Monday, July 8, 2024

Wut über Lauterbachs „Gesundes-Herz-Gesetz“ – „Was leben wir unseren Kindern denn hier vor?“

Merkur Wut über Lauterbachs „Gesundes-Herz-Gesetz“ – „Was leben wir unseren Kindern denn hier vor?“ Hannes Niemeyer • 4 Std. • 2 Minuten Lesezeit Gesundheitswesen unzufrieden Gesundheitsminister Karl Lauterbach plant ein neues Gesetz, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen besser entgegenwirken zu können. Experten sehen das kritisch. Berlin – Karl Lauterbach und die Gesundheitsbranche, so richtig warm werden beide Seiten bei neuen Gesetzesvorschlägen aus dem Gesundheitsministerium einfach nicht. Da wäre die umstrittene Krankenhausreform, die von Ärzten und Krankenversicherungen scharf kritisiert wurde. Die Krankenkassen zeigten sich ebenfalls sorgenvoll zum neuen Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz, fürchteten höhere Beiträge. Lauterbach plant „Gesundes-Herz-Gesetz“ – und stößt auf Kritik von Experten Man erkennt, sperrige Namen sind beim Gesundheitsminister an der Tagesordnung. So ist es auch beim „Gesundes-Herz-Gesetz“, das Karl Lauterbach nun plant. Aber auch hier kommen die Pläne wieder einmal nicht gut an. Karl Lauterbach will das „Gesundes-Herz-Gesetz“ – es gibt aber Kritik. Eigentlich klingt das Vorhaben sinnvoll: Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die Todesursache Nummer eins in Deutschland. Minister Lauterbach will dagegen etwas tun, gegensteuern. Sein Entwurf für ein „Gesundes-Herz-Gesetz“ sieht vor, dass sich Kinder, Jugendliche und Erwachsene künftig regelmäßig Herzuntersuchungen unterziehen sollen, um etwa Fettstoffwechsel-Störungen zu erkennen und diesen vorzubeugen. Gesetz soll Herz-Kreislauf-Erkrankungen besser in den Griff bekommen – mehr Medikamente für Kinder? Die Untersuchungen bereits im Kindes- und Jugendalter sollen frühzeitig Hinweise darauf geben, ob erbliche Gründe für Fettstoffwechsel-Störungen vorliegen. Auch Medikamente zur Rauchentwöhnung und zum Senken des Cholesterinspiegels sollen öfter verschrieben werden können. Der Plan des SPD-Gesundheitsministers kommt allerdings bei den Experten nicht gut an. „Mehr Medikamente und Check-ups schon für Kinder sind Aktionismus, aber keine Strategie, die Zivilisationserkrankung in den Griff zu bekommen“, sagte Josef Hecken, Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschusses von Ärzten, Kliniken und Krankenkassen im Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Was leben wir unseren Kindern hier vor?“: Lauterbach-Gesetzesidee löst Wut aus Aus Sicht von Hecken zielen die Pläne in die falsche Richtung: „Statt sich dafür einzusetzen, dass sich Kinder gesund und ausgewogen ernähren und es Aufklärungskampagnen zu einer gesunden Lebensweise gibt, sollen Arzneimittel verordnet werden“, beklagt er. Die von Lauterbach präferierten Medikamente zur Senkung des Cholesterinspiegels seien keine „Pfefferminzbonbons aus dem Supermarkt“, sondern Medikamente mit vielen Wechsel- und Nebenwirkungen. Sie verursachten beispielsweise Muskelschmerzen, Leberschäden oder Diabetes. „Pillen statt gesunder Ernährung und mehr körperlicher Bewegung – was leben wir unseren Kindern denn hier für eine Lebenseinstellung vor?“, echauffierte sich Hecken. Weiter sagte er, bei einem solchen Vorgehen beginne die lebenslange Medikation künftig schon im Teenageralter. „Die Herangehensweise, schon bei Kindern dauerhaft auf die Gabe von Arzneimitteln zu setzen, muss doch die absolute Ausnahme bleiben, wenn aus medizinischen Gründen nichts anderes geht.“ Lauterbach-Gesetz soll gegensteuern: Herz-Kreislauf-Erkrankungen häufigste Todesursache in Deutschland Finanziert werden sollen die Leistungen laut Gesetzentwurf von den Krankenkassen. Der Gemeinsame Bundesausschuss ist das oberste Entscheidungsgremium für Leistungen der Krankenkassen im Gesundheitswesen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die führende Todesursache in Deutschland und verursachen nach Angaben des Robert Koch-Instituts etwa 40 Prozent aller Sterbefälle, rund 350.000 pro Jahr. Das Gesundheitsministerium begründet die Notwendigkeit des Gesetzes unter anderem mit der im Vergleich zu anderen westeuropäischen Ländern geringeren Lebenserwartung und zugleich einem Defizit bei Prävention und Früherkennung. Ein Star-Mediziner gibt derweil drei einfache Tipps, wie man Herzerkrankungen vorbeugen kann. (han/dpa)