Thursday, November 30, 2023
In 80 Sekunden lauert der Tod: Ukrainische Drohnen-Einheit spielt an Dnipro-Front ihre Luftüberlegenheit aus
Merkur
In 80 Sekunden lauert der Tod: Ukrainische Drohnen-Einheit spielt an Dnipro-Front ihre Luftüberlegenheit aus
Artikel von Nadja Zinsmeister •
8 Std.
Dominanz in der Luft
Einer kleinen Truppe ukrainischer Soldaten soll an dem von Russland dominierten Ostufer ein großer Schlag gelungen sein. Es wird ein neuer Rekord vermutet.
Krynky/Kiew - Ukrainischen Soldaten sollen im Oblast Cherson im Süden der Ukraine in Rekordzeit ein russisches Kampffahrzeug aufgespürt und zerstört haben. Nur 80 Sekunden habe die militärische Drohnen-Operation insgesamt gedauert und damit eine mögliche neue Bestzeit bei Luftangriffen im Krieg gegen Russland erreicht. Nach Angaben des Militärs steckt hinter dem Erfolg eine spezielle Taktik der stationierten Truppe vor Ort, für die vor allem Drohnen von hoher Bedeutung sind.
Die Aktion habe sich am Rand der Stadt Krynky ereignet, die sich am östlichen Ufer des Flusses Dnipro befindet. Die Seite des Flusses wird im Ukraine-Krieg aktuell von der russischen Armee dominiert. Für sie ist das Gebiet von hoher strategischer Bedeutung, da es die von Russland besetzte Halbinsel Krim vor ukrainischen Angriffen abschirmt. Vor kurzem ist einer Truppe aus wenigen ukrainischen Marinesoldaten zum ersten Mal ein Durchbruch bei Krynky am Dnipro gelungen. Nach Angaben der Kyiv Post sollen die Soldaten in den vergangenen Woche Brückenköpfe errichtet haben, die den Weg für zukünftige Operationen zur Rückeroberung der Krim ebnen könnten.
Spezieller Drohneneinsatz im Ukraine-Krieg entdeckt und zerstört russischen Panzer in nur 80 Sekunden
Wie das Wirtschaftsmagazin Forbes unter Berufung auf den ukrainischen Drohnenkommandeur Robert Brovdi berichtet, sei dieser Truppe der jüngste rekordverdächtige Luftangriff gelungen. Begonnen habe die Aktion demnach mit einer Quadrocopter-Beobachtungsdrohne, die laut dem Kommandeur rund um die Uhr über Krynky schwebt und nach russischen Angreifern Ausschau hält. Spürt sie feindliche Truppen auf, werden umgehend die Operateure der mit Sprengstoff beladenen First-Person-View-Drohnen alarmiert. Sie gehört zu einer der Wunderwaffen der Ukraine: Die Zuständigen können ihre Drohnen über Virtual-Reality-Headsets steuern und sie mit ihrem Sprengstoff direkt in Ziele lenken.
Am besagten Tag habe die Drohne einen russischen BTR-Radschützenpanzer entdeckt, der am späten Abend angriff und das Feuer eröffnete. Zum Pech für die russischen Soldaten hätten die ukrainischen „Notfalldrohnen“ – die First-Person-View-Drohnen – dank der ukrainischen Taktik bereits mit ihrem Sprengstoff auf die Angreifer gewartet. Trotz anfänglichem Nachteil aufgrund der Dunkelheit sei der Luftwaffe anschließend eine außergewöhnlich schnelle Zerstörung gelungen: Als der Panzer sich der Gefahr bewusst wurde und umdrehen wollte, kam er laut Brovdi von der Straße ab und blieb im Schlamm stecken. Blitzschnell habe die mit Sprengstoff beladene Drohne daraufhin ihr Ziel erreicht und den Panzer zerstört. Zwei russische Soldaten, die sich offenbar in dem Fahrzeug befanden, soll zu Fuß die Flucht gelungen sein.
Ukraine kann sich dank Drohnenüberwachung an Dnipro-Front halten – Druck auf Russland wächst
Ein Verteidigungsschlag in Rekordzeit: Von der Entdeckung des feindlichen Panzers bis hin zur Zerstörung sollen nur eine Minute und 20 Sekunden vergangen sein. Die Informationen konnten bislang nicht unabhängig bestätigt werden. Sollte es sich um wahre Angaben handeln, würde das auf zukünftige geplante Angriffe Russlands aber einen hohen Druck ausüben.
Die Dominanz der ukrainischen Luftwaffe scheint dem ukrainischen Stützpunkt in dem russisch dominierten Gebiet einen bedeutsamen Vorteil zu verschaffen. Zahlentechnisch sind die ukrainischen Soldaten den russischen deutlich unterlegen. Trotzdem ist es Russland bisher nicht gelungen, den errichteten Brückenkopf seiner Feinde zu zerstören und sie wieder vom Ostufer des Dnipros zu verdrängen. (nz)