Wednesday, November 29, 2023

Herbert von Karajan: Theater Aachen entfernt Büste wegen Rolle in der NS-Zeit

DER SPIEGEL Herbert von Karajan: Theater Aachen entfernt Büste wegen Rolle in der NS-Zeit Artikel von Felix Bayer • 13 Std. Er gilt als Jahrhundertdirigent, zu Beginn seiner Karriere wirkte Herbert von Karajan als Generalmusikdirektor in Aachen. Seine damaligen NS-Verstrickungen führen nun zum Abbau einer Skulptur. Herbert von Karajan: Theater Aachen entfernt Büste wegen Rolle in der NS-Zeit Das Theater in Aachen hat eine Büste des österreichischen Dirigenten Herbert von Karajan (1908-1989) aus dem Foyer des Hauses entfernt. Gründe seien neueste Forschungsergebnisse und der Vortrag eines Karajan-Biografen, die deutlich aufgezeigt hätten, »dass Herbert von Karajan in der NS-Zeit kein unbeschriebenes Blatt war«, teilte Generalintendantin Elena Tzavara mit. »All das hat uns bestärkt, die Büste zu entfernen«. Karajan zählt zu den bedeutendsten Dirigenten des 20. Jahrhunderts. Zu Beginn seiner Karriere war er Generalmusikdirektor in Aachen, nach Angaben des Theaters in den Jahren von 1935 bis 1942. Seinerzeit war er der jüngste Generalmusikdirektor Deutschlands. Karajan war Mitglied der NSDAP. Sein Berufsverbot wurde aber bereits 1947 wieder aufgehoben. Mitte der Fünfzigerjahre wurde er Chefdirigent der Berliner Philharmoniker. Die »Aachener Zeitung« berichtete. Demnach hatte offenbar ein Vortrag des Karajan-Forschers Klaus Riehle in der Aachener Volkshochschule den Ausschlag gegeben. Herbert von Karajan hatte zu Lebzeiten behauptet, erst um die Stelle in Aachen zu erlangen, in die NSDAP eingetreten zu sein. Doch vor Jahren bereits war bekannt geworden, dass er schon seit 1933 Parteigenosse war. Zur Sicherheit sei er gleich zweimal eingetreten: am 8. April 1933 in Salzburg, also gut zwei Monate nach der Machtübernahme Hitlers, und noch einmal am 1. Mai desselben Jahres in Ulm. Riehle thematisierte in seinem Buch »Herbert von Karajan – Neueste Forschungsergebnisse zu seiner NS-Vergangenheit und der Fall Ute Heuser« eine mögliche Verbindung Karajans zur Wehrmacht im Jahr 1942 und führte Indizien für eine Tätigkeit Karajans für den Sicherheitsdienst der SS auf. Gleichzeitig betonte Riehle laut Deutschlandfunk, Karajan sei »ein aktiver und opportunistischer Mitläufer«, allerdings »wohl kein überzeugter Nazi« gewesen. Das Theater teilte mit, das Porträt aus Bronze solle dem örtlichen Stadtmuseum Centre Charlemagne übergeben werden. Dort solle die Arbeit in der für 2025 geplanten Ausstellung »200 Jahre Stadttheater Aachen« gezeigt werden. Auch die NS-Zeit solle dann ein Thema sein. Anstelle des Karajan-Kopfes möchte Generalintendantin Tzavara eine Büste von Wolfgang Amadeus Mozart aus dem eigenen Bestand aufstellen. Das Theater in Aachen wurde 1825 eröffnet und im Zweiten Weltkrieg zerstört. Es wurde nach historischen Plänen wieder aufgebaut und 1951 eröffnet.