn. Regelmäßig finden die Workshops nun statt. Das Interesse sei groß. Schweden: freundlich durch den Winter Denn Schweden hat ein Problem: In dem skandinavischen Land eskaliert die Bandenkriminalität. Allein im September 2023 starben elf Menschen bei Schießereien, darunter ein 13-Jähriger. Viele Täter sind ebenfalls fast noch Kinder, auch Unbeteiligte starben im Kugelhagel. In den Zeitungen kann man von Bombenanschlägen lesen, die ganze Häuserzeilen wegreißen. Schweden, einst eines der sichersten Länder der Welt, hat heute die zweithöchste Todesrate durch Schusswaffen in Europa. Während die Mordrate fast überall auf dem Kontinent rückläufig ist, steigt sie in Schweden. Es gilt die höchste Terrorwarnstufe. Wie konnte es so weit kommen? Um das zu verstehen, muss man in Gebiete wie Tensta fahren. Der Stadtteil liegt im Nordwesten Stockholms; viele Menschen mit Migrationshintergrund leben hier. Zwischen den grauen Häuserblocks und Fußballplätzen spielte sich Faysa Idles altes Leben ab. Sie wuchs in einer somalischen Familie auf, fünf Geschwister, Mutter mit drei Jobs. Im Café eines Luxushotels erzählt Idle, 25, davon, wie sie zwischen die Fronten geriet. Kaum jemand habe sich damals vorstellen können, dass die Situation so eskalieren würde. Damals, das war vor 2015. Tensta sei ein guter Ort zum Leben gewesen, sagt sie. Doch dann zog die Gewalt den Stadtteil in ihren Strudel. Idles Bruder war ein bekannter Bandenchef. »Die anderen Gangs benutzten mich, um an ihn heranzukommen.« Einmal schlugen ein paar Gangster sie zusammen. 2015 wurde ihr bester Freund erschossen, drei Jahre später ihr ältester Bruder. »Wenn Menschen um einen herum sterben, verliert man sein Sinngefühl. Man hasst das Leben.« Weil sie nicht weinen konnte, habe sie begonnen zu schreiben. Im September 2023 erschien ihr autobiografischer Roman »Ett ord för blod« (Ein Wort für Blut). »Das hat mich wieder zum Leben erweckt.« Die rasant gestiegene Gang-Gewalt in Schweden spiegelt Verschiebungen in der Welt des organisierten Verbrechens: Anstelle einiger großer Banden mit klaren Hierarchien ist die Szene heute zersplittert, gibt es viele kleinere Gruppen. Oft schließen sich einfach ein paar Freunde aus dem gleichen Wohnblock zusammen und steigen ins Geschäft ein: Heute ist es leichter, große Drogenmengen im Ausland zu bestellen und dann weiterzuverkaufen, denn auch global betrachtet hat sich die Szene diversifiziert. In den schwedischen Vororten werden aus ehemaligen Kindheitsfreunden nicht selten erbitterte Feinde, die in unterschiedlichen Gangs gegeneinander kämpfen. Auch in Idles Viertel war das so. »Sie hassen sich, weil sie sich früher einmal geliebt haben«, sagt sie. Mittlerweile sei so viel Blut geflossen, dass man keinen Frieden mehr schließen könne. Auch, weil der Ehrenkodex der alten Gangster nicht mehr gilt und selbst Familienangehörige ermordet wurden. In sozialen Medien prahlen die jungen Männer mit ihren Taten. Die Gen Z spielt Krieg. Was die Gewalt in Schweden zusätzlich anheizt: Seit den Balkan-Kriegen gibt es viele Waffen in dem nordeuropäischen Land. Außerdem sind die Strafen für Gewaltverbrechen niedriger als andernorts. Um die Strafmündigkeit zu umgehen, werden immer jüngere Täter losgeschickt. Teenager werden so zu Mördern. In Faysa Idles Leben gab es einen Wendepunkt. 2020, die Hochzeit ihres Bruders, außerhalb von Stockholm. Plötzlich brach Panik auf der Tanzfläche aus, denn eine Nachricht hatte die Runde gemacht: Drei schwer bewaffnete Jugendliche waren ganz in der Nähe von der Polizei gestoppt worden. »Sie waren auf dem Weg, um uns zu töten.« Auf die ganze Familie waren Kopfgelder ausgesetzt. Sie habe sich gefragt, ob auch ihr Bruder fähig wäre, unschuldige Menschen zu töten? Sie musste raus, ihr altes Leben hinter sich lassen. Idle zog um, beendete Freundschaften, kehrt kaum noch nach Tensta zurück. Heute lebt sie an einer geheimen Adresse. »Das tut mir im Herzen weh, aber es muss so sein.« Für viele linke Schweden hängt die Gewalteskalation auch mit hausgemachten Problemen zusammen. Im Ausland gilt das Land noch als sozial gerechter Wohlfahrtsstaat, dabei baut es seit vielen Jahren Sozialleistungen ab, die Armut nimmt zu. Laut einer Oxfam-Studie ist Schweden inzwischen eines der ungleichsten Länder der Welt. Im Zentrum von Stockholm leben fast nur weiße Schweden, in der Vorstadt überwiegend Migranten, so sieht es in vielen Städten aus. Auch Idle, die mit ihrem Buch eine Debatte über Integration auslöste, meint: Es gibt zwei Schwedens. Sie habe sich nie als Teil der Mehrheitsgesellschaft gefühlt. Von Lehrern bekam sie zu hören: Aus dir wird eh nichts! Viele ihrer Freunde finden keine Jobs, trotz Abschluss. Doch erklärt das, warum Jugendliche mit Kalaschnikows losziehen, um ihre Nachbarn zu töten? Für Richard Jomshof ist die Antwort auf diese Frage klar: Multikulturalismus und Massenimmigration seien schuld. Der 54-Jährige mit dem akkuraten Seitenscheitel sitzt in einem Büro im Reichstagsgebäude. Jomshof ist Politiker der rechtsradikalen Partei Schwedendemokraten und Vorsitzender des Justizausschusses. Jomshof ist für Provokationen und markige Sprüche bekannt. Im Juli bezeichnete er den Propheten Mohammed als »Kriegsherrn, Massenmörder, Sklavenhändler und Räuber«. Darüber dass sich viele Migranten über Diskriminierung beschweren, kann Jomshof nur lachen. Schweden sei eines der Länder, in denen es am wenigsten Rassismus gebe. Der Großteil der Probleme allerdings hätte mit dem Zuzug von Menschen aus dem Nahen Osten angefangen, sagt er. Tatsächlich sind 85 Prozent derjenigen, die an tödlichen Schießereien beteiligt waren, im Ausland geboren oder haben einen ausländischen Elternteil. Doch wer trägt die Schuld? Der Staat oder die Neu-Schweden? Nicht die Herkunft mache junge Menschen anfällig für Kriminalität, sagen Experten, sondern sozioökonomische Faktoren. Jomshof sieht das anders. »Wir geben ihnen Schulen, wir geben ihnen Wohnungen, wir geben ihnen Essen. Das Hauptproblem ist kulturell bedingt, sie wollen nicht Teil unserer Gesellschaft sein.« Nicht alle Migranten seien gleich, sagt er, er selbst habe Freunde aus dem Ausland. Aber eins stehe fest: Um die Kriminalität effektiv zu bekämpfen, müsse die Einwanderung gestoppt werden. Seit der letzten Wahl im September 2022 ist seine Partei endgültig im Mainstream angekommen: Die Schwedendemokraten holten die zweitmeisten Stimmen. Im Oktober 2022 kam die bürgerliche Minderheitsregierung unter Ulf Kristersson von der Moderaten-Sammlungspartei an die Macht. Jomshofs Partei ist zwar nicht Teil der Regierung, diese ist im Parlament aber auf Rechtsaußen angewiesen – und das spiegelt sich im politischen Diskurs wider: Im September richtete sich Premierminister Ulf Kristersson mit einer Ansprache an sein Volk. »Schweden hat noch nie zuvor so etwas gesehen«, sagte er über die Gang-Gewalt. Bei seinem Amtsantritt hatte er versprochen, die »inländischen Terroristen« zu jagen und das sogenannte Tidö-Abkommen vorgestellt. Es sieht unter anderem eine radikale Verschärfung der Einwanderungsgesetze und eine harte Hand gegen Kriminalität vor. Sieht so die Lösung für Schwedens Probleme aus? Therese Shekarabi stapft durch den Schnee, vorbei an Wohnblocks und kleinen Geschäften. Am Gürtel hängt gut sichtbar eine Pistole. Die 46-Jährige mit den stechend blauen Augen ist Polizistin in einem Stadtteil, der es landesweit zu Bekanntheit brachte: Rinkeby. Es war einer der ersten Orte, wo »der Konflikt« eskalierte. Bis nach Tensta, wo Faysa Idles aufwuchs, ist es nicht weit. Früher lebten hier viele Studenten. In den 1980 und 1990 Jahren zogen die weißen Schweden weg – und mit ihnen die Geschäfte und Dienstleistungen. Auf dem Platz vor der U-Bahn bleibt sie stehen. Ein älterer Mann kommt vorbei. »Hey Jama!« Hände schütteln, ein kurzes Gespräch. Dann muss er weiter, zum Gebet in die Moschee. »Sein Sohn wurde erschossen«, sagt Shekarabi. »Wir haben viel mit der Familie gearbeitet.« Vor drei Jahren wurde mitten im Viertel eine Polizeistation eröffnet. Obwohl sie einer Festung gleicht, sieht das Konzept Bürgernähe vor. Sozialarbeiterinnen sind hier stationiert. Die Polizei kooperiert außerdem mit Schulen und der Sozialbehörde. Die Ergebnisse könnten sich sehen lassen, meint Shekarabi. Rinkeby sei zwar immer noch ein Utsatt område, ein gefährdetes Gebiet. So bezeichnen die Schweden Gegenden mit hohen Kriminalitätsraten und soziale Problemen. »Aber wir sehen einen positiven Trend.« Es sei gelungen, die offene Drogenszene loszuwerden, die Schießereien seien zurückgegangen, die Bewohner arbeiteten mittlerweile besser mit der Polizei zusammen. Aber ein Wundermittel für die ganze Stadt gebe es nicht. »Jeder Konflikt ist anders.« Und immer noch sei das Misstrauen gegenüber der Polizei groß. Das hängt auch damit zusammen, dass in Schweden nur 25 Prozent der Mordfälle mit Schusswaffen aufgeklärt werden. Eine Studie der Stadtteilorganisation Folkets Husby zeigt, dass nicht-weiße Bewohner überdurchschnittlich häufig durchsucht werden. Eine weitere Meldung dürfte die Situation nicht gerade entspannt haben: Premierminister Kristersson dachte laut darüber nach, das Militär bei der Gangbekämpfung einzusetzen. Die Sprengstoff-Expertise des Militärs könnte sicherlich hilfreich sein, meint Shekarabi. Aber sollten Soldaten in Rinkeby patrouillieren, wäre das »eine Katastrophe.« Auch der Stadtteil-Aktivist Pär Plüschke glaubt nicht, dass mehr Repression das Problem lösen wird. Mit seiner Gruppe setzt er auf andere Wege, auf »solidarische Nachbarschaftsstrukturen«. Auch wenn sie mit ihren Erste-Hilfe-Kursen eher Symptome bekämpfen als Ursachen. »In Krisensituation sind wir Menschen unser bester Schutz. Je mehr wir wissen, desto besser können wir uns gegenseitig helfen.« Wie wichtig die Vorbereitung für den Ernstfall ist, wird nur einen Tag nach dem Workshop im alten Heizwerk deutlich. Hägersten, ein typisches Stockholmer-Mittelschicht-Viertel. Am Abend leuchtet Weihnachtsschmuck in den Fenstern, Eltern ziehen ihre Kinder auf Schlitten hinter sich her. Nur noch eine Blutspur im Schnee erinnert an das, was hier wenige Stunden zuvor geschah. Mit mehreren Schüssen wurde ein junger Mann niedergestreckt. Mitten am Tag. Passanten eilten herbei, leisteten Erste Hilfe. Der Mann überlebte.

Heizen und Tanken werden teurer – doch Klimageld der Ampel könnte wackeln

Merkur Heizen und Tanken werden teurer – doch Klimageld der Ampel könnte wackeln Artikel von Sandra Kathe • 1 Tag(e) Bekommen Bürger Ausgleich? Heizen und Tanken werden teurer – doch Klimageld der Ampel könnte wackeln Ein Klimageld zum Ausgleich des steigenden CO2-Preises war im Koalitionsvertrag der Ampel fest eingeplant. Doch eine Lösung zur Finanzierung lässt noch auf sich warten. Berlin – Mit dem Jahreswechsel wird der CO2-Preis in Deutschland von 30 auf 45 Euro angehoben, was die aktuell hohen Energiekosten – etwa beim Tanken oder Heizen – weiter steigen lässt. Um die Mehrausgaben der Bevölkerung abzufedern, war im Koalitionsvertrag der Ampel-Parteien ein Klimageld eingeplant. Doch das ist noch nicht in Sicht. Zwar besteht das dafür zuständige Finanzministerium unter FDP-Minister Christian Lindner darauf, mit seinen Plänen voll im Zeitplan zu sein, und das Klimageld bis 2025 auf den Weg zu bringen. Doch bei der Umsetzbarkeit der geplanten Staatshilfe zeigen sich gleich an mehreren Stellen Probleme. Das berichtet die Deutsche Presse-Agentur. Das im Koalitionsvertrag geplante Klimageld aus Lindners Finanzministeriums stößt auf massive Probleme. Dennoch heißt es, es liege im Zeitplan. Klimageld nach Haushaltsurteil: Lindners Ministerium regt Reformen an Das derzeit größte Problem dabei sei, die unklare Frage der Finanzierung nach dem Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts. Denn die Einnahmen aus dem CO2-Preis würden nun zunächst zum Ausgleich fehlender Mittel für Förderprogramme, Klimaschutzmaßnahmen und Modernisierungsprogramme für die Wirtschaft verplant. So sagte etwa der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil im Interview mit der Welt, dass er nicht wisse, wie man das Klimageld „unter den derzeitigen Bedingungen noch finanzieren sollte“. Auch Katja Hessel, Staatssekretärin im Finanzministerium, die bestätigt hatte, dass die Pläne „im Zeitplan“ seien, räumt ein, dass die Einnahmen aus dem CO2-Preis anderweitig verplant seien und eine grundlegende Reform der Förderpolitik für das Klimageld notwendig sei. Nach diesen Widersprüchen fragen sich aktuell viele Experten in Politik und Wirtschaft, ob Lindners Ministerium das drohende Scheitern des Klimagelds nur nicht zugeben will. Kritik an ausbleibendem Klimageld: Voraussetzungen lassen auf sich warten Lösbarer scheint zwei Jahre nach Abschluss des Koalitionsvertrags immerhin ein anderes wichtiges Umsetzungsproblem: Denn bislang fehlt für den Bund schlicht ein Weg, Geld direkt auf das Konto der Bürgerinnen und Bürger zu überweisen. Dafür plant das Finanzministerium, die Steuer-Identifikationsnummer jedes Menschen in Deutschland mit einer Kontoverbindung zu verknüpfen, wofür bis Ende 2024 eine Datenbank aufgebaut werden solle. Der Plan hinter dem Klimageld ist, die sozialen Folgen des steigenden CO2-Preises abzufedern – ein Ausbleiben hätte also handfeste Folgen für viele Menschen in Deutschland. Zuletzt argumentierte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), die Bürger würden bereits entlastet, weil der Staat die EEG-Umlage beim Strompreis übernehme. Fast alle Einnahmen aus dem CO2-Preis flössen so an die Menschen zurück. Im Koalitionsvertrag hatte die Ampel-Regierung allerdings festgehalten, dass das Klimageld als „sozialer Kompensationsmechanismus über die Abschaffung der EEG-Umlage hinaus“ entwickelt werden soll. (saka mit dpa)

„Europäische Atombombe wäre entscheidender Schritt hin zur eigenen Abschreckungskraft“

WELT „Europäische Atombombe wäre entscheidender Schritt hin zur eigenen Abschreckungskraft“ Artikel von Jacques Schuster • 9 Std. Herfried Münkler denkt geostrategisch und fordert, Europa auf eine Abkehr der Amerikaner vorzubereiten. Der Politikwissenschaftler erklärt, warum EU-Partner sich an der deutschen „Zeitenwende“ noch stoßen werden. Den Wunsch vieler Europäer nach einer atomwaffenfreien Welt hält er für illusorisch. WELT AM SONNTAG: Herr Münkler, Silvester naht. Wer lässt am ehesten die Champagnerkorken knallen – Joe Biden, Wolodmyr Selenskyj oder Wladimir Putin? Herfried Münkler: In der Selbstwahrnehmung vermutlich Putin. Gerade in den letzten Wochen hat er deutlich kommuniziert, dass Russland in dem Abnutzungskrieg gegen die Ukraine peu à peu die Oberhand gewinnt. Selenskyj ist in einer schwierigen Situation: Nach dem Fehlschlag der Sommer-Herbst-Offensive steht er auch innenpolitisch unter Druck. Und Joe Biden hat einfach zu viele Baustellen, bei denen er nicht genau weiß, wie er vorgehen soll. Dass so jemand wie Donald Trump ernsthaft noch die Chance eines Wahlsieges hat, ist eine Eigentümlichkeit, die Biden zu denken geben wird. Kurzum, am Silvesterabend ist Putin derjenige, der sich am ehesten zufrieden den Bauch reiben wird. WELT AM SONNTAG: War es nicht von Anfang klar: Eine militärische Supermacht wie Russland lässt sich zum einen nicht durch einen Staat wie die Ukraine besiegen; zum anderen wird ein Riesenreich wie Russland nicht durch Sanktionen in die Knie gezwungen? Münkler: Es war eine Fehlkalkulation vieler im Westen zu glauben, militärische Macht könne durch wirtschaftliche Macht ersetzt werden. Außerdem tun wirtschaftliche Sanktionen dem Sanktionierenden mindestens genauso weh wie dem Sanktionierten. Was die ukrainische Offensive angeht, so muss man nüchtern einräumen: Vieles, was der Westen an Waffen und Munition versprochen hat, kam viel zu spät oder ist bis heute nicht vor Ort. Wären schon im Sommer 2022 hinreichend Munition und teilweise auch die schweren Waffen geliefert worden, also, bevor die Russen sich auf eine Zeit der strategischen Defensive eingestellt hatten, hätte die ukrainische Offensive erfolgreich sein können. Zumindest wäre die Chance groß gewesen, dass Kiew aus einer relativ starken Verhandlungsposition heraus ein entsprechendes Verhandlungsangebot an die Russen hätte unterbreiten können. Diese starke Position besitzt die Ukraine heute nicht. WELT AM SONNTAG: Trifft die Europäer eine Mitschuld an der ukrainischen Schwäche? Münkler: Die Europäer haben eklatant darin versagt, die zugesagte Munitionsmenge zu liefern. Nicht einmal die Hälfte der versprochenen Munition ist geliefert worden. Aber ihnen die Lage allein anzukreiden, wäre zu simpel. Die Ukraine verfügt im Vergleich zu Russland über begrenzte Mittel. Ihr stehen nur etwa ein Viertel der jungen Männer zur Verfügung, die Russland an die Front schicken kann. Das heißt, Kiew muss mit seiner Manpower ganz anders haushalten als der Kreml. WELT AM SONNTAG: Wenn Sie die Lage heute zusammenfassen und einen Ausblick auf 2024 geben müssen, worauf müssen wir uns mit Blick auf die Russen gefasst machen? Münkler: Putin hat auf seiner jährlichen Großpressekonferenz vor wenigen Tagen klargemacht, dass er bei seinen Maximalforderungen bleibt. Er will nach wie vor nicht nur die Demilitarisierung und „Entnazifizierung“ der Ukraine, sondern letztlich auch die vollkommene russische Kontrolle über diesen Staat. Nur unter diesen Bedingungen sind die Russen zurzeit zu einem Waffenstillstand bereit. Das aber kann er nur mit militärischen Mitteln erreichen. So wird dieser Krieg zumindest bis zu den amerikanischen Präsidentschaftswahlen weitergehen. Putin wird danach sehen, ob die Vereinigten Staaten ihre Unterstützung der Ukraine weiter leisten. Grundsätzlich nimmt er wohl an, dass die Hilfe, die der Westen 2022, 2023 geleistet hat, allmählich schwächer wird. Dennoch würde ich voraussagen: Der Krieg wird auch im kommenden Jahr weitergehen. Jedenfalls haben die Herren im Kreml – es sind nur Herren – genug Zeit und Kapazitäten, den Krieg mithilfe kleiner, begrenzter Offensiven und Artillerieduellen weiterzuführen, mit dem Ziel, die ukrainische Armee zu ermatten und gleichzeitig der ukrainischen Infrastruktur durch Luftangriffe schweren Schaden zuzufügen, um den Durchhaltewillen der Bevölkerung zu schwächen. WELT AM SONNTAG: Wer das jüngste Buch der amerikanischen Historikerin Marie Sarotte „Keinen Schritt weiter nach Osten“ liest, dem wird klar, dass die Russen die Osterweiterung der Nato von Anfang an ablehnten, aber zu schwach waren, diese aufzuhalten. Mussten wir mit einem Krieg wie dem gegen die Ukraine rechnen, sobald Russland sich stark genug fühlte, ihn tatsächlich zu führen? Münkler: Es gab gute Gründe, davon auszugehen, dass die Russen erstens eine revisionistische Macht sind und dass sie zweitens nach den Großprotesten auf dem Kiewer Maidan 2013/14 die Aussicht für äußerst bedrohlich hielten, dass die Ukraine politisch nach Westen wandert. Ich nehme an, dass für Putin die Möglichkeit eines EU-Beitritts der Ukraine sogar bedrohlicher als ein möglicher Nato-Beitritt war. Ein wirtschaftlich prosperierender ukrainischer Rechtsstaat hätte womöglich die Maidan-Proteste auf den Roten Platz in Moskau getragen und wäre unter Umständen existenzgefährdend für den Kreml geworden. So dürfte die militärische Option früh eine Rolle in der russischen Kalkulation gespielt haben. WELT AM SONNTAG: Hätte der Westen darauf früher reagieren müssen? Münkler: Das hätte er. Es bleibt die Frage, ob die Reaktion die richtige war. Nehmen Sie die Bundesregierung. Sie hatte gehofft, mit wirtschaftlichen Mitteln Russland einzubinden. Sie hatte quasi gesagt: „Lieber Wladimir Wladimirowitsch, überlege dir, was für gute Kunden wir sind und wie viel Milliarden Euro wir dir Monat für Monat für dein Erdgas und Erdöl überweisen. Willst du dir dieses Geschäftsmodell kaputt machen?“ Was die Deutschen nicht auf dem Schirm hatten, war: Für Putin war die Bewirtschaftung von Ressentiments in der Ukraine-Frage wichtiger als die Bewirtschaftung von Wohlstandsinteressen. WELT AM SONNTAG: Hätte ein Konfrontationskurs größeren Erfolg gehabt? Münkler: Angela Merkel hat mit einigem Recht zu bedenken gegeben, dass es schon 2008 zum Krieg gekommen wäre, hätte die Nato Georgien und die Ukraine auf der damaligen Nato-Tagung in Bukarest als Mitglieder aufgenommen. Wäre die ukrainische Armee damals in der Lage gewesen, sich wirksamer als heute zu verteidigen? Wohl kaum. So mag man zwar die deutsch-französische Appeasement-Politik gegenüber Russland nach der russischen Krim-Besetzung 2014 beklagen, die sich in den Minsker Abkommen manifestierte, doch sie verschaffte Kiew Zeit, sich militärisch vor allem mithilfe der Amerikaner zu ertüchtigen. Sicher war vieles naiv an der Russland-Politik, und niemand hat ernsthaft einen Plan B erwogen, der eine massive Aufrüstung bedeutet hätte. Nur: Hätte es für diese Aufrüstung eine Mehrheit in der Bevölkerung gegeben? Wohl nicht. WELT AM SONNTAG: Teilen Sie den Eindruck, dass Berlin keinen Plan B besitzt, was bündnis- und verteidigungspolitisch getan werden muss, sollte Donald Trump wieder US-Präsident werden? Münkler: Ich glaube, zumindest Verteidigungsminister Boris Pistorius durchdenkt verschiedene Optionen. Das lässt sich aus seinen jüngsten Reden schließen. Deswegen ist er auf dem jüngsten SPD-Parteitag auch unter Feuer genommen worden. Bei den übrigen Politikern lautet der Plan B: Beten, dass Biden gewinnt. Aber einiges spricht für die deutschen Anstrengungen. WELT AM SONNTAG: Was? Münkler: Zwar werden die Europäer die amerikanischen Leistungen an die Ukraine nicht vollständig kompensieren können, dennoch muss man anerkennen: Die Deutschen leisten beeindruckend viel. Sowohl, was die deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine als auch das Aufrechterhalten des ukrainischen Staatshaushaltes durch die deutsche finanzielle Hilfe angeht, ist diese Unterstützung höher als die der restlichen Europäischen Union, einschließlich Großbritanniens. Gerade Großbritannien hätte eigentlich die Verpflichtung, die Ukraine sehr viel stärker zu unterstützen. Schließlich ist das Vereinte Königreich einer der Signatarstaaten des Budapester Memorandums von 1994, in dem die Briten den Ukrainern die Unverletzlichkeit ihrer Grenzen garantiert haben. Also was immer man an den Deutschen kritisieren mag, die Lernkurve, die von Christine Lambrecht zu Boris Pistorius geht, ist bemerkenswert steil. Übrigens könnte es sein, dass sich die Europäer irgendwann einmal daran stoßen werden. WELT AM SONNTAG: Wie meinen Sie das? Münkler: Irgendwann könnten die europäischen Freunde feststellen, dass die Deutschen wieder eine ausgesprochen leistungsfähige Rüstungsindustrie und eine der stärksten Armeen Europas aufgebaut haben. Bislang war es ein europäischer Konsens, dass Deutschland zwar eine starke wirtschaftliche Macht sein darf, aber keine militärische. Der Grund dafür liegt an unserem Verhalten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Über kurz oder lang könnten also Sorgen die Freude über eine Zeitenwende überwiegen. Man kann bereits jetzt wahrnehmen, dass die Franzosen die deutsche Entwicklung sehr genau beobachten. Immer wieder kommt es zu Spannungen zwischen Paris und Berlin. WELT AM SONNTAG: Wird in dem Maße, in dem sich die Amerikaner von Europa abwenden, die deutsche Frage wieder aktuell? Münkler: Die meisten Deutschen halten sich für vorbildliche Europäer. Doch die übrigen Europäer achten genau auf das deutsche Gewicht und reagieren sehr empfindlich, wenn Berlin dieses Gewicht einsetzt. Während der Finanzkrise war eine Person wie Finanzminister Wolfgang Schäuble zumindest für einige Europäer das Sinnbild des deutschen Hegemons. Ich lese gerade einen Essay der Historiker Brendan Simms und Benjamin Zeeb. Um das deutsche Gewicht einzubinden, schlagen sie die Gründung der Vereinigten Staaten von Europa vor. Dieser Gedanke ist theoretisch durchaus richtig, aber politisch vorerst nicht praktikabel. So ist Deutschland als entscheidende wirtschaftliche und politische Größe durchaus ein Brocken in der Mitte Europas – bald mit einer Brigade in Litauen, heute schon mit Eurofightern in Rumänien und Patriot-Abwehrraketen in Südpolen. In den kommenden Jahren wird das militärische Gewicht noch zunehmen. Die Selbstwahrnehmung ist eben auch hier eine andere als die Außenwahrnehmung. WELT AM SONNTAG: Wenn die Amerikaner sich von Europa abwenden, dann verliert der Kontinent die nukleare Komponente seiner Abschreckung. Welche Konsequenzen sollten die Europäer daraus ziehen? Münkler: Man könnte sagen, es bleiben die britischen und französischen Atomwaffen. Aber Polen und die baltischen Staaten mit ihren historischen Erfahrungen werden vermutlich daran zweifeln, ob sie sich bei einer möglichen nuklearen Erpressung seitens Russlands auf britische und französische Versprechen verlassen können. Deswegen haben sie stets auf die USA gesetzt. Insofern spricht einiges dafür, den entscheidenden Schritt zu tun und eine wirklich europäische nukleare Abschreckungsfähigkeit aufzubauen. WELT AM SONNTAG: Was heißt das konkret? Münkler: Das heißt, die Staaten des Weimarer Dreiecks, also Frankreich, Deutschland, Polen, plus zweier Südeuropäer, also Madrid und Rom, verfügen über Atomwaffen in gemeinsamer Entscheidungsgewalt, also: Der Koffer mit dem roten Knopf zirkuliert zwischen den genannten Staaten. Die europäische Atombombe wäre ein entscheidender Schritt hin zu einer strategischen Autonomie und zu einer eigenen Abschreckungskraft. Diese Abschreckungskraft sollte schleunigst aufgebaut werden. Leider sind die Europäer Spezialisten darin, Zeitfenster zu verschlafen. WELT AM SONNTAG: Viele Europäer träumen immer noch von einer atomwaffenfreien Welt. Münkler: Das Gegenteil wird geschehen. WELT AM SONNTAG: Wie meinen Sie das? Münkler: Irgendeiner hat gesagt, Russland sei eine Tankstelle mit Atomwaffen. Das trifft genau den Punkt. Russland hat nur die Nuklearwaffen und seine Rohstoffe. Nur diese beide Potenziale geben ihm die weltpolitische Bedeutung. Allein aus diesem Grund wird der Kreml niemals auf seine Nuklearwaffen verzichten. Eine Denuklearisierung der Welt wird bis auf Weiteres nicht möglich sein. Im Gegenteil: Wir werden eine Proliferation von Nuklearwaffen erleben – vielleicht mit dem Iran als neue Atommacht. Saudi-Arabien wird dann ebenfalls nach der Atombombe streben. Genau wie die Türkei. Es spricht also vieles dafür, dass die Europäer schnell eine allein in ihrer Hand befindliche Fähigkeit zur nuklearen Abschreckung erlangen.

„Erst wenn unreparierbar“: Ampel-Ministerin klammert sich an ihre Gasheizung – trotz neuer Förderung

Merkur „Erst wenn unreparierbar“: Ampel-Ministerin klammert sich an ihre Gasheizung – trotz neuer Förderung Artikel von Fabian Hartmann • 42 Min. Gebäudeenergiegesetz Bauministerin Klara Geywitz rät Verbrauchern, ihre Heizungen rasch zu ersetzen. Sie selbst jedoch will vorerst ihr altes Heizsystem nutzen. Berlin – Die Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen Klara Geywitz (SPD) empfiehlt, Erdgasheizungen schneller auszutauschen, als es das am 1. Januar 2024 in Kraft tretende Heizungsgesetz vorsieht. Das Heizungsgesetz, amtlich Gebäudeenergiegesetz (GEG), hatte Geywitz zusammen mit Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) entwickelt. Eine Austauschpflicht gibt es zum Start des Gesetzes nicht – nur für Besitzer eines Standardkessels, der älter als 30 Jahre ist. Schnellerer Heizungstausch „kann sich lohnen“, plädiert Klara Geywitz – und behält die eigene „Es kann sich lohnen, die Heizung schneller zu tauschen und keine neue Gasheizung mehr einzubauen“, plädiert Geywitz gegenüber der Zeitungen der Funke Mediengrupp dennoch – in Anbetracht der neuen Förderrichtlinie für den Heizungstausch. Den Start zur Förderung hatte Habeck am Freitag bekannt gegeben. Die Gasheizung bei ihr Zuhause will Geywitz jedoch nicht ersetzen, bis sie „unreparierbar“ ist. Denn nachhaltig sei auch, Dinge so lange zu nutzen, wie sie funktionieren. Geywitz und ihre Familie hätten auf diese Weise über die letzten beiden Jahre „viel sparsamer geheizt“, fügte die Bauministerin hinzu. Neues Heizungsgesetz – auch Bundesförderung für effiziente Gebäude tritt ab neuem Jahr in Kraft Ursprünglich trat das GEG bereits am 1. November 2020 in Kraft. Im Zuge einer ersten Novelle wurde zum 1. Januar 2023 der bisher geltende Neubaustand im Hinblick auf den Jahres-Primärenergiebedarf angehoben. Mit der zweiten Novelle des Gesetzes wurde nun „zudem der Einsatz erneuerbarer Energien beim Einbau neuer Heizungen verbindlich geregelt“, heißt es hierzu seitens des Bundesamts für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen. Die neue Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) soll dafür sorgen, dass künftig immer mehr Wohnungen und Gebäude nachhaltiger und klimafreundlicher beheizt werden. Fossile Brennstoffe wie Heizöl oder Gas will man so stückweise reduzieren. Die im Zuge des GEG von der Ampel-Koalition beschlossene Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) wird ebenfalls ab Jahresbeginn gelten. Sie soll Hauseigentümer bei der Sanierung von Gebäuden unterstützen, damit sie dauerhaft Energiekosten einsparen können. Demnach gibt es für alle Wohn- und Nichtwohngebäude eine Grundförderung von 30 Prozent – das gilt für private Hauseigentümer ebenso wie für Vermieter, Unternehmen sowie für gemeinnützigen Organisationen und Kommunen. Heizungen, die in Neubauten installiert werden, müssen somit ab 1. Januar 2024 zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Bei Bestandsgebäuden sollen die zunächst die Kommunen Pläne vorlegen, wie ein Umbau zu mehr Klimaneutralität örtlich funktionieren kann. Generell gilt aber: Hausbesitzer können funktionierende Heizungen vorerst weiter betreiben. Zudem dürfen kaputte Heizungen repariert werden. Habeck: Bundesförderung im Rahmen des Heizungsgesetzes ist ein „wichtiges Signal“ Bauministerin Geywitz verwies auch auf den in der Bundesförderung enthaltenen Klima-Geschwindigkeitsbonus: Bis zu 20 Prozent der Kosten können selbst nutzende Eigentümer von Wohnungen und Häusern dann für den Ausbau nachhaltigerer Heizsysteme erhalten. Vorausgesetzt, sie stellen ihre Wärmeversorgung besonders schnell auf erneuerbare Energien um. Den Beginn der Förderung von Hauseigentümern zum Umbau auf nachhaltige Heizsysteme bezeichnete Wirtschafts- und Umweltminister Habeck derweil als „wichtiges Signal“: „Bei Investitionen in klimafreundliche Heizungen greifen wir den Bürgerinnen und Bürgern im Land unter die Arme und unterstützen mit großer finanzieller Kraft des Staates“, erklärte er am Freitag in einer Pressemitteilung. Das sei entscheidend, um bezüglich des Klimaschutzes im Gebäudebereich voranzukommen – „und zwar so, dass es für die Menschen machbar ist“, fügte Habeck hinzu. Förderanträge können ab Ende Februar bei der bundeseigenen Förderbank KfW eingereicht werden, aber auch rückwirkend für alle ab jetzt in Auftrag gegebenen oder schon begonnenen Vorhaben.

Konjunktur: Chinas Industrieproduktion schrumpft stärker als erwartet

Handelsblatt Konjunktur: Chinas Industrieproduktion schrumpft stärker als erwartet Artikel von , Reuters • 2 Std. Die Volksrepublik kämpft mit anhaltender Wachstumsschwäche. Experten warnen aufgrund des Preisverfalls vor einem Teufelskreis. Die Produktionstätigkeit in China ist im Dezember den dritten Monat in Folge geschrumpft. Dies geht aus einer offiziellen Umfrage unter Fabrikbesitzern hervor, die mit der schwachen Nachfrage zu kämpfen haben. Der offizielle Einkaufsmanagerindex (PMI) fiel im Dezember auf 49,0 von 49,4 im Vormonat, wie die Nationale Statistikbehörde mitteilte. Damit blieb das Barometer erneut unter der Wachstumsschwelle, die bei 50 liegt. Zudem fiel sie schwächer aus als erwartet, bei einer Reuters-Umfrage lag der Median bei 49,5. „Wir müssen die politische Unterstützung verstärken, sonst wird sich der Trend der Wachstumsschwäche fortsetzen“, sagte Nie Wen, Wirtschaftswissenschaftler bei Hwabao Trust. Nie erwartet, dass die Zentralbank in den kommenden Wochen die Zinssätze und die Mindestreservesätze der Banken senken wird. „Der Preisverfall hat die Gewinne der Unternehmen stark beeinträchtigt und die Beschäftigung und das Einkommen der Menschen weiter verschlechtert. Wir könnten einen Teufelskreis erleben“, sagte er. Die Volksrepublik kämpft mit einer anhaltenden Immobilienkrise, und die Verlangsamung des globalen Wachstums stellt die Regierung in Peking vor zusätzliche Herausforderungen, um die Wirtschaft anzukurbeln.

Weg mit der rosaroten Brille!

RP ONLINE Weg mit der rosaroten Brille! Artikel von RP ONLINE • 5 Std. Düsseldorf. Hierzulande ist die objektive Lage besser als die Stimmung. Nicht Zuversicht muss angemahnt werden, sondern Realismus – und das auch mit Blick auf den Krieg in der Ukraine. 1. Januar 2023 – Silvesterbilanz Schwere Unfälle und Straftaten mit Feuerwerkskörpern haben die Rückkehr des großen Silvesterböllerns in Deutschland überschattet. Ein 17-Jähriger in Leipzig verletzte sich beim Einsatz von Pyrotechnik so schwer, dass er im Krankenhaus starb, wie die Polizei an Neujahr mitteilte. In Sachsen-Anhalt wurde ein Mann beim Böllern auf der Straße von einem Auto erfasst und getötet. Unter anderem in Berlin wurden zudem Einsatzkräfte angegriffen und verletzt. Und auch die Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste in Nordrhein-Westfalen hatten in der Neujahrsnacht gutzutun. Zuversicht ist eine Haltung, die sich in guten Zeiten von selbst ergibt. Dann braucht man keine rosarote Brille, die Zukunft sieht ohnehin famos aus. Insofern belegen die zahlreichen Neujahrsappelle, die mehr Zuversicht einfordern, vor allem doch eines: dass wir uns in schlechten Zeiten zu befinden scheinen. „Krisenmodus“ wurde treffenderweise zum Wort des Jahres gekürt. Aber sind die Zeiten eigentlich schlecht? Objektiv betrachtet liegen die Dinge in Deutschland viel besser, als sich vor einem Jahr erwarten ließ. Die Inflation hat sich auf Normalmaß verringert, vor allem die Energiekosten sind längst nicht so hoch wie gedacht. Auch ohne russisches Pipeline-Gas herrscht keine Mangellage, zum zweiten Mal in Folge scheint das auch im Winter so zu sein. Die Arbeitslosigkeit bleibt extrem niedrig. Nach wie vor ist unser Land die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt; stagnierend zwar, aber auf hohem Niveau. Jetzt RP ONLINE Newsletter Stimme des Westens kostenlos bestellen Jener „Krisenmodus“, der sich breitmacht wie der Rhein in diesen nassen Wintertagen, gilt denn auch weniger den harten Daten, sondern ausweislich der Umfragen vor allem der Bundesregierung. Tatsächlich bietet die Ampelkoalition samt ihrem wortkargen Bundeskanzler ein jämmerliches Bild der Zerstrittenheit und Planlosigkeit. Allein, es waren die Wählerinnen und Wähler, die dieses Bündnis ungleicher Partner vor nur etwas mehr als zwei Jahren geradezu erzwungen haben. Rechnerisch möglich gewesen wäre auch die Viererkoalition aus CDU, Grünen, FDP und CSU – aber die wollte außer Armin Laschet niemand so richtig. Schon gar nicht das Wahlvolk. Wer hat 2023 politisch gepunktet, wer verloren? Wir haben Persönlichkeiten gefunden, die 2023 für Aufsehen gesorgt haben – und ihr politisches Standing entweder gestärkt oder gemindert haben. So etwa Sahra Wagenknecht. Sie kam auf jeden Fall 2023 ganz groß raus. In einem lang geplanten Schritt verließ sie unter Getöse die Linkspartei, brachte die Bundestagsfraktion damit nicht nur an den Rand, sondern zur Auflösung. Wer zurückschaut, merkt jedoch schnell, dass aufreibende Koalitionsstreitigkeiten, faule Kompromisse und fehlerhafte Gesetze der deutschen Politik seit Jahrzehnten allzu vertraut sind. Offensichtlich hat sich der Schaden in Grenzen gehalten. Und das, was wirklich nicht gut funktioniert, tut es seit Langem nicht, von den Pisa-Ergebnissen der Schulen über die marode Deutsche Bahn bis hin zum ausgereizten Rentensystem. Zu hoffen, diese Dinge seien schleunigst zu ändern, am besten sofort, ist töricht. Und das gilt auch für die Migration. Ganz so einfach, wie es sich in Slogans und Posts behaupten lässt, liegen die Dinge auch hier nicht. Reformen sind möglich, dauern aber. Die Frustration zur Halbzeit kennt man aus dem Fußball, manchmal wird es dann besser. Aber ebenso wie das Spiel hat auch die Legislaturperiode eine feste Dauer – gewählt wird in knapp zwei Jahren. Ja, einer der Ampelkoalitionäre könnte vorher aussteigen – aber warum sollte man? Für SPD und FDP wäre es Harakiri, und für die etwas stabileren Grünen gäbe es keine Machtoption. Denn sie hat Friedrich Merz zum „Hauptgegner“ erklärt, da wird keine Koalition draus. Sein stetes Rufen nach Neuwahlen ändert an der Konstellation nichts. Wo er in zwei Jahren steht, muss sich zeigen. In diesem „Krisenmodus“ der Gesellschaft, der von objektiv ordentlichen Wirtschaftsdaten begleitet wird, braucht es nicht Zuversicht, sondern Realismus. Weder eine rosarote Brille noch jenes Modell aus „Per Anhalter durch die Galaxis“, das sich bei Gefahr verdunkelt, sind gefragt. Realismus im Inneren bedeutet zum Beispiel, beim Schutz des Klimas die Verzichtbereitschaft der Menschen nicht zu überschätzen. Das nachgebesserte Heizungsgesetz trägt dem Rechnung. Oder: Realistischerweise lässt sich die sogenannte irreguläre Migration in einem europäischen Binnenmarkt schwer steuern. Aber wie die Zugezogenen dann hier erfasst, verwaltet und versorgt werden, ob sie bleiben können oder gehen müssen, eben schon. Die jüngsten Kompromisse zwischen Bund und Ländern folgen diesem Ansatz. Polizisten im Einsatz in der Berliner Silvesternacht. 1. Januar 2023 – Silvesterbilanz Schwere Unfälle und Straftaten mit Feuerwerkskörpern haben die Rückkehr des großen Silvesterböllerns in Deutschland überschattet. Ein 17-Jähriger in Leipzig verletzte sich beim Einsatz von Pyrotechnik so schwer, dass er im Krankenhaus starb, wie die Polizei an Neujahr mitteilte. In Sachsen-Anhalt wurde ein Mann beim Böllern auf der Straße von einem Auto erfasst und getötet. Unter anderem in Berlin wurden zudem Einsatzkräfte angegriffen und verletzt. Und auch die Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste in Nordrhein-Westfalen hatten in der Neujahrsnacht gutzutun. Eine realistische Betrachtung des Äußeren führt allerdings selbst bei bestem Willen nicht zu Zuversicht. Nach dem gezielten mordlüsternen Angriff der Hamas auf jüdische Zivilisten in Israel herrscht Krieg in Gaza, dabei kommen viele palästinensische Zivilisten ums Leben. Diplomatisch verheddert sich Deutschland gelegentlich zwischen Staatsräson und Mitleid, etwa bei Uno-Resolutionen, aber bleibt doch verlässlicher Partner. Zu einer Lösung des Nahostkonflikts kann die Bundesregierung wenig beitragen, und muss es vielleicht auch nicht. Mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine verbindet Deutschland ungleich größere strategische Interessen. In Kürze gehen die Kämpfe in ihr drittes Jahr. Inzwischen zeigt sich deutlich, was der Unterschied zwischen „Die Ukraine darf nicht verlieren“ (Olaf Scholz) und „Die Ukraine muss gewinnen“ (Boris Pistorius) konkret bedeutet. Die Hilfen des Westens reichen für ein militärisches Patt, aber die Besatzertruppen lassen sich nicht aus dem Land drängen. Im März stehen die Pseudo-Präsidentschaftswahlen in Russland an, aus denen Wladimir Putin gestärkt hervorgehen dürfte. Im November geht es in den USA ums Weiße Haus; Donald Trump könnte Joe Biden ablösen und die jetzt schon umstrittene Unterstützung der Ukraine ganz stoppen. Realistisch betrachtet sind weder eine militärische Entscheidung noch eine Verhandlungslösung im neuen Jahr wahrscheinlich. Deswegen sollte Deutschland zu einem realpolitischen Ansatz finden: Was lässt sich überhaupt – notfalls auch ohne die USA – erreichen? Wo decken sich die Interessen der Ukraine und Deutschlands und wo eben nicht? Im Inneren braucht es keine rosarote Brille, weil die objektive Lage besser ist als die Stimmung. Im Äußeren schadet sie sogar, weil sie einen präzisen Blick verhindert. Mehr Zuversicht von den Menschen zu fordern, klingt in diesen Zeiten wie eine hohle Phrase. Die Bundesregierung ist vielmehr gefordert, sich ehrlich zu machen, innen wie außen, und dann konsequent einen Schritt nach dem anderen zu gehen. Politik wird gerne mit dem angeblichen Bismarck-Zitat als „Kunst des Möglichen“ beschrieben, und davon würde man in den knapp zwei Jahren bis zur Bundestagswahl gerne mehr sehen.

Saturday, December 30, 2023

The wokeness is at an end

Neue Zürcher Zeitung Germany The wokeness is at an end Article by Denise Bucher • 5 hours It is diversity, not uniformity, that characterizes an open society. But it should do without ideologies and dogmas. Today's reality leaves the Woken in need of explanation. The newly flared anti-Semitism and politically managed hatred since Hamas' attack on Israel is leading some representatives to betray what the term "woke" may once have stood for: being vigilant against discrimination. To stand up for respect, tolerance and diversity. Who pays attention to differentiated language now? On not hurting anyone with words? Instead, it is important to take a position. It is as if all that is left of the theories of identity politics is the drawing of boundaries, which is now tipping over into a dangerous dualistic worldview: you are either for Israel or Palestine. It is forgotten that Israel and Judaism, Hamas and Palestinians, Islam and Islamism are not the same. The fight for diversity seems to have given way to an irritating idea of purity. So-called “woke” concerns are now failing because of left-wing anti-Semitism, which was repressed but is now breaking out. The inability to label terrorism as terrorism, regardless of which group perpetrates it, is evidence of ideological blindness. At the same time, the brutality of the present exposes the panic about the Woken, which has been fomented by the other side, as a cheap means of making politics and generating clicks. “If the silent majority is no longer willing to accept the increasing demands of the woke community, there is a risk of civil war.” This is what Zana Ramadani and Peter Köpf write in their new book “Woke – How a moralizing minority threatens our democracy”. Threatening democracy by moralizing? Until the civil war? Because of a minority? You have to laugh at such apocalyptic murmurs. End of ceasefire - Israel resumes fight against Hamas The Hamas attack on Israel has now given the clamor for wokeness a reality check. And it turns out: both supporters and critics of the movement fail. Statements like those from Ramadani and Köpf sound like calculated fomenting of hysteria given the real dangers that democracy is exposed to - of which anti-Semitic violence is just one. Your book should sell as well as possible within the intended target group. Even if you want to agree with them on individual points, it is difficult to do so because their tone is so condescending and the argument is overly simplistic. The book describes what it does itself: ideologically motivated rift formation. But ideologies cannot be fought with ideologies. That is the opposite of progress. Such publications contribute nothing to an intelligent debate. Meanwhile, the Woken are falling into the trenches they have dug themselves over the last few years. What would happen if a musician with dreadlocks performed today and sang “Free Palestine!” shouted into the microphone? Would his hairstyle as an expression of cultural appropriation be an issue, as it was in the summer of 2022? It seems as if both the woke movement itself and the resistance to it have led to a collective loss of multi-perspective thinking. Wokeness is now just a fighting term, used either as an absolute credo or the ultimate swear word. But the more it is exaggerated and exaggerated, the more both sides undermine their own arguments: calling an unpleasant feeling a trauma devalues it. Rather, what victims of terror, acts of violence and oppression suffer is traumatic. Conversely, in Western societies there is no real ban on opinions; no one has to expect arrest by the Stasi for using the generic masculine or a deduction in the social credit system, as China uses to control its population. There may be a shitstorm, or you have to expect opposition where there was none before. But even presumptuous statements are covered by freedom of expression. This is a feature of a functioning democratic society. Since when do we no longer feel spurred on to discuss things or just annoyed by other opinions, but rather always threatened and in need of help? It's too easy to say that the woke people who wanted to ban something from the majority are to blame. Because this means that their opposition to prevailing norms is interpreted as a rule that one has to submit to. Instead of arguing against it, you style yourself as a victim.

Die Wokeness ist am Ende

Neue Zürcher Zeitung Deutschland Die Wokeness ist am Ende Artikel von Denise Bucher • 5 Std. Es ist Vielfalt, nicht Gleichförmigkeit, die eine offene Gesellschaft auszeichnet. Doch sie sollte ohne Ideologien und Dogmen auskommen. Die heutige Realität bringt die Woken in Erklärungsnot. Der neu aufgeflammte Antisemitismus und der politisch bewirtschaftete Hass seit dem Angriff der Hamas auf Israel bringt einige Vertreter dazu, das zu verraten, wofür der Begriff «woke» einmal gestanden haben mag: Achtsam zu sein gegen Diskriminierung. Einzustehen für Respekt, Toleranz und Vielfalt. Wer achtet jetzt noch auf differenzierte Sprache? ­Darauf, niemanden mit Worten zu verletzen? Stattdessen gilt es, Position zu beziehen. Es ist, als ob von den Theorien der Identitätspolitik nur noch das Grenzenziehen übrig wäre, das jetzt in ein gefährliches dualistisches Weltbild kippt: Man ist entweder für Israel oder Palästina. Dass Israel und Judentum, Hamas und Palästinenser, Islam und Islamismus nicht dasselbe sind, das wird vergessen. Der Kampf um Diversität scheint einer irritierenden Vorstellung von Reinheit gewichen zu sein. Sogenannte «woke» Anliegen scheitern jetzt am linken Antisemitismus, der sich verdrängen liess, aber jetzt hervorbricht. Die Unfähigkeit, Terror als Terror zu benennen, egal von welcher Gruppe er verübt wird, ist der Beweis für ideologische Verblendung. Gleichzeitig entlarvt die Brutalität der Gegenwart die von der anderen Seite geschürte Panik vor den Woken als ein billiges Mittel, um Politik zu machen und Klicks zu generieren. «Wenn die schweigende Mehrheit nicht mehr bereit ist, die zunehmenden Zumutungen der woken Community hinzunehmen, droht ein Bürgerkrieg.» Das schreiben Zana Ramadani und Peter Köpf in ihrem neuen Buch «Woke – Wie eine moralisierende Minderheit unsere Demokratie bedroht». Mit Moralisieren die Demokratie bedrohen? Bis zum Bürgerkrieg? Wegen einer Minderheit? Man muss lachen ob solch apokalyptischem Raunen. Ende der Waffenruhe - Israel nimmt Kampf gegen Hamas wieder auf Der Überfall der Hamas auf Israel hat das Geschrei um Wokeness nun einem Realitätscheck unterzogen. Und es zeigt sich: Sowohl Verfechter als auch Kritikerinnen der Bewegung fallen durch. Aussagen wie jene von Ramadani und Köpf klingen angesichts der realen Gefahren, denen die Demokratie ausgesetzt ist – und von denen antisemitisch motivierte Gewalt nur eine ist –, nach kalkuliertem Schüren von Hysterie. Ihr Buch soll sich innerhalb der geneigten Zielgruppe möglichst gut verkaufen. Sogar wenn man den beiden in einzelnen Punkten zustimmen möchte, so fällt dies schwer, weil ihr Ton so herablassend und die Argumentation zu stark vereinfachend ist. Das Buch beschreibt, was es selbst tut: ideologisch motivierte Grabenbildung. Aber Ideologien lassen sich nicht mit Ideologien bekämpfen. Das ist das Gegenteil von Fortschritt. Zu einer klugen Debatte tragen solche Publikationen nichts bei. Derweil stürzen die Woken in die Gräben, die sie im Lauf der letzten paar Jahre selbst ausgehoben haben. Was würde passieren, wenn heute ein Musiker mit Dreadlocks aufträte und «Free Palestine!» ins Mikrofon riefe? Wäre seine Haartracht als Ausdruck von kultureller Aneignung ein Thema, wie es im Sommer 2022 eines war? Es scheint, als ob sowohl die woke Bewegung selbst wie auch der Widerstand dagegen zu einem kollektiven Verlust von multiperspektivischem Denken geführt hätten. Wokeness ist nur noch ein Kampfbegriff, eingesetzt entweder als absolutes Credo oder ultimatives Schimpfwort. Aber je mehr zugespitzt und übertrieben wird, desto mehr höhlen beide Seiten ihre eigenen Argumente aus: Ein unangenehmes Gefühl als Trauma zu bezeichnen, entwertet dieses. Traumatisch ist vielmehr, was Opfer von Terror, Gewalttaten und Unterdrückung erleiden. Umgekehrt gibt es in westlichen Gesellschaften kein real existierendes Meinungsverbot, niemand muss bei der Verwendung des generischen Maskulinums mit Verhaftung durch die Stasi rechnen oder mit einem Abzug im Sozialkreditsystem, wie China es pflegt, um seine Bevölkerung zu kontrollieren. Es gibt vielleicht einen Shitstorm, oder man muss mit Widerrede rechnen, wo es früher noch keine gab. Aber selbst anmassende Äusserungen sind von der Meinungsfreiheit gedeckt. Das ist ein Merkmal einer funktionierenden demokratischen Gesellschaft. Seit wann fühlen wir uns von anderen Meinungen nicht mehr angestachelt zur Diskussion oder bloss genervt, sondern immer gleich bedroht und hilfsbedürftig? Es ist zu einfach, zu behaupten, die Woken seien schuld, die einer Mehrheit etwas verbieten wollten. Denn damit deutet man deren Widerrede gegen herrschende Normen zu einer Regel um, der man sich zu unterwerfen habe. Statt dagegen zu argumentieren, stilisiert man sich zum Opfer. Ja, es gibt historisch gewachsene Ungleichheiten. Eine Struktur, in der die einen das Sagen haben und andere marginalisiert und diskriminiert werden. Aber zum Opfer gemacht zu werden oder sich zum Opfer zu stilisieren, ist nicht Dasselbe. Ersteres bedeutet Ohnmacht, Letzteres das Gegenteil. Wer sich zum Opfer stilisiert, gibt die Regeln vor, an welche die anderen sich zu halten haben. «Man tut mir Gewalt an», das kann ein «alter weisser Cis-Mann» genauso behaupten wie eine junge «queere Snowflake». «Wenn fanatische Ideologen ihr Weltbild nur in groben Vereinfachungen präsentieren, dann kann es nicht darum gehen, sie in Schlicht- und Grobheit zu überbieten, sondern dann braucht es Differenzierung», schreibt die Philosophin Carolin Emcke in ihrem 2016 erschienenen Buch «Gegen den Hass». Den Ausweg sieht sie in «einer Kultur des aufgeklärten Zweifels und der Ironie». Zurzeit bewegen wir uns eher in die entgegengesetzte Richtung. Was wird künftig wohl übrigbleiben vom Konstrukt der Wokeness? Wird das Wort an eine gescheiterte Debatte vom Anfang des 21. Jahrhunderts erinnern? Oder wird es mit einem gesellschaftlichen Wandel assoziiert werden, der bedeutende Veränderungen gebracht hat? Dass die Stimmen in der Kultur, der Politik, der Wissenschaft vielfältiger geworden sind, das ist eine Errungenschaft. Denn es ist Vielfalt, nicht Gleichförmigkeit, die eine offene Gesellschaft auszeichnet. Doch sie sollte ohne Ideologien und Dogmen auskommen.

Kommentar: Terzic-Entlassung bereits eingeleitet

ran.de Kommentar: Terzic-Entlassung bereits eingeleitet Artikel von Chris Lugert • 7 Std. Von Chris Lugert Rückholaktionen haben bei Borussia Dortmund inzwischen Tradition. Allein in jüngerer Vergangenheit kamen etwa Mario Götze, Mats Hummels, Shinji Kagawa oder Nuri Sahin als Spieler zurück, ohne aber an ihre alten Glanzzeiten vor ihrem Abschied Richtung große Fußballwelt anknüpfen zu können. Für Sahin ist es jetzt also sogar die zweite Rückkehr, wenn man so will. Denn der ehemalige türkische Nationalspieler, der für den BVB 274 Pflichtspiele bestritt, wird ab Januar als Co-Trainer von Edin Terzic fungieren. Auch Sven Bender, noch so eine Legende aus alten Tagen, stößt zum Trainerteam. Im Gegenzug verlässt Armin Reutershahn den Klub. Wie es in der Branche so üblich ist, wurde in der offiziellen Mitteilung penibel darauf geachtet, die Botschaft großer Einigkeit zu vermitteln. Terzic etwa wird mit folgenden Worten zitiert: "Es war mein klarer Wunsch, Nuri und Sven als Co-Trainer für uns zu gewinnen." Das kann man glauben, man muss es aber nicht. Denn ab sofort sitzt der 41-Jährige auf einem brandgefährlichen Schleudersitz. Die "Bild" berichtete bereits, dass BVB-Boss Hans-Joachim Watzke Sahin als eine Art "Schatten-Trainer" sieht, der im Falle einer Entlassung von Terzic sofort übernehmen könnte. Ein Vertrauensbeweis für den aktuellen Cheftrainer sieht anders aus. Nach einer bedenklich inkonstanten und vor allem in der Bundesliga mangelhaften Hinrunde folgte eine Analyse zwischen Watzke, Sportdirektor Sebastian Kehl und Berater Matthias Sammer. Zu einer sofortigen Entlassung von Terzic konnte man sich nicht durchringen, doch was jetzt passiert, ist eine Entlassung auf Raten. Mit Sahin und Bender, so scheint es, soll vor allem die Mannschaft ins Boot geholt werden, der zuletzt in nicht gerade kleinen Teilen eine interne Revolte gegen den aktuellen Trainer nachgesagt wurde. Marco Reus, angeblicher Rädelsführer, kennt Sahin und Bender aus vielen gemeinsamen BVB-Jahren und könnte womöglich zu einer Art Waffenstillstand gebracht werden. Marco Rose ging es ähnlich - wegen Terzic Doch genau das schwächt die Autorität von Terzic gewaltig. Ein Trainer, der nur noch über seine Assistenten einen Draht zur Mannschaft findet, kann nicht mehr lange überleben. Und sein Überleben als Trainer hängt wiederum davon ab, was diese Mannschaft auf dem Platz leistet. Ein Teufelskreis. Ein wenig dürfte sich Terzic nun fühlen wie Marco Rose vor gut zwei Jahren. Damals übernahm Rose die Mannschaft nach dem Pokalsieg, den Terzic zuvor als Interimstrainer eingefahren hatte. Da dieser aber den Verein nicht verließ, sondern Technischer Direktor blieb, musste Rose immer mit einem Schatten-Trainer im Hintergrund klarkommen. Das Ergebnis ist bekannt. Rose wurde nach der Saison 2021/22 entlassen und durch Terzic ersetzt. Dass sich dieses Schicksal nun wiederholt, erscheint naheliegend. Nächste Rückholaktion im Sommer? Die Mannschaft hat den Zeitpunkt des Wechsels dabei durch ihre Leistungen selbst in der Hand - und das wissen die Spieler genau. Hat man den BVB-Profis in Teilen bereits in der Hinrunde nachgesagt, sie würden gegen den Trainer spielen, erhalten sie nun geradezu eine Einladung hierfür. Der Plan der BVB-Bosse, durch die Anstellung von Sahin und Bender für bessere Leistungen und vor allem bessere Ergebnisse zu sorgen, könnte damit zu einem Bumerang werden - zumindest, solange Terzic noch da ist. Mit dem neuen Trainerteam wurde Terzic daher nicht gestärkt, sondern entscheidend geschwächt. Jede Niederlage in der Rückrunde wird die Fragen nach der Zukunft des Trainers weiter befeuern, mehr noch, als es in der Hinrunde in der damaligen Konstellation möglich gewesen wäre. Der Druck steigt von allen Seiten. Es wäre höchst beeindruckend, wenn Terzic die Saison tatsächlich als Cheftrainer des BVB beendet. Weniger verwunderlich wäre eine Entlassung im Februar oder März, Sahin und Bender übernehmen bis Saisonende. Und dann? Rückholaktionen haben in Dortmund bekanntlich Tradition. Warum nicht auch bei ehemaligen Trainern? Nuri Sahin und Sven Bender dürfte da ein Name einfallen ...

Für Erdogan ist kein Platz in der Europäischen Union

Berliner Morgenpost Für Erdogan ist kein Platz in der Europäischen Union Artikel von Gerd Höhler • 4 Std. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und sein Land sind von einem EU-Beitritt weit entfernt. Für viele Türkinnen und Türken beginnt das neue Jahr mit einer schlechten Nachricht. Der staatlich festgesetzte Mindestlohn, mit dem immerhin sieben Millionen türkische Arbeitnehmer auskommen müssen, wird zum 1. Januar um 49 Prozent erhöht – nur. Denn die Inflation erreichte im November 62 Prozent. Die Preise vieler Lebensmittel haben sich im Vergleich zum Vorjahr sogar mehr als verdoppelt. Der neue Mindestlohn entspricht 519,20 Euro. Die Armutsgrenze für eine vierköpfige Familie liegt nach Berechnungen der türkischen Metallarbeitergewerkschaft Bisam bei umgerechnet 1 343 Euro. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten zwingen Präsident Recep Tayyip Erdogan, die von ihm selbst abgebrochenen Brücken zu Europa wieder aufzubauen. Denn die EU ist der wichtigste Handelspartner der Türkei. Von dort kommen die meisten Investoren. Aber von einer Aufnahme in die EU ist der ewige Beitrittskandidat Türkei heute weiter entfernt als je zur. Menschenrechte? Demokratie? Schutz von Minderheiten? Türkei missachtet wichtige EU-Kriterien Auch wenn man jetzt mit Brüssel über eine Vertiefung der Zollunion und Visa-Erleichterungen verhandelt: Die Kopenhagener Kriterien für einen Beitrittskandidaten, die unter anderem Achtung der Menschenrechte, Demokratie, den Schutz von Minderheiten und Rechtsstaatlichkeit verlangen, erfüllt das Land schon lange nicht mehr. Eine gelenkte Justiz, geknebelte Medien, Tausende Regierungskritiker hinter Gittern: Erdogan wandelt sich immer mehr zum Despoten, die Türkei ist auf dem Weg in eine Diktatur. Auch außenpolitisch isoliert Erdogan sein Land, statt es zu öffnen. Das alte Jahr hat der türkische Staatschef mit einer seiner schrillen Tiraden ausklingen lassen: Israels Premierminister Benjamin Netanjahu sei „wie Hitler“, erklärte der türkische Präsident. Die Nazi-Keule schwingt Erdogan seit jeher gern. Angela Merkel warf er „Nazi-Methoden“ vor, Europa sei ein Kontinent „besiedelt von Nazi-Überbleibseln“, so Erdogan vor einigen Jahren. Erdogan führt völkerrechtswidrige Kriege in Syrien und im Nordirak Die ständigen Faschismus-Vorwürfe zeigen nicht nur eine eklatante Unkenntnis der europäischen Geschichte. Das Fach kam vielleicht in der islamischen Priesterschule, die Erdogan besuchte, auf dem Stundenplan zu kurz. Mit solchen Entgleisungen ist der türkische Präsident ist auf dem internationalen Parkett nicht gesellschaftsfähig. Erdogan führt völkerrechtswidrige Kriege in Syrien und im Nordirak, er finanziert Söldner in Libyen und im Kaukasus. Dem Bündnispartner Griechenland drohte er noch vergangenes Jahr, Raketen auf Athen abzufeuern. Nicht nur damit strapaziert Erdogan die Geduld der Nato-Partner. Seit über 18 Monaten blockiert er die Aufnahme Schwedens in das Bündnis. Freuen kann sich darüber nur einer: Kremlchef Putin. Nato-Beitritt Schwedens wird von Erdogan blockiert Ständig stellt Erdogan neue Bedingungen: Mal fordert er von Schweden die Auslieferung türkischer Regierungskritiker, in denen er „Terroristen“ sieht, mal verlangt er als Preis für sein Plazet zur Nato-Erweiterung eine Beitrittszusage der EU. In jüngster Zeit ist es die Lieferung amerikanischer F-16-Kampfflugzeuge, von der Erdogan ein Ende der Beitritts-Blockade abhängig macht. Mit dieser Politik macht der türkische Präsident sein Land zum Paria und liefert den Gegnern eines türkischen EU-Beitritts jede Menge schlagkräftige Argumente. Die Vorstellung, dass bei EU-Ratstagungen stets ein politischer Erpresser mit am Tisch sitzen würde, ist unerträglich. Für Erdogans Türkei ist deshalb in der EU kein Platz.

Trotz seltener Entschuldigung von Putin: Russland steht vor ernsthafter Eierkrise

Dagens.de Trotz seltener Entschuldigung von Putin: Russland steht vor ernsthafter Eierkrise Artikel von Peter Zeifert • 17 Min. Russland kämpft derzeit mit einer erheblichen Eierkrise, trotz einer seltenen Entschuldigung von Präsident Wladimir Putin. Die Krise hat zu steigenden Preisen und Knappheit geführt, was bei der russischen Bevölkerung Besorgnis auslöst. Die Situation ist so ernst geworden, dass sich Präsident Putin zu einer öffentlichen Entschuldigung gezwungen sah, ein ungewöhnlicher Schritt für den russischen Führer. Er erkannte die Schwierigkeiten an, mit denen die Menschen aufgrund des Eiermangels und der daraus resultierenden Preiserhöhungen konfrontiert sind. Die Krise resultiert aus einer Kombination von Faktoren, einschließlich der von westlichen Ländern verhängten Wirtschaftssanktionen nach Russlands Invasion in der Ukraine und Störungen in der Lieferkette. Diese Faktoren haben zu einem Rückgang der Eierproduktion und einem Anstieg der Preise geführt. Die Knappheit hat spürbare Auswirkungen auf das tägliche Leben in Russland, da Eier in vielen Haushalten ein Grundnahrungsmittel sind. Preisanstieg um 40 Prozent Die steigenden Kosten haben zusätzlichen finanziellen Druck auf Familien ausgeübt, die bereits mit wirtschaftlichen Herausforderungen zu kämpfen haben. Laut Newsweek ist der Preis für ein Ei um 40 Prozent gestiegen. Die russische Regierung hat Schritte unternommen, um die Krise anzugehen, einschließlich der Einführung von Preissteuerungen und der Suche nach alternativen Quellen der Eierproduktion. Diese Maßnahmen haben die Situation jedoch noch nicht wesentlich verbessert. Putins Entschuldigung unterstreicht die Schwere der Krise und die Bemühungen der Regierung, die Situation zu bewältigen. Der Eiermangel ist eine von mehreren wirtschaftlichen Herausforderungen, mit denen Russland konfrontiert ist, und unterstreicht die breiteren Auswirkungen des anhaltenden Konflikts in der Ukraine und internationaler Sanktionen.

ARD: Amerikaner guckt „Tagesschau“ und fällt vom Glauben ab

News38 ARD: Amerikaner guckt „Tagesschau“ und fällt vom Glauben ab Artikel von Sascha Osmialowski • 33 Min. Was ist so anders an der „Tagesschau“ im Vergleich zu den großen amerikanischen Nachrichten-Sendungen? Dieser Frage versucht der Amerikaner Donnie auf den Grund zu gehen. Der Youtuber mit der weißen Brille lebt seit vier Jahren mit seiner Frau Aubrey in Deutschland und berichtet immer wieder von kulturellen Unterschieden, die ihm auffallen. Ihr englischsprachiger Youtube-Kanal „Passport Two“ hat rund 37.000 Abonnenten. ARD: „Tagesschau“ mit Mega-Quote Donnie fallen massive Unterschiede in der Art und Weise auf, wie die Massenmedien in den USA und in Deutschland über aktuelle Ereignisse berichten. Vorab präsentiert er einen Vergleich der wichtigsten Nachrichtensendungen beider Länder. USA Fox News 1,95 Mio. Zuschauer täglich MSNBC 1,05 Mio. Zuschauer täglich CNN 0,63 Mio Zuschauer täglich Deutschland Tagesschau (ARD) 10,13 Mio. Zuschauer täglich Heute (ZDF) 3,93 Mio. Zuschauer täglich RTL aktuell 2,95 Mio. Zuschauer täglich Setzt man die Zahlen ins Verhältnis zu den Einwohnerzahlen, sind die Deutschen (84 Mio. Einwohner) generell wesentlich mehr an überregionalen Nachrichten interessiert als die Amerikaner (333 Mio. Einwohner). Das unterscheidet die „Tagesschau“ von US-Nachrichten Die TV-Landschaft in de USA funktioniert komplett anders. Donnie hat sich folgende Fragen gestellt: Wie werden die Nachrichten finanziert? In den USA gibt es fast ausschließlich private Sender, und davon eine große Anzahl. Sie finanzieren sich durch Werbung und Spenden, die auch von Unternehmen und Parteien kommen. Die „Tagesschau“-Nachrichten (sowie alle anderen Nachrichten in ARD und ZDF) werden ausschließlich durch die GEZ-Gebühren bezahlt. Sie sollen die Unabhängigkeit der Medien in Deutschland gewährleisten. Wie werden die Nachrichten präsentiert? Weil es so unglaublich viele private Sender in den USA gibt, stehen sie in einem hohen Konkurrenzkampf. Deswegen arbeiten Redaktionen dort oft mit Mitteln der Unterhaltung und weniger mit sachlichen, unkommentierten Informationen. Fast jede Meldung wird angekündigt als „Alarm“, „Newsflash“ oder „Sensation“. Wie werden die Nachrichten konsumiert? Jeder US-News-Sender hat ständig wechselnde Nachrichten mit unterschiedlichen Moderatoren. Und die laufen rund um die Uhr. In Deutschland gibt es eine „Prime Time“ für die Nachrichten: Um Punkt 20 Uhr ertönt der Gong für die Tagesschau. Auch die Unterhaltung auf allen anderen Sendern richtet sich danach. Kaum ein TV-Highlight beginnt vor 20.15 Uhr. Welche Art von Nachrichten werden gezeigt? News in den USA sind generell wesentlich bunter, unterhaltsamer und oft auch gesellschaftlich nicht unbedingt tiefgründig. Schaut man amerikanische Nachrichten, bekommt man schnell den Eindruck, die USA seien die „Zentrale des gesamten Universums“. Internationale Berichterstattung: Fehlanzeige. Die „Tagesschau“ beschränkt sich zwar auf wenige, dafür überregional relevante Themen, findet Donnie. Amerikaner von „Tagesschau“ überrascht In den USA ist es ganz normal, dass Nachrichtensender von Parteien beeinflusst werden und parteiisch berichten. Republikaner schauen „Fox News“, Demokraten schauen meist „CNN“ oder „MSNBC“. In Deutschland kennt man diese Unterscheidung nicht, die „Tagesschau“ wird – so Donnies Erkenntnis – von Anhängern aller politischer Lager offenbar als vertrauensvolle Quelle akzeptiert. Für den Wahldeutschen ist das absolut bemerkenswert. Egal ob der Zuschauer eher links oder rechts im politischen Spektrum steht: Die „Tagesschau“ genießt ein unglaublich hohes Ansehen in der Bevölkerung – 8 von 10 deutschen Fernsehzuschauern sagen, sie vertrauen den Nachrichten der ARD. In den USA liegt die Quote wesentlich niedriger.

USA: Mega-Blackout: Warum Texas im neuen Jahr das Schlimmste befürchtet

Handelsblatt USA: Mega-Blackout: Warum Texas im neuen Jahr das Schlimmste befürchtet Artikel von Kort, Axel Postinett, Axel • 6 Std. 17.02.2021, USA, Fort Worth: Strommasten stehen auf mit Schnee bedeckten Feldern. Texas ist Amerikas Energiegigant. Trotzdem warnen Experten vor einem Horror-Szenario: dem Kollaps der Stromversorgung. Risikofaktor ist nicht nur das marode Netz. Die Texanerin Amanda Stoffels hat mit ihrem Mann 40 Hektar Land gekauft und lässt dort unter Solarpaneelen 250 Schafe grasen. Dem Farmer Louis Brooks gehört eine Ranch, die größer ist als der New Yorker Stadtteil Manhattan. Seine Rinder ruhen sich im Schatten von Windrädern aus. „Wenn Leute mich fragen, wie eine Windturbine klingt, dann sage ich: Sie klingt nach Geld“, sagt Brooks. Stoffels und Brooks gehören zu den vielen Ranchern im republikanischen Texas, die die saubere Energie als zusätzliche Einnahmequelle entdeckt haben. Innerhalb der USA gewinnt nicht Kalifornien, sondern der Ölstaat Texas am meisten Energie aus Windkraft- und Solaranlagen. Im vergangenen Jahr hat Texas laut der Energy Information Agency (Eia) insgesamt 136.000 Gigawattstunden Wind- und Solarenergie produziert, Kalifornien kam gerade einmal auf 55.000 Gigawattstunden. Im Sommer hat Texas dank der alternativen Energien Stromausfälle verhindern können. Doch nun ist Winter und die Bewohner fragen sich, ob das System einem Kälteeinbruch wie im Jahr 2021 gewachsen ist. Damals waren beim Wintersturm „Uri“ 250 Menschen gestorben, als Hunderttausende bei Minustemperaturen tagelang ohne Strom blieben. Schlecht oder gar nicht isolierte Leitungen und Schalter von Öl- und Gaskraftwerken waren eingefroren, Isolatoren an Überlandleitungen platzten, und die schiere Nachfrage nach Energie hatte die Infrastruktur an ihre Belastungsgrenze gebracht.

Putin „muss gestoppt werden“: Biden warnt trotzdem vor direktem militärischem Konflikt mit Russland

FR Putin „muss gestoppt werden“: Biden warnt trotzdem vor direktem militärischem Konflikt mit Russland Artikel von Stephanie Munk • 51 Min. „Deutliche Erinnerung an die Welt“ US-Präsident Biden sieht wegen des Ukraine-Kriegs die Sicherheit Europas in Gefahr – und befürchtet, dass die USA hineingezogen werden. Putin müsse gestoppt werden. Washington – US-Präsident Joe Biden nimmt die jüngsten heftigen Luftangriffe Russlands auf die Ukraine zum Anlass für eine eindringliche Warnung an die USA und den Rest der Welt: Die Vereinigten Staaten könnten in einen direkten militärischen Konflikt mit Russland hineingezogen werden, wenn Russlands Präsident Wladimir Putin im Ukraine-Krieg Erfolg habe, so Biden. „Über Nacht hat Russland seinen größten Luftangriff auf die Ukraine seit Beginn dieses Krieges gestartet“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme Bidens vom Freitag (29. Dezember). „Es ist eine deutliche Erinnerung an die Welt, dass nach zwei Jahren diese zerstörerischen Krieges Putins Ziele gleich geblieben sind.“ Putin wolle die Ukraine auslöschen und dessen Volk unterjochen. „Er muss gestoppt werden“, so der US-Präsident eindringlich. Biden warnt im Ukraine-Krieg: Risiko, dass USA hingezogen werden, steige Dabei betreffe der Krieg nicht nur die Ukraine, bekräftige Biden, sondern „weit darüber hinaus“: „Sie betreffen das gesamte NATO-Bündnis, die Sicherheit Europas und die Zukunft der transatlantischen Beziehungen.“ Biden sieht dabei die Gefahr, dass sein Land direkt in den Krieg involviert werde: „Wenn es Diktatoren und Autokraten erlaubt wird, in Europa rücksichtslos vorzugehen, steigt das Risiko, dass die Vereinigten Staaten direkt hineingezogen werden“, heißt es laut dem US-Magazin Newsweek in seiner Stellungnahme. Dies würde Folgen für die gesamte Welt haben. Biden appellierte daher, man dürfe die Ukraine jetzt nicht im Stich lassen. Sein Aufruf erfolgt vor dem Hintergrund, dass es in den USA bröckelnde Unterstützung für eine weitere militärische Unterstützung der Ukraine zur Verteidigung gegen Russland gibt. Der Kongress lehnte wiederholt ein 110-Milliarden-Dollar-Hilfspaket ab, das Waffen für die Ukraine und für Israel finanzieren soll. Die Genehmigung neuer Finanzmittel hängt im Streit zwischen Republikanern und Demokraten fest. Die übrigen US-Hilfen laufen mit dem Jahresende aus. Biden applliert an Kongress für weitere Ukraine-Hilfen Mit ihrer militärischen Hilfe hätten die USA dazu beigetragen, viele Menschenleben in der Ukraine zu retten, betonte er. „Aber wenn der Kongress im neuen Jahr nicht dringend handelt, werden wir nicht in der Lage sein, weiter die Waffen und lebenswichtigen Luftverteidigungssysteme zu liefern, die die Ukraine zum Schutz ihres Volkes benötigt.“ Der Kongress müsse umgehend handeln, forderte Biden. Im russischen Staats-TV gab es bereits Jubel über das Zögern der USA im Ukraine-Krieg. Im Falle von Israel verabschiedet de US-Regierung am Freitag (30. Dezember) ein Waffenpaket unter Umgehung des Kongresses . Außenminister Antony Blinken habe festgestellt, dass „ein Notfall vorliegt, der den sofortigen Verkauf“ der Waffen an Israel „erfordert“. (dpa/smu)

Alkoholfreier Januar: Suchtforscher in Frankreich kritisieren Regierung

DER SPIEGEL Alkoholfreier Januar: Suchtforscher in Frankreich kritisieren Regierung 1 Std. Der französische Staat solle besser über die Risiken von Bier, Wein und Spirituosen aufklären, fordert die Wissenschaft. Doch die mächtige Alkohollobby hält dagegen – und die Politik zögert Welches Land, wenn nicht Frankreich, gilt als Heimat des guten Weines? Doch nun ist ein Streit über den Konsum von Alkohol im Land entbrannt. Mehr als 45 Suchtforscher fordern den Staat dazu auf, Menschen dabei zu unterstützen, im Januar keinen Alkohol zu trinken. In ihrem Schreiben an den ehemaligen französischen Gesundheitsminister Aurélien Rousseau, der vor Kurzem zurückgetreten ist, erklärten sie, der Staat tue nicht genug, um über die Risiken des Alkohols aufzuklären, wie der »Guardian« berichtet. Der »Dry January« (trockener Januar) der schon vor zehn Jahren im Vereinigten Königreich eingeführt wurde, wurde 2020 in Frankreich als »défi de janvier« (Januar-Herausforderung) etabliert und von Gesundheitsorganisationen gefördert. Doch die Suchtforscher beklagen nun, dass der Staat das Vorhaben zu wenig unterstütze. Emmanuel Macron gilt in Frankreich als ein Präsident, der dem Alkohol sehr offen gegenübersteht. Im Juni wurde er etwa dabei gefilmt, wie er in einer Rugby-Umkleidekabine eine Flasche Bier in 17 Sekunden leerte. Die mächtige französische Alkohollobby argumentiert, Frankreich sei eine Nation, die traditionell in Maßen trinke. Der »Dry January« passe nicht zur Kultur des Landes. Regierung unterstützt tabakfreien, aber nicht alkoholfreien Monat Olivier Cottencin, der den Brief initiiert hat, sagte, es sei überraschend, dass die französische Regierung jeden November einen tabakfreien Monat unterstütze, nicht aber einen alkoholfreien Monat. Wissenschaftliche Untersuchungen hätten eine unmittelbare positive Auswirkung auf die Gesundheit, unter anderem auf den Schlaf und den Blutdruck gezeigt. Menschen, die den ganzen Januar auf Alkohol verzichteten, hätten zudem das Jahr über weniger Alkohol getrunken. Amine Benyamina, Präsident des französischen Verbands für Suchtforschung, sagte: »Wir wollen kein Land ohne Alkohol, wir wollen ein Land, das sehr stark auf die Risiken hinweist.« Er ergänzte, dass die französischen Politiker zögerten, und fügte hinzu: »Es ist nicht nur die Regierung, es ist die gesamte politische Klasse in ihrer ganzen Vielfalt, die unisono das Alkoholproblem in Frankreich nicht angehen will.« Der ehemalige Gesundheitsminister Aurélien Rousseau sagte: »Ich bin sehr vorsichtig, wenn die Regierung eine Kampagne startet, die den Menschen vorschreibt, wie sie einen Monat lang leben sollen.« Die Regierung werde allerdings im Jahr 2024 eine Kampagne zum Thema Alkohol starten, die sich an junge Menschen und schwangere Frauen richte.

Russland droht Westen mit Vergeltung bei Einzug von Zentralbankreserven

Reuters Russland droht Westen mit Vergeltung bei Einzug von Zentralbankreserven Artikel von Reuters • 23 Std. Moskau/Christiansted (Reuters) - Russland hat mit dem Einzug von Vermögenswerten aus Europa und den USA gedroht, sollten die G7-Staaten 300 Milliarden Dollar an eingefrorenen Reserven der russischen Zentralbank beschlagnahmen. Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow sprach am Freitag angesichts von Berichten über entsprechende Überlegungen der sieben führenden Industrienationen (G7) von Diebstahl, einer Verletzung des Völkerrechts und einer Gefahr für das weltweite Finanzsystem. "Es würde das Vertrauen anderer Länder in die USA und in die EU als wirtschaftliche Garanten untergraben." Peskow bejahte die Frage, ob es eine Liste von westlichen Vermögenswerten gebe, die Russland zu Vergeltung beschlagnahmen könnte. Einzelheiten nannte er nicht. Am Donnerstag hatten Insider erklärt, die Staats- und Regierungschefs der G7-Staaten dürften bei ihrem Gipfel im Februar einen neuen juristischen Ansatz für den Einzug der eingefrorenen Gelder diskutieren. Jedoch seien noch keine Entscheidungen getroffen worden. Zudem müssten zumindest in den USA und Großbritannien Gesetze geändert werden. Nach Angaben der Weltbank übersteigen die von Russland angerichteten Schäden in der Ukraine inzwischen 400 Milliarden Dollar. Die Zentralbank in Moskau gibt nicht bekannt, welche Vermögenswerte wegen des Ukraine-Krieges eingefroren sind. Nach Angaben der US-Regierung handelt es sich bei den meisten Anleihen und Einlagen um Vermögenswerte in Euro sowie einige in Dollar und Pfund. Bericht von Andrea Shalal und weiteren Reuters-Reportern; Geschrieben von Scot W. Stevenson, redigiert von Christian Götz.

2148 Tage zwischen Gold und Glück: Der lange Leidensweg des Andreas Wellinger

Tagesspiegel 2148 Tage zwischen Gold und Glück: Der lange Leidensweg des Andreas Wellinger Artikel von Patrick Reichardt, dpa • 28 Min. Mit seinem emotionalen Sieg in Oberstdorf weckt Skispringer Wellinger Hoffnungen auf einen Tournee-Gesamterfolg. Dabei hat er seit Olympia-Gold in Südkorea sportlich viel durchgemacht. Nachdenklicher Sieger. Hinter Andreas Wellinger liegen sehr wechselvolle Jahre. Mit seinem umjubelten Skisprung-Erfolg vom Schattenberg weckte Andreas Wellinger Erinnerungen an fast vergessene Zeiten - und an die damaligen Teenie-Idole Sven Hannawald und Martin Schmitt. Begleitet von kreischenden Fans bahnte sich der überwältigte Olympiasieger am späten Freitagabend seinen Weg durch das komplett volle Zentrum von Oberstdorf, das zu einer großen Partymeile wurde. Es waren Szenen wie zur Jahrtausendwende, als in Deutschland ein riesiger Skisprung-Hype herrschte. Am frühen Samstagmorgen waren die tausenden Zuschauer nach einer langen Nacht zwar verschwunden. Der Vorplatz des Oberstdorf-Hauses glich aber mit viel Müll und reichlich leeren Bierflaschen noch dem schwer gezeichneten Gelände eines Musik-Festivals. Gefeierter Star war Wellinger nach dem emotionalen und erfolgreichen Auftakt vor 25.500 Zuschauern im Allgäu. Er muss nach seinem Sieg vor Ryoyu Kobayashi (Japan) und Stefan Kraft (Österreich) mit einer neuen Rolle als Gejagter klarkommen. „Ich würde sagen, das ist mal eine schöne Ausgangsposition. Für mich ist die Challenge, dass ich so weiter skispringe. Wenn ich das mache, kann ich in der Rolle als Gejagter bleiben“, sagte der 28-Jährige, der erster deutscher Tournee-Gesamtsieger seit Hannawald 2002 werden könnte. Dabei hat Wellinger einen langen und von Rückschlägen gepflasterten Leidensweg hinter sich. Schon mit 22 Jahren krönt Wellinger frühzeitig seine Laufbahn. Der Bayer wird 2018 in einer eisigen Skisprung-Nacht von Pyeongchang Olympiasieger im Einzel von der Normalschanze. Es folgen zwei Silbermedaillen im Team sowie im Großschanzeneinzel. Schon vier Jahre zuvor war Wellinger mit 18 Jahren Teil des olympischen Gold-Quartetts von Sotschi. Doch ein Jahr nach Olympia spielt Wellinger bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld keine Rolle. Auf der Großschanze in Innsbruck werden seine Teamkollegen Karl Geiger, Stephan Leyhe, Markus Eisenbichler und Richard Freitag souverän Weltmeister. Wellinger ist am Bergisel Ersatzmann und Zuschauer. Zwischen Dezember 2017 und Februar 2023 bleibt Wellinger ohne Weltcupsieg Drei Monate später zieht er sich beim Training in Hinzenbach einen Kreuzbandriss zu. Damit ist klar: Er wird für den nächsten Winter ausfallen. Doch die Botschaft ist viel schlimmer als der Ausfall für eine einzelne Saison. Denn in der sensiblen Sportart stellt eine so schwere Knieverletzung in den allermeisten Fällen eine massive und nachhaltige Karrierebremse dar. Knapp vier Jahre nach dem Olympiasieg von Pyeongchang wird Wellinger kurz vor den Winterspielen in Peking positiv auf Corona getestet. Er reist nicht mit nach China. Mit der Weltspitze hatte er in jenem Winter aber auch vor seinem positiven Test nichts zu tun. In der folgenden Saison 2022/23 meldet sich Wellinger mit einem Weltcup-Sieg in Lake Placid eindrucksvoll in der Weltspitze zurück. Der Erfolg kommt ziemlich aus dem Nichts, schließlich hatte der Olympiasieger zuvor seit Dezember 2017 nicht mehr ganz oben auf einem Podest im Weltcup-Einzel gestanden. Eine Woche später gewinnt er im rumänischen Rasnov auch die WM-Generalprobe, auf die viele Topathleten aus Belastungsgründen aber verzichtet hatten. Mit dem Auftaktsieg bei der Vierschanzentournee in Oberstdorf feiert Wellinger einen der größten Erfolge in seiner sportlichen Laufbahn. „Der steht ganz, ganz weit oben. Es ist schwer zu vergleichen mit einem Olympiasieg, aber es wird in einer ähnlichen Kategorie sein“, sagte der Ruhpoldinger. 2148 Tage sind seit dem Triumph von Pyeongchang vergangen.

„Wer hat uns denn erzogen?“ - Generation Z: Frech? Faul? Fordernd? 26-Jährige hat hitzige Debatte angeschoben

„Wer hat uns denn erzogen?“ - Generation Z: Frech? Faul? Fordernd? 26-Jährige hat hitzige Debatte angeschoben Artikel von Von FOCUS-online-Autorin Elisabeth Hussendörfer • 19 Std. Ein kürzlich bei FOCUS online erschienenes Interview mit „die Tischlerin" Isabelle Vivianne (26) über die Gen Z hat hohe Wellen geschlagen. Für die „Baufluencerin“ ist der Diskurs wichtig. Doch er müsste konstruktiver geführt werden. FOCUS online: Wir haben kürzlich ein Interview zur Gen Z mit Ihnen geführt, das hundertfach kommentiert wurde. Fanden Sie die vielen Reaktionen überraschend? Isabelle Vivianne: Einerseits ja, andererseits auch wieder nicht. Der Fachkräftemangel ist schließlich das alles bestimmende Thema. Ich glaube, die Leute spüren, dass sich ganz dringend etwas in Sachen Generationenmiteinander bewegen muss. Ich glaube, auch diejenigen, die sich kritisch und teilweise sogar herablassend geäußert haben, spüren das. Umso mehr frage ich mich, woher die Wut kommt, die in vielen Kommentaren zum Ausdruck kam. Ich meine: Wir, die Gen Z, sind erst seit fünf Jahren am Arbeitsmarkt, die große Welle kommt noch… Wo führt das hin, wenn wir uns die Situation nicht in Ruhe anschauen und den Diskurs vernünftig führen? Und das vermissen Sie also bei den Reaktionen auf das Interview: Ruhe, Unaufgeregtheit? Vivianne: Es geht nicht darum, auf der eigenen Meinung zu beharren, sondern lösungsorientiert die Zukunft zu gestalten. Der konstruktive Austausch ist für mich ganz klar Zielsetzung. Das treibt mich an. Wieso sollte ich mich derart in die Öffentlichkeit rein manövrieren, wenn ich keine Verbesserung der Situation für alle für nötig erachten würde? Aber zu Ihrer Frage: Ein Teil der Reaktionen scheint mir nicht zu Ende gedacht. Vieles wirkt wie aus einer Laune hingeschrieben. 

 Zum Beispiel?

 Vivianne: Unter anderem wurde immer wieder gesagt, wir Jungen seien schlecht erzogen. Ganz ehrlich, da musste ich fast lachen. Wer hat uns denn bitteschön erzogen? Genau das meine ich mit nicht zu Ende gedacht: Vieles, was da gesagt wurde, ist nicht schlüssig. Ich finde: Wenn wir eine qualitativ hochwertige Debatte führen wollen, sollten wir ein paar Grundlagen beachten. Nämlich? Vivianne: Manches lernt man im Deutschunterricht in der Schule. Etwa, dass Argumente nur dann Argumente sind, wenn sie dem Prinzip „These, Argument, Beleg/Beispiel“ folgen. Das habe ich bei den Kommentaren in vielen Fällen vermisst. Es wird behauptet, dass unsere Generation respektlos sei. Aber es fehlen konkrete Ausführungen, wo das der Fall ist, inwiefern das zutrifft und auch, was helfen könnte, den Konflikt zu lösen. So was macht mich traurig, denn ich selbst habe mich wirklich bemüht, mit Weitsicht, Einfühlungsvermögen und auch einer gewissen Vorsicht zu sprechen. Plumpe Phrasen und Beschwerden ohne Lösungsansatz bringen niemandem was! Mögen Sie weitere Beispiele nennen? Vivianne: Gerne. Die Sache mit dem Respekt, den man sich angeblich verdienen muss. Auch das habe ich oft gelesen. Schlimm.

 Wieso? Vivianne: Eine verbreitete Auffassung ist anscheinend, dass Respekt an Leistung gekoppelt ist. Das sehe ich anders. Ich glaube, ich spreche hier für viele junge Menschen. Respekt ist nicht die Folge von etwas, sondern Voraussetzung für eine vernünftige Zusammenarbeit. Natürlich geht es in jedem Job immer auch um Leistung, auch ich muss mich und meine Fähigkeiten Tag für Tag unter Beweis stellen. Ich muss meine Rolle finden, immer wieder neu, so sehe ich das. Respekt, das ist eine andere Baustelle. Respekt sollte eine Art Grundrauschen sein, etwas, was einfach da ist. Mein Eindruck ist, dass viele junge Menschen das halbvolle Glas im Arbeitsleben vermissen. Ist das Glas bei den Jungen aus Ihrer Sicht denn eher halbleer?

 Vivianne: Nicht mal das, es ist zu Beginn oftmals sogar ganz leer. Jetzt mach du erst mal, dann werde ich auch respektvoll dir gegenüber sein – so läuft das leider allzu oft. Das sind genau die hierarchisch degradierenden Situationen, die ich im letzten Interview angesprochen habe und die junge Menschen so schrecklich unglücklich machen. Aber es gibt auch Anlass zur Hoffnung und Zuversicht, schließlich gab es auch eine Menge positiver Kommentare. Wacht auf, hat zum Beispiel eine Astrid geschrieben, vergesst den verstaubten Mist von gestern. Die FOCUS-online-Leserin, die sich als 47-jährige zu erkennen gab, findet es toll, „was sich entwickeln kann, wenn die Älteren auf die Ideen der Jüngeren eingehen“. Ich selbst würde gerne ergänzen, dass es natürlich auch darum geht, dass die Jüngeren sich auf die Älteren zubewegen. Ich will nicht blind für meine eigene Generation sein. Das wäre Quatsch. Es gibt Junge, die Idioten sind und Ältere, die Idioten sind. Darum geht es nicht. Sondern? Vivianne: Fakt ist: Wir Jüngeren sind auf die Erfahrungen der Älteren angewiesen, gleichzeitig können die Älteren von den Impulsen von uns Jungen profitieren. Es liegt nun mal in der Natur des Menschen, dass man im Alter ganz gerne den Mut verliert.

 Wie meinen Sie das?

 Vivianne: Naja, auch ich werde mit 50 aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr so mutig und vorneweg sein wie heute. Ich würde mir das jedenfalls wünschen, dass ich mich dann gut in einem Unternehmen positioniert habe und mir sage, das Leben gefällt mir, es ist gut, so wie es ist. Aber dieses Grundgefühl darf nicht in die Bequemlichkeit führen. Ich hoffe, ich werde den Moment erkennen, in dem es darauf ankommt, den Jungen Raum zu geben. Ganz einfach, weil wir neue, starke Ideen brauchen, um die Gesellschaft voranzubringen. Genau das höre ich bei vielen Älteren übrigens ganz klar aus den Kommentaren heraus: Eine große Angst, den Anschluss zu verlieren.

 Was würden Sie diesen Menschen sagen wollen?

 Vivianne: Hey, wir wollen die Wirtschaft nicht auf links drehen. Wir wollen euch nicht die Jobs wegnehmen. Aber schaut mal, all das, was wir jetzt so dringend brauchen, leben wir längst. Wir sind digital. Und international. Es wäre schön, wenn bei euch die Bereitschaft wachsen würde, uns Schritt für Schritt den ein oder anderen Verantwortungsbereich zuzugestehen. Wenn wir einander vertrauen, wenn Kräfte gut gebündelt und genutzt werden, fahren wir gemeinsam besser. Wenn die Zahnräder der Generationen ineinandergreifen kann eine unfassbar perfekte Schweizer - oder auch Deutsche - Uhr dabei herauskommen, davon bin ich überzeugt. Daher werde ich mich auch künftig nicht scheuen, mutig zu sein und die Dinge klar zu benennen!