Saturday, July 6, 2024
Sorge vor Le-Pen-Sieg: Macron verschwindet vor Frankreich-Wahl
Merkur
Sorge vor Le-Pen-Sieg: Macron verschwindet vor Frankreich-Wahl
Lisa Mahnke • 3 Std. • 3 Minuten Lesezeit
Strategie bei Neuwahlen
Macron ist kaum zu sehen und zur Frankreich-Wahl fragt man sich: Wo ist der Präsident? Sein Verschwinden sorgt für Unruhe und Kritik.
Le Toquet – Emmanuel Macron, der französische Präsident, sorgte zunächst für Unruhe in seinem Land, indem er Neuwahlen ankündigte, nur um sich dann – ausgerechnet während der Neuwahlen – aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen. Macron und seine Frau Brigitte wurden um den ersten Wahltag (30. Juni) herum an der Atlantikküste beim Spazierengehen gesichtet.
Es folgte eine Phase der Stille von Seiten Macrons. Am Ende des ersten Wahltags war es nicht Macron, der sprach, sondern Premierminister Gabriel Attal. „Niemals in unserer Demokratie hat die Nationalversammlung wie an diesen Abend riskiert, von der extremen Rechten dominiert zu sein“, lautete seine Aussage. Auch bei der Ministerkonferenz am Mittwoch (03. Juli) war es nicht Macron, der das Wort ergriff, sondern Regierungssprecherin Prisca Thevenot, und plötzlich wurde es sehr still um X.
„Demacronisierung“ soll Frankreich vor Le Pen retten: Macrons Fehlen ist Strategie bei den Neuwahlen
Macrons Popularität hat in letzter Zeit stark gelitten. „Macron démission“ (Macron Rücktritt) war bereits ein gängiger Slogan auf Demonstrationen in Frankreich, lange bevor Neuwahlen zur Debatte standen. Laut Le Temps hat die Zeit nach der Ankündigung der Neuwahlen dem Präsidenten weiter geschadet. Die Parteivorsitzenden der Regierungsparteien forderten laut Le Monde eine „Demacronisierung“ der Kampagne. Schließlich wurde sogar Macrons Gesicht vom Kampagnenmaterial entfernt.
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Ein Politiker der Renaissance, der anonym bleiben wollte, sagte laut Politico, Macron habe unterschätzt, „wie sehr die Öffentlichkeit durch seine Persönlichkeit abgeschreckt wurde“. Er fügte hinzu: „Es ist nicht wirklich so, dass er unsere Botschaft gehört hat, er war eher gezwungen, sie zu hören.“
Macron taucht während Neuwahlen in Frankreich am Atlantik unter – und erntet Kritik
Am Samstag fand in Le Touquet, wo Macron zuletzt gesehen wurde, eine Flugshow statt. Der französische Präsident hielt sich mit schwarzer Basecap und Lederjacke eher im Hintergrund, ein Lächeln im Gesicht. Le Parisien kommentierte, dieses Bild stehe „in völligem Gegensatz zu dem Kataklysmus, der die politische Familie des Staatschefs trifft“.
Die französischen Medien kritisierten das Verhalten des Präsidenten als „Provokation“ und „Katastrophe“ angesichts der Wahlergebnisse. Bei den Ergebnissen des ersten Wahltags erhielt die rechtsextreme Partei Rassemblement National mit 33,15 Prozent die meisten Stimmen.
Versteckspiel bei Frankreich-Wahl neigt sich dem Ende: Macron bald auf Bündnis-Suche
Der Zusammenschluss linker Parteien, der „Nouveau Front populaire“, erhielt 27,99 Prozent. Macrons Regierungskoalition Ensemble erreichte mit 20,04 Prozent nur den dritten Platz, gefolgt von Les Républicains mit 10,23 Prozent. Da Macron bereits bei der Ministerkonferenz eine Zusammenarbeit mit der linkspopulistischen Partei La France Insoumise, die ebenfalls Teil des linken Wahlbündnisses ist, ablehnte, sind die Möglichkeiten für andere Koalitionen begrenzt.
„Vielleicht ist es eine Möglichkeit, den Weg, wie wir regieren, neu zu erfinden“, äußerte Gabriel Attal im Radio France. Für eine Mehrheit müsste Macron sich jedoch entweder nach links oder nach rechts orientieren. Eines ist sicher: Macrons ruhige Tage dürften gezählt sein.
Nach dem zweiten Wahlgang (7. Juli) wird Macron sich um die Parlamentsmehrheiten und die Regierungsbildung kümmern müssen. Ein Rücktritt des französischen Präsidenten wird derzeit noch als letzte Option betrachtet. Es wird eher über eine lockere Koalitionsbildung oder eine sogenannte Cohabitation, eine Art Minderheitsregierung, diskutiert. (lismah)