Wednesday, July 24, 2024
Experten sehen Momentum vor US-Wahl bei den Demokraten – „Plötzlich ist wieder Energie da“
FR
Experten sehen Momentum vor US-Wahl bei den Demokraten – „Plötzlich ist wieder Energie da“
Laura May • 18 Std. • 3 Minuten Lesezeit
Der US-Wahlkampf hat neue Fahrt aufgenommen. Der Erfolg von Kamala Harris wird auch von der Wahl ihres Vizes abhängig sein.
Washington, D.C. – Allein in der ersten 24 Stunden nach Bekanntwerden des Rückzugs von Joe Biden aus der US-Wahl haben die Demokraten 100 Millionen US-Dollar an Kleinspenden bekommen. Bereits in den vergangenen Wochen haben immer mehr Demokraten den Rückzug des angeschlagenen Präsidenten gefordert. Jetzt scheint seine Vizepräsidentin Kamala Harris die aussichtsreichste Kandidatin zu sein.
„Ich bin sicher, dass Kamala Harris die ganze Nacht durchtelefoniert hat und die George Clooneys dieser Welt eben auch um Geld angehauen hat“, sagt Politikwissenschaftler Julius van de Laar im Interview mit dem ZDF und geht von nochmal zusätzlichen 100 Millionen Dollar aus Großspenden für den Wahlkampf an die Partei aus.
Demokraten bei US-Wahl: „Plötzlich fließen die Spenden einfach in die Kassen rein“
Die Stimmung im US-Wahlkampf habe sich um 180 Grad gedreht. „Quasi über Nacht hat sich die komplette Haltung verändert. Plötzlich ist wieder Energie da“, sagt van de Laar. „Plötzlich fließen die Spenden einfach in die Kassen rein.“
Auch US-Wahlkampfexperte Guido Weber sagte im Interview mit der Schweizer Boulevardzeitung 20 Minuten, dass die Demokraten nun eine Chance auf den Sieg bei der US-Wahl haben. „Die Stärke von Trump war nicht, dass er große Unterstützung genießt, sondern dass Biden so schwach war. Er hat keine Leute überzeugt, die nicht eh schon für ihn waren. Trumps Stärke war nur ein Spiegel von Bidens Schwäche.“
Kamala Harris: Welche Folgen hätte eine Kandidatur für Europa?
27.000 freiwillige Wahlhelfer zusätzlich für Kamala Harris bei US-Wahl
Nicht nur finanziell sehe es schlagartig besser aus für die Demokraten. Laut Weber bricht eine große Euphorie aus, weil alle wüssten, dass das Rennen wieder offen sei. Sowohl die Spender, als auch die Basis und die Senatoren hatten Angst, dass Biden die Demokraten runterzieht. Jetzt ist die Ausgangslage eine andere und das merke man sofort.
„27.000 Freiwillige haben in den ersten 24 Stunden gesagt, wir wollen für diese Kampagne arbeiten“ betont auch van de Laar. Die Stimmung im Wahlkampfteam sei ausgelassen. Bidenplakate werden überall abgerissen, überall steht der Slogan „Kamala for President“. Die Erzählung des Wahlkampfes bisher sei klar von den Gegensätzen stark-schwach, Trump gegen Biden. „Jetzt verändert sich die Dynamik fundamental.“
US-Wahl mit Kamala Harris – „Das Momentum ist sehr günstig für die Demokraten“
Die Demokraten haben jetzt die Möglichkeit, die Nachrichten tagelang zu beherrschen und zu zeigen, wer sie sind und was für Ideen sie haben, sagt auch Politikexperte Weber. Trump sei damit erst einmal weg von der vordersten Medienfront. „Das Momentum ist sehr günstig für die Demokraten. Und Momentum ist etwas vom Wichtigsten in der Politik.“
Jetzt ist es ein Wahlkampf, auf den die Trump-Kampagne nicht vorbereitet ist. Kamala Harris sei die deutlich schwierigere Gegenkandidatin für Trump, sagt van de Laar. Die Republikaner würden nun versuchen, das Momentum der Demokraten zu durchbrechen. „Die Republikaner suchen gerade nach jedem Stock, den sie den Demokraten in die Speichen stecken können.“
Marc Kelly oder Josh Shapiro könnten Harris als konservativer Vizepräsident begleiten
Dennoch werde der demokratische Wahlkampf auf keinen Fall ein Selbstläufer jetzt. Trump steht in den meisten Umfragen vorne. Wird sich in zwei Wochen erst zeigen, wie sich die Kandidatur von Kamala Harris auf die Umfragen auswirkt. „Sie muss erst einmal beweisen, dass sie in der ersten Reihe bestehen kann.“ Die Stimmung gegenüber Harris hänge stark von der Wahl ihres Vize-Kandidaten ab. Van de Laars Favorit ist dabei Marc Kelly, Senator aus Arizona. Der ehemalige Astronaut könne als weißer und eher konservativer Kandidat Wechselwähler zu den Demokraten locken.
Politikexperte Weber sagt ebenfalls, dass Harris vielen Demokraten zu progressiv sein könnte und sie deshalb einen Kandidaten als Vize nominieren wird, dessen Profil sich stark von ihrem unterscheidet, um auch in konservativen Demokratenkreisen Stimmen zu bekommen. „Ich finde, dass sie mit Josh Shapiro, dem Gouverneur von Pennsylvania, gut beraten wäre. Er kommt aus dem Gebiet, das die Demokraten unbedingt gewinnen müssen. Außerdem ist er ein weißer Mann, der in seinem Heimatstaat sogar für Republikaner wählbar ist. Er kann die weißen Arbeiter abholen, was Harris nicht kann, weil vielen von ihnen eine schwarze Frau zu progressiv ist.“ (lm)