Saturday, January 11, 2025
14-Prozent-Frust an der SPD-Basis auf Parteitag: „Der Deutsche ist dumm“
News38
14-Prozent-Frust an der SPD-Basis auf Parteitag: „Der Deutsche ist dumm“
Marcel Görmann • 13 Std. • 2 Minuten Lesezeit
14 Prozent für die SPD im jüngsten ZDF-Politbarometer. Wenn es so kommt, wäre die Scholz-Partei nur die kleinste Fraktion im Bundestag, noch hinter den Grünen und weit hinter der AfD. Ein Mega-Dämpfer für die SPD-Wahlkämpfer. Auf dem Parteitag in Berlin ist der Frust spürbar. Wir haben uns umgehört an der Basis.
Klar wird, dass der Partei direkt nach der Bundestagswahl die nächste Zerreißprobe bevorsteht: Kann die Partei als Juniorpartner in eine Merz-Regierung eintreten, wenn der Wahlausgang tatsächlich zum SPD-Debakel wird?
Scholz chancenlos? „Die Menschen schalten ab“
„Der Deutsche ist dumm“, ärgert sich der Brandenburger Hans-Jörg Eiringhaus über das neue Umfragehoch der AfD. „Man kann die Leute nicht mehr erreichen, die schalten total ab.“
Wütend ist er auch auf Elon Musk, „der mit seinen Milliarden Wahlkampf betreibt“. Musk sei „ein Spinner“. Der Sozialdemokrat würde sich sogar wünschen, die staatlichen Fördergelder für das Tesla-Werk in Brandenburg von ihm wieder zurückzufordern. „Eigentlich müsste man das machen.“
Lieber Opposition als Merz“
Eine Gruppe Jusos, die sich in der parteiinternen Initiative „Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten für Diplomatie und Deeskalation“ engagieren, haben keine Lust auf eine Neuauflage der Großen Koalition nach der Wahl. „Friedrich Merz ist schei*e!“, „Lieber Opposition als Merz“, so ihre eindeutigen Statements.
Der eigenen Partei werfen sie vor, das Wahlprogramm sei „eine Anpassung an die CDU“ und eine Vorbereitung darauf, „noch rechter zu werden“. Sie wünschen sich eine „linke Alternative“ im Land. Es brauche aus ihrer Sicht „eine linke und keine staatstragende Haltung“.
SPD-Delegierter nennt neues Ziel: „Vor der AfD sein“
Der junge Berliner Delegierter Konrad Schulz sieht es pragmatischer. Doch er räumt ein: „Hinter den Grünen zu liegen – nichts gegen die Grünen – aber das ist schon schlecht.“ Schulz glaubt nicht mehr an die Verteidigung des Kanzleramts – und nennt ein anderes Wahlkampfziel: „Unser Ziel sollte es definitiv sein, besser als die AfD zu sein.“ Daran glaubt er auch.
Und Juniorpartner von Merz werden? Für den Berliner gibt es keine Untergrenze, auch mit 14 oder 15 Prozent müsste man das machen. Aber eine Deutschland-Koalition mit Union und FDP: „Darauf hätte ich keine Lust!“
Doris Grothusen aus Berlin will sich auf dem Parteitag das „Rüstzeug für den Straßenwahlkampf“ holen. „Es ist schade, dass die meisten Menschen nicht mehr offen sind für SPD-Themen“, bedauert sie.