Wednesday, July 3, 2024

TV-Debakel: Joe Biden liefert weitere Erklärung – Krisensitzung heute

Berliner Zeitung TV-Debakel: Joe Biden liefert weitere Erklärung – Krisensitzung heute AFP/dpa/BLZ • 5 Std. • 3 Minuten Lesezeit Die Kritik an Joe Biden wächst. Der amerikanische Präsident Joe Biden hat seinen schwachen Auftritt bei der ersten TV-Debatte vor der Präsidentschaftswahl mit Müdigkeit nach internationalen Reisen erklärt. Es sei nicht sehr klug gewesen, kurz vor dem Duell „mehrmals um die Welt zu reisen“, sagte Biden. „Ich habe nicht auf meine Mitarbeiter gehört (...) und dann bin ich auf der Bühne fast eingeschlafen.“ Es sei „keine Entschuldigung, aber eine Erklärung“. Biden – mit seinen 81 Jahren der älteste Präsident der US-Geschichte – hatte bei der TV-Debatte mit seinem voraussichtlichen Herausforderer Donald Trump im Sender CNN am Donnerstagabend mit heiserer Stimme gesprochen, sich wiederholt in seinen Formulierungen verheddert und Sätze unbeendet gelassen. Zwar haben die Schwergewichte in der Demokratischen Partei Biden öffentlich ihre Unterstützung ausgesprochen, seit der TV-Debatte steigt jedoch die Nervosität der Anhänger und Spender. Biden war Anfang Juni nach Frankreich gereist, um an den Gedenkfeiern zum 80. Jahrestag der Landung der Alliierten in der Normandie teilzunehmen, zudem besuchte er das Land für einen Staatsbesuch. Mitte des Monats reiste Biden nach Italien zum G7-Gipfel. US-Vizepräsidentin Kamala Harris – die als vielleicht naheliegendste Kandidatin für die Nachfolge Bidens bezeichnet wurde, sollte dieser aus dem Rennen um das Weiße Haus aussteigen – sagte derweil, sie sei „stolz“ darauf, Bidens sogenannter Running Mate zu sein. „Joe Biden ist unser Kandidat“, sagte sie CBS News. „Wir haben Trump einmal geschlagen und wir werden ihn wieder schlagen.“ Nicht alle schätzen den Zustand von Joe Biden so positiv ein wie Harris: Ein erster Kongressabgeordneter der US-Demokraten forderte den Staatschef zum Rückzug seiner Kandidatur auf. Der Abgeordnete Lloyd Doggett aus dem Bundesstaat Texas äußerte am Dienstag in einer Erklärung die Hoffnung, dass Biden „die schmerzhafte und schwierige Entscheidung“ treffen werde, aus dem Rennen „auszusteigen“. „Ich fordere ihn respektvoll dazu auf“, fügte Doggett hinzu. Auch die demokratische Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi meldete sich zu Wort. Sie attestierte ihm in einem Interview mit dem US-Sender MSNBC „Urteilsvermögen und strategisches Denken“. Auf Nachfrage sagte die Demokratin auch, dass es eine „berechtigte Frage“ sei, ob es sich bei Bidens Patzer im TV-Duell „nur um eine Episode oder einen Zustand“ gehandelt habe. Allerdings müssten beide Kandidaten in der Frage nach ihrer Eignung für das Präsidentenamt einer gleichermaßen kritischen Betrachtung unterzogen werden. Pelosi betonte, es sei schwer, mit Trump zu debattieren, da der republikanische Ex-Präsident andauernd lüge. Einem Bericht der Washington Post zufolge hatte der Senator Joe Manchin unmittelbar nach dem TV-Duell angedroht, öffentlich mit Biden zu brechen. Manchin, der als Quertreiber bekannt ist, hat den Demokraten zwar kürzlich den Rücken gekehrt, stimmt als unabhängiger Senator aber weiterhin in vielen Fragen mit seiner ehemaligen Partei ab. Dem Bericht zufolge änderte Manchin seinen Konfrontationskurs unter anderem auf Drängen des demokratischen Minderheitsführers im Senat, Chuck Schumer. Die Zeitung zitierte einen nicht namentlich genannten Vertreter der demokratischen Partei mit den Worten: „Niemand will der Erste sein, der Julius Cäsar ersticht.“ Der US-Sender CBS berichtete, Biden werde sich bereits am heutigen Mittwoch mit demokratischen Gouverneuren verschiedener Bundesstaaten treffen, um sich deren Unterstützung zu sichern. Zuvor hatte der Sender CNN unter Berufung auf mit der Situation vertraute Personen berichtet, mehrere Gouverneure hätten zu Wochenbeginn miteinander telefoniert, um ein solches Treffen zu vereinbaren. Nach einem Bericht der Washington Post soll es ebenfalls noch am Mittwoch eine weitere Krisenbesprechung geben: Der Stabschef des Weißen Hauses, Jeff Zients, wolle mit allen Mitarbeitern des Präsidenten eine Telefonkonferenz abhalten, hieß es. Darin solle betont werden, wie wichtig es sei, die Arbeit trotz des Gegenwinds fortzusetzen. Auch an Bidens Team in der Regierungszentrale, das sich normalerweise nicht in Wahlkampfangelegenheiten einmischt, dürften die vergangenen Tage nicht spurlos vorbeigegangen sein.