Tuesday, July 2, 2024
"Sehr grotesk": Bittere Tränen bei Österreich
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"Sehr grotesk": Bittere Tränen bei Österreich
Geschichte von SPORT1 • 3 Std. • 3 Minuten Lesezeit
Österreich und die Türkei liefern sich einen spannenden Krimi um den Einzug ins Viertelfinale. Nach dem bitteren Aus ist die Trauer bei Österreich groß, die Türkei feiert.
"Sehr grotesk": Bittere Tränen bei Österreich
Die Türkei hat EM-Geheimfavorit Österreich ins Tal der Tränen gestürzt. „Ganz, ganz enttäuscht. Ganz, ganz traurig. Ein paar von uns haben geweint“, beschrieb Michael Gregoritsch bei MagentaTV nach der 1:2 (0:1)-Achtelfinalniederlage die Gefühlslage beim ÖFB-Team. „Es ist sehr schade, so auszuscheiden, ich glaube, dass wir nicht verdient ausgeschieden sind.“
Merih Demiral (1., 59.) brachte die Türken zunächst vermeintlich klar auf Viertelfinal-Kurs. Gregoritsch (66.) gelang für Österreich nur der Anschlusstreffer. Im strömenden Regen von Leipzig drängten die Österreicher in der Schlussphase auf den Ausgleich, wurden aber nicht mehr belohnt. Christoph Baumgartner scheiterte in der fünften Minute der Nachspielzeit per Kopf am glänzend reagierenden Keeper Mert Günok.
„Ich war mir eigentlich sicher, dass wir noch ein Tor schießen. Die Parade vom Torwart in der letzten Minute war eine der besten Paraden, die ich jemals live gesehen habe. Das war unglaublich, den Ball so zu halten“, staunte Gregoritsch.
Rangnick hadert: „Sehr surreal, sehr grotesk“
Ralf Rangnicks ÖFB-Auswahl verpasste damit den erstmaligen Einzug in ein EM-Viertelfinale. Nach einer tollen Vorrunde, in der Österreich vor Vize-Weltmeister Frankreich und den Niederlanden Gruppensieger geworden war, endete die Reise wie schon bei der EM 2021 im Achtelfinale.
„Wir haben sehr, sehr, sehr unglücklich verloren. Torschussverhältnis von 21:6 für uns“, haderte Rangnick bei MagentaTV und sah „mindestens genauso viele klare Torchancen wie beim Freundschaftsspiel“, das Österreich im März mit 6:1 gewonnen hatte. „Der Unterschied war, dass wir sie damals gemacht haben und heute nicht. Deswegen fühlt es sich schon noch sehr surreal, sehr grotesk an, dass wir nach so einer Leistung - besonders nach den 45 Minuten Powerplay in der zweiten Halbzeit - jetzt die Heimreise antreten müssen.“
Die Türkei, die auf ihren gelbgesperrten Kapitän Hakan Calhanoglu verzichten musste, steht hingegen erstmals seit 16 Jahren in einem EM-Viertelfinale. Gegner im Kampf um ein Halbfinal-Ticket ist nun die niederländische Nationalmannschaft (Samstag, 21 Uhr im LIVETICKER).
„Es wird mir schwerfallen etwas wirklich Sinnvolles zu sagen. Es war einfach ein wunderbarer Sieg“, sagte Torhüter Günok. „Ich möchte mich bei allen Fans bedanken, die uns zugeschaut haben. Unser Weg ist noch ziemlich lang. Wir glauben daran, dass wir bis zum Ende im Turnier bleiben können.“
Türkei erzielt historisches Blitztor
Für Rangnick, der von 2012 bis 2019 bei RB Leipzig als Sportdirektor und Trainer gewirkt hatte, war die Rückkehr nach Leipzig besonders emotional. Auch in seiner Startelf setzte der Deutsche mit den ehemaligen RB-Profis Marcel Sabitzer und Konrad Laimer sowie den aktuellen Leipzigern Nicolas Seiwald und Christoph Baumgartner auf die Red-Bull-DNA.
Doch im brodelnden Hexenkessel von Leipzig wurden Rangnick und Co. sofort kalt erwischt. Nach einer gegnerischen Ecke bekamen Baumgartner, Stefan Posch und Torhüter Patrick Pentz den Ball nicht geklärt, im Getümmel staubte Demiral ab - und der türkische Block erbebte zum ersten Mal, Pyrotechnik flammte auf. Die Ängste, dieses Spiel könnte wie das 1:6 im Test aus dem März enden, waren zunächst wie verflogen. Und das Feuer entzündet.
Auf beiden Seiten. In einer wilden Startphase, in der sich die elektrische Stimmung von den Rängen auf den Rasen übertrug, hatte Baumgartner (3.) den Ausgleich auf dem Fuß, verzog nach starken Dribbling jedoch knapp unten links. Drei Minuten später rutschte Baumgartner im Zweikampf mit Demiral knapp an einem lang getretenen Eckball vorbei - der Ball trudelte ins Aus. Und das Spiel flachte ab. Während Demiral (25.) nach erneuter Ecke nur knapp drüber köpfte, verpassten es die Österreicher, ihre Spielkontrolle zu weiteren Großchancen zu nutzen. Demirals Treffer nach 57 Sekunden war das schnellste K.o.-Runden-Tor bei einer EM.
Nach der Pause kamen die Österreicher zwingender aus der Kabine und rannten mit viel Wut im Bauch an. Posch fand Arnautovic per Steckpass, doch der Stürmer scheiterte im Eins-gegen-Eins gegen den türkischen Torwart Mert Günok. Mitten in der österreichischen Drangphase schlug Demiral dann erneut zu, als er eine Ecke von Arda Güler ins Netz wuchtete. Nur sieben Minuten später, natürlich brauchte es eine Ecke, schenkte Gregoritsch Österreich mit seinem Treffer nach Flanke von Sabitzer neue Hoffnung. Die Rangnick-Elf warf nun alles nach vorne - doch ohne Erfolg.