Monday, November 27, 2023
Nordkorea verlegt Soldaten und schwere Waffen an die Grenze
DER SPIEGEL
Nordkorea verlegt Soldaten und schwere Waffen an die Grenze
Geschichte von Milena Hassenkamp • 1 Std.
Im Streit über einen Überwachungsatelliten haben Süd- und Nordkorea ein Militärabkommen auf Eis gelegt, das Spannungen abbauen sollte. Nun macht Pjöngjang mit einer Drohung ernst.
Nach der Aussetzung eines Militärabkommens zwischen den beiden Ländern hat Nordkorea offenbar Soldaten und schwere Waffen auf Wachposten nahe der Grenze zu Südkorea stationiert. Das berichtet die Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf südkoreanische Militärs.
Nordkorea warnte, es werde weiterhin seine Hoheitsrechte ausüben, auch durch Satellitenstarts. In der vergangenen Woche war bereits Aufklärungssatellit gestartet. Das nordkoreanische Außenministerium erklärte, damit würden die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten überwacht, so die staatliche Nachrichtenagentur KCNA.
»Dies ist ein legaler und gerechter Weg, um von seinem Recht auf Selbstverteidigung Gebrauch zu machen und gründlich auf die ernsten militärischen Aktionen der USA und ihrer Anhänger zu reagieren und diese genau zu überwachen«, hieß es in dem KCNA-Bericht.
Der Satellitenstart hatte Südkorea dazu veranlasst, eine wichtige Klausel des innerkoreanischen Militärabkommens von 2018 auszusetzen und die Luftüberwachung in Grenznähe wieder aufzunehmen. Nordkorea erklärte im Gegenzug, es sei nicht mehr an das Abkommen gebunden und werde Waffen an der Grenze zum Süden stationieren.
Angaben des südkoreanischen Verteidigungsministeriums zufolge wurden nordkoreanische Soldaten nun dabei beobachtet, wie sie schwere Waffen in die entmilitarisierte Zone zurückbrachten und Wachposten errichteten, die die beiden Länder im Rahmen des Abkommens abgebaut hatten. Außerdem bauten sie an einer Befestigungsanlage ein rückstoßfreies Gewehr auf, eine tragbare Waffe gegen Fahrzeuge oder leichte Artillerie.
160 Wachposten
Nach Schätzungen Südkoreas verfügte der Norden über etwa 160 Wachposten entlang der entmilitarisierten Zone, der Süden über 60. Beide Seiten rissen elf von ihnen nach der militärischen Einigung ab.
Der nordkoreanische Staatschef Kim Jong Un besuchte am Montagmorgen erneut das Kontrollzentrum der Weltraumbehörde in Pjöngjang und sah sich neue Satellitenfotos des US-Luftwaffenstützpunkts Anderson auf Guam und anderer Orte, darunter Rom, an, wie KCNA berichtete.
Der südkoreanische Präsident Yoon Suk Yeol wurde über die jüngsten nordkoreanischen Aktivitäten unterrichtet und ordnete militärische Bereitschaft an, wie sein Büro mitteilte.
Die Vereinigten Staaten hatten für Montag eine außerplanmäßige Sitzung des Uno-Sicherheitsrates einberufen, um über den Satellitenstart des Nordens zu beraten.