Thursday, February 20, 2025
USA und Russland beenden den Ukrainekrieg: Europa, hab keine Angst vor Frieden
Berliner Zeitung
USA und Russland beenden den Ukrainekrieg: Europa, hab keine Angst vor Frieden
Simon Zeise • 1 Std. • 2 Minuten Lesezeit
Die USA und Russland handeln Frieden für die Ukraine aus.
Die Regierungen in den europäischen Hauptstädten sind immer noch wie gelähmt. Fast drei Jahre lang unterstützen sie die Selenskyj-Regierung in der Ukraine mit Geld und Waffen. Doch plötzlich erklären die USA den Krieg für bald beendet, setzen sich mit der russischen Regierung an einen Verhandlungstisch, diktieren den Europäern die Konditionen und erklären dem ukrainischen Präsidenten unverblümt, dass die Ziele, für die die ukrainischen Soldaten gekämpft haben, nicht erreichbar sein werden.
Es ist nicht so, dass dieses Szenario niemand vorhergesehen hätte. Bereits Ende 2022 war vielen Experten klar – allen voran dem amerikanischen Generalstabschef Mark Milley –, dass Russland nicht besiegt werden kann. Ein Friedensabschluss war sogar im März 2022 denkbar nahe, wurde aber letztlich bei den Verhandlungen in Istanbul vom Westen blockiert.
Nun sind Hunderttausende Menschen in der Ukraine tot, und gewonnen hat die Ukraine nichts. Trump bietet Russland die Krim, den Donbass und einen Verzicht auf die Nato-Mitgliedschaft. Er macht gute Geschäfte in der Ukraine: Die USA profitieren von der Privatisierung von Immobilien und landwirtschaftlicher Nutzfläche und wollen Zugriff auf Rohstoffe wie Seltene Erden. Außerdem entledigt sich Trump mit der Ukraine eines unliebsamen innenpolitischen Themas und entlastet die US-Wirtschaft, indem er die Hilfszahlungen an Kiew einstellt. Man fragt sich, was wiegt schwerer: Feind oder Verbündeter der USA zu sein?
Die Europäer stehen ungläubig daneben. Statt endlich froh zu sein, dass der schlimmste Krieg in Europa nach 1945 ein Ende nimmt, beharren sie auf irrealen Maximalforderungen. Weiter soll die Ukraine aufgerüstet werden und Europa soll für den Wiederaufbau aufkommen – ganz so, wie Trump es von ihnen verlangt.
Dabei wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, um aus der Lage gestärkt hervorzugehen. Das amerikanische außenpolitische Magazin Foreign Policy gibt Tipps und erklärt, wie europäische Geostrategen wie Metternich, Talleyrand oder De Gaulle heute reagieren würden. Zunächst sollten die Europäer den USA glaubhaft machen, dass sie bereit sind, aus der Nato auszutreten und damit zumindest den Preis für die Mitgliedschaft im westlichen Militärbündnis drücken. Trump fordert bis zu fünf Prozent, was die nationalen Haushalte schwer belasten würde. „Im Gegensatz dazu erweckt das Beharren der Europäer auf einem Verbleib in der Nato nach Trumps provokativen Aktionen in der Welt den Eindruck, dass sie die Stiefel lecken, die ihnen ins Gesicht treten“, heißt es in dem führenden amerikanischen Außenpolitikmagazin.
Außerdem sollten die Europäer eine strategische Allianz mit Russland eingehen, bei der „jede Seite den Kerninteressen der anderen entgegenkommt“. Auf lange Sicht könnte die Ukraine, nachdem sich zwischen Russland und Europa wieder ein gewisses strategisches Vertrauen entwickelt hat, als „Brücke“ zwischen der EU und Russland dienen und nicht als „Zankapfel“, heißt es bei Foreign Policy weiter.
„Die Europäer glaubten törichterweise, dass eine sklavische Loyalität gegenüber den geopolitischen Prioritäten Amerikas ihnen üppige geopolitische Dividenden einbringen würde. Stattdessen wurde ihnen ein Schlag ins Gesicht versetzt“, resümiert das amerikanische Außenpolitikmagazin. In dieser Klarheit wird über die Zukunft Europas und die Ukraine auf dem alten Kontinent nicht diskutiert. Friedenspläne kommen derzeit aus den USA. Wann ist endlich Schluss mit „German Angst“?