Saturday, December 30, 2023

Kommentar: Terzic-Entlassung bereits eingeleitet

ran.de Kommentar: Terzic-Entlassung bereits eingeleitet Artikel von Chris Lugert • 7 Std. Von Chris Lugert Rückholaktionen haben bei Borussia Dortmund inzwischen Tradition. Allein in jüngerer Vergangenheit kamen etwa Mario Götze, Mats Hummels, Shinji Kagawa oder Nuri Sahin als Spieler zurück, ohne aber an ihre alten Glanzzeiten vor ihrem Abschied Richtung große Fußballwelt anknüpfen zu können. Für Sahin ist es jetzt also sogar die zweite Rückkehr, wenn man so will. Denn der ehemalige türkische Nationalspieler, der für den BVB 274 Pflichtspiele bestritt, wird ab Januar als Co-Trainer von Edin Terzic fungieren. Auch Sven Bender, noch so eine Legende aus alten Tagen, stößt zum Trainerteam. Im Gegenzug verlässt Armin Reutershahn den Klub. Wie es in der Branche so üblich ist, wurde in der offiziellen Mitteilung penibel darauf geachtet, die Botschaft großer Einigkeit zu vermitteln. Terzic etwa wird mit folgenden Worten zitiert: "Es war mein klarer Wunsch, Nuri und Sven als Co-Trainer für uns zu gewinnen." Das kann man glauben, man muss es aber nicht. Denn ab sofort sitzt der 41-Jährige auf einem brandgefährlichen Schleudersitz. Die "Bild" berichtete bereits, dass BVB-Boss Hans-Joachim Watzke Sahin als eine Art "Schatten-Trainer" sieht, der im Falle einer Entlassung von Terzic sofort übernehmen könnte. Ein Vertrauensbeweis für den aktuellen Cheftrainer sieht anders aus. Nach einer bedenklich inkonstanten und vor allem in der Bundesliga mangelhaften Hinrunde folgte eine Analyse zwischen Watzke, Sportdirektor Sebastian Kehl und Berater Matthias Sammer. Zu einer sofortigen Entlassung von Terzic konnte man sich nicht durchringen, doch was jetzt passiert, ist eine Entlassung auf Raten. Mit Sahin und Bender, so scheint es, soll vor allem die Mannschaft ins Boot geholt werden, der zuletzt in nicht gerade kleinen Teilen eine interne Revolte gegen den aktuellen Trainer nachgesagt wurde. Marco Reus, angeblicher Rädelsführer, kennt Sahin und Bender aus vielen gemeinsamen BVB-Jahren und könnte womöglich zu einer Art Waffenstillstand gebracht werden. Marco Rose ging es ähnlich - wegen Terzic Doch genau das schwächt die Autorität von Terzic gewaltig. Ein Trainer, der nur noch über seine Assistenten einen Draht zur Mannschaft findet, kann nicht mehr lange überleben. Und sein Überleben als Trainer hängt wiederum davon ab, was diese Mannschaft auf dem Platz leistet. Ein Teufelskreis. Ein wenig dürfte sich Terzic nun fühlen wie Marco Rose vor gut zwei Jahren. Damals übernahm Rose die Mannschaft nach dem Pokalsieg, den Terzic zuvor als Interimstrainer eingefahren hatte. Da dieser aber den Verein nicht verließ, sondern Technischer Direktor blieb, musste Rose immer mit einem Schatten-Trainer im Hintergrund klarkommen. Das Ergebnis ist bekannt. Rose wurde nach der Saison 2021/22 entlassen und durch Terzic ersetzt. Dass sich dieses Schicksal nun wiederholt, erscheint naheliegend. Nächste Rückholaktion im Sommer? Die Mannschaft hat den Zeitpunkt des Wechsels dabei durch ihre Leistungen selbst in der Hand - und das wissen die Spieler genau. Hat man den BVB-Profis in Teilen bereits in der Hinrunde nachgesagt, sie würden gegen den Trainer spielen, erhalten sie nun geradezu eine Einladung hierfür. Der Plan der BVB-Bosse, durch die Anstellung von Sahin und Bender für bessere Leistungen und vor allem bessere Ergebnisse zu sorgen, könnte damit zu einem Bumerang werden - zumindest, solange Terzic noch da ist. Mit dem neuen Trainerteam wurde Terzic daher nicht gestärkt, sondern entscheidend geschwächt. Jede Niederlage in der Rückrunde wird die Fragen nach der Zukunft des Trainers weiter befeuern, mehr noch, als es in der Hinrunde in der damaligen Konstellation möglich gewesen wäre. Der Druck steigt von allen Seiten. Es wäre höchst beeindruckend, wenn Terzic die Saison tatsächlich als Cheftrainer des BVB beendet. Weniger verwunderlich wäre eine Entlassung im Februar oder März, Sahin und Bender übernehmen bis Saisonende. Und dann? Rückholaktionen haben in Dortmund bekanntlich Tradition. Warum nicht auch bei ehemaligen Trainern? Nuri Sahin und Sven Bender dürfte da ein Name einfallen ...