Friday, February 28, 2025
"Brauchen eigene Abschreckung": Deutsche Außenpolitiker nennen Trump "unanständig"
ntv.de
"Brauchen eigene Abschreckung": Deutsche Außenpolitiker nennen Trump "unanständig"
41 Minuten • 2 Minuten Lesezeit
Außenpolitiker von SPD und Grünen springen dem ukrainischen Präsidenten nach seinem Rauswurf aus dem Oval Office zur Seite. Nach dem Eklat in Washington müssten nun das Weimarer Dreieck aus Frankreich, Deutschland und Polen für ein Erstarken der europäischen Verteidigung sorgen.
Führende deutsche Außenpolitiker haben bestürzt auf den Eklat zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus reagiert. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Michael Roth von der SPD, sagte dem "Tagesspiegel", Trump und sein Vizepräsident J. D. Vance hätten den ukrainischen Präsidenten "auf offener Bühne gedemütigt". Die Grünen-Außenpolitikerin Agnieszka Brugger prangerte "ein zynisches Spiel von Donald Trump" an.
Trump und Selenskyj waren am Freitag bei einem Treffen im Weißen Haus mit Blick auf den Ukraine-Krieg vor laufenden Kameras heftig aneinandergeraten. Die eigentlich geplante Unterzeichnung eines Rohstoffabkommens fand nicht statt, eine Pressekonferenz wurde abgesagt. Trump warf Selenskyj bei dem Treffen unter anderem mangelnde Dankbarkeit für die US-Militärhilfe angesichts des russischen Angriffskrieges vor. Anschließend schrieb der US-Präsident in seinem Onlinedienst Truth Social, Selenskyj habe den USA in ihrem "geliebten Oval Office keinerlei Respekt entgegen gebracht". Selenskyj sei "nicht zu einem Frieden bereit", er könne "zurückkommen, wenn er bereit für den Frieden ist".
Der SPD-Außenexperte Roth reagierte entsetzt. "Bar jeglichen Respekts und jeder Sachkenntnis dreschen sie auf Selenskyj ein. Sie nehmen damit nicht nur ihm, sondern auch seinem Volk die Würde", sagte er dem "Tagesspiegel". Dies sei "politisch verheerend und menschlich zutiefst unanständig". Putin und alle autoritären Herrscher dürften jubilieren. Mit Blick auf die Rolle der USA fügte Roth hinzu: "Die USA spielen nicht mehr im Team 'liberale Demokratie'".
"Wer sich auf Trumps Amerika verlässt, der ist verlassen"
Roth sprach von "historischen Ausnahmezustand". "Wer sich auf Trumps Amerika verlässt, der ist verlassen", sagte der SPD-Politiker. Die EU brauche nun "mehr Führung und Ambition". "Sie muss vor allem aus Berlin, Paris und Warschau kommen", forderte Roth mit Blick auf das sogenannte Weimarer Dreieck, das Frankreich, Deutschland und Polen umfasst. Die europäischen Staaten müssten zudem "massive und rasche Investitionen in unsere eigene Sicherheit und in Abschreckung" vornehmen.
Die Grünen-Außenpolitikerin Agnieszka Brugger sagte dem Blatt: "Präsident Selenskyj hat sich in Washington geweigert, das zynische Spiel von Donald Trump mitzuspielen, bei dem am Ende nur Wladimir Putin gewinnt." Es habe "noch nie geholfen, sich bei Typen wie Präsident Trump einzuschleimen", fügte die Grünen-Politikerin hinzu. "Was die Bullys dieser Welt verstehen, sind klare Worte und entschlossene Taten. Dafür braucht die Ukraine jetzt mehr denn je ihre Freunde in Europa und wir brauchen die Ukraine umgekehrt genauso."