Saturday, July 6, 2024

Steigen russische Öleinnahmen oder sinken sie?

Berliner Zeitung Steigen russische Öleinnahmen oder sinken sie? Geschichte von Anika Schlünz • 1 Std. • 2 Minuten Lesezeit Trotz westlicher Sanktionen bleibt der Ölexport für Russland ein profitables Geschäft. Die Wirtschaft Russlands treffen und gleichzeitig die Abhängigkeit von russischen Öl-Importen reduzieren: Das ist das Ziel der zahlreichen Maßnahmen, die die EU seit dem Beginn des Ukraine-Krieges gegen russisches Öl erhoben hat. Trotzdem lagen die staatlichen Einnahmen Russlands aus Öl im Juni fast 50 Prozent über dem Vorjahreswert, wie Daten des russischen Finanzministeriums zeigen. Wie kann das sein? Hauptgrund für den Profit sind die Ölpreise, die im Mai ebenfalls deutlich über den Vorjahreswerten lagen. Dabei hatten die G7-Staaten und die EU eigentlich einen Höchstpreis von 60 Dollar pro Barrel für russisches Rohöl festgelegt. Über diesem Preis dürfen westliche Unternehmen kein russisches Öl an Drittländer weiterverkaufen und transportieren. So soll der Profit Russlands durch den Ölexport eingeschränkt werden. Doch Russland umgeht dabei einen Teil der westlichen Sanktionen durch den Einsatz einer Schattenflotte. Bei Schiffen, die zu der Schattenflotte gehören, sind die Eigentumsverhältnisse oft undurchsichtig und so auch die Herkunft des transportierten Öls unklar. Auf diesem Weg können russische Händler die Ölpreis-Obergrenze der westlichen Länder aushebeln. Trotzdem ist der Preis für russisches Urals-Öl, Russlands wichtigste Rohölsorte, im Verlauf des letzten Jahres von 53,5 Dollar im Mai 2023 auf 67,4 Dollar im Mai 2024 gestiegen. Die Zahlen zeigen: Russland stellt sich auf die Sanktionen ein und schaut sich auch nach anderen Kunden um. Im Jahr 2021 importierte die EU noch Öl und Ölerzeugnisse aus Russland im Wert von 71 Milliarden Euro, bis zum Jahr 2023 brach dieser Wert durch Importeinschränkungen um 90 Prozent ein. Statt nach Europa gehen viele Lieferungen nun nach Asien oder auch in südamerikanische Länder wie Venezuela. Wegen des höheren Ölpreises sind in Russland auch die Steuereinnahmen durch den Ölhandel gestiegen. Diese lagen im Juni 2024 bei 590,6 Milliarden Rubel (rund 6,1 Milliarden Euro) und damit deutlich höher als die 402,8 Milliarden Rubel (rund 4,2 Milliarden Euro) ein Jahr zuvor – ein Plus von genau rund 47 Prozent, wie das Nachrichtenportal Bloomberg berechnet. Im Gas- und Ölsektor zusammen stiegen die Einnahmen im Juni demnach um 41 Prozent auf 746,6 Milliarden Rubel (rund 7,8 Milliarden Euro). Doch die Sache hat einen Haken: Die Einnahmen des russischen Staatshaushalts aus Öl- und Gasexporten sind im Juni zwar im Vergleich zum Vorjahresmonat deutlich angestiegen. Seit dem Januar dieses Jahres sind sie aber rückläufig. Die 746,6 Milliarden Rubel Gesamteinnahmen der Öl- und Gasindustrie lagen Ende Juni 50 Milliarden unter dem Ergebnis aus dem Mai, das niedrigste Ergebnis seit Jahresbeginn, geht aus dem Bericht des russischen Finanzministeriums hervor. Die russische Währung hat im Juni im Vergleich zum Vorjahr außerdem deutlich an Wert verloren. Ein Dollar entsprach in diesem Zeitraum rund 90 Rubel, laut Bloomberg ein Wertverlust von etwa 15 Prozent. Auch der schwache Rubel trägt also zu den Rekordeinnahmen des russischen Staates aus der Öl- und Gasindustrie bei, die dieses Jahr bei insgesamt 10,99 Billionen Rubel (rund 115,2 Milliarden Euro) liegen sollen.