Saturday, July 6, 2024

Unbeirrt auf Wachstumskurs: Warum EU-Strafzölle für China-Hersteller BYD keine große Sache sind

Merkur Unbeirrt auf Wachstumskurs: Warum EU-Strafzölle für China-Hersteller BYD keine große Sache sind Patrick Freiwah • 12 Std. • 3 Minuten Lesezeit Unbeirrt auf Wachstumskurs: Warum EU-Strafzölle für China-Hersteller BYD keine große Sache sind Während die EU Strafzölle gegen China mit Samthandschuhen durchsetzt, bleibt BYD als größter Anbieter der Volksrepublik von den Maßnahmen nahezu unberührt. Shenzhen/Brüssel – Nach der Einführung vorläufiger Strafzölle auf Elektroautos aus China bahnen sich intensive Verhandlungen zwischen Brüssel und Peking an. Beide Wirtschaftsregionen haben in diesem Zuge erklärt, dass sie gemeinsam eine Lösung finden wollen. Die Parteien haben nun vier Monate Zeit, um eine Entscheidung zu treffen, inwiefern endgültig hohe Sonderabgaben auf die Einfuhr von E-Autos aus dem Reich der Mitte erhoben werden. Inwiefern die EU Strafzölle gegen China verhängt, ist weiter unklar Erwartungsgemäß hat die EU-Kommission eine Übergangsregelung verabschiedet, die E-Autobauern der Volksrepublik verpflichtet, spezielle Abgaben für Exporte in die EU zu tätigen. Die sollen frühestens im November fällig werden, sofern sich die Staatengemeinschaft für dauerhafte Zölle entscheidet. Eine alternative Lösung ist jedoch den Angaben zufolge wahrscheinlich, da der hiesigen Autoindustrie - speziell der deutschen – schwere Auswirkungen drohen. BYD, Chinas führender E-Autohersteller, verfolgt allerdings eine Absatzstrategie, welche durch die Strafzoll-Thematik wenig bis gar nicht beeinträchtigt wird. Obwohl die EU in Sachen Strafzölle für China die nächste Stufe zündete, muss der Konzern bei den Expansionsplänen für Europa offenbar keine Anpassungen vornehmen. BYD-Neuwagen stehen am Hafen von Bremerhaven: Auch der größte China-Hersteller wurde von der EU mit Strafzöllen belegt BYD fokussiert sich in Europa auf den Flottenmarkt Vor der Umsetzung der neuen EU-Regelung kündigte BYD an, mit dem französischen Leasingunternehmen Ayvens gemeinsame Sache zu machen: Der Mobilitätsdienst plant, mit BYD in ganz Europa Elektromodelle für Firmenkunden einzuführen, so der Beschluss einer Absichtserklärung. Der Deal verdeutlicht, dass die Chinesen sich gezielt auch auf den Flottenmarkt fokussieren, was sich als kluger Schritt erweisen könnte: Ein beträchtlicher Teil des Fahrzeugabsatzes auf dem hiesigen Kontinent entfällt auf Fuhrparks von Unternehmen. Laut dem Börsenportal Der Aktionär plant Ayvens, innerhalb eines Jahres Leasingdienste mit BYD-Fahrzeugen bei mehr als 30 Unternehmen anzubieten. Leasingangebote für BYD-Modelle – “Autopapst” äußert Verdacht Deutschlands „Autopapst“ Ferdinand Dudenhöffer äußerte gegenüber n-tv die Vermutung, dass sich die Leasingfirma den voraussichtlich größeren Wertverlust der BYD-Modelle vom Hersteller bezahlen lasse. „Aber BYD hat sich entschieden, dieses Risiko einzugehen“, wird der Direktor des Bochumer CAR-Instituts in dem Bericht zitiert. Bislang konnte BYD in Europa die Absatzerwartungen nicht erfüllen, worauf es unter anderem eine Umstellung im Management gab. Der Aufbau eines eigenen Vertriebsnetzes in Ländern wie Deutschland läuft schleppend. Nun hat der chinesische Hersteller, der auch als Sponsor der Fußball-EM in Erscheinung tritt, einen Finanzpartner im Leasingbereich gefunden. Der Deal könnte das Wachstum von BYD signifikant steigern - 2022 wurde bereits ein Vertrag mit Sixt geschlossen. Wie uns der Münchner Mietwagenspezialist mitteilte, befindet sich derzeit eine Zahl im „niedrigen, vierstelligen Bereich“ in der Flotte. Dabei handele es sich um die Modelle BYD Atto 3, BYD Seal sowie den elektrischen Transporter ETP 3. Bei den Strafzöllen kommt BYD glimpflich davon – oder gänzlich unberührt Trotz möglicher Strafzölle würde das Europageschäft für BYD wohl kaum beeinträchtigt: Durch die Mitarbeit während der bisherigen Verhandlungen soll der Import nach Europa lediglich mit einem zusätzlichen Sonderzoll von 17,4 Prozent belegt werden, zusätzlich zum regulären Einfuhrzoll. Andere Hersteller könnten hingegen mit weiteren Zöllen bis zu 37,4 Prozent belastet werden. Was die Erhebung von Zusatzzöllen betrifft, tätigt Dudenhöffer zudem eine interessante Prognose: Sollte es Ende des Jahres tatsächlich auf dauerhafte Sonderabgaben hinauslaufen, wird die Regierung in Peking nach Meinung des 73-Jährigen “am selben Tag Klage bei der WHO einreichen“. „Die Chinesen werden sich nicht in die Enge treiben lassen”, erläutert der Professor. So würden die Unternehmen der Volksrepublik genau wissen, dass ohne das chinesische Know-how “die europäischen Batteriepläne zusammenfallen wie ein Kartenhaus“.