Sunday, February 27, 2022

Britisches Königshaus schlägt sich auf die Seite der Ukraine

Berliner Zeitung besuchen Britisches Königshaus schlägt sich auf die Seite der Ukraine Christian Schlüter - Gestern um 18:13 Königin Elizabeth II., 95, riskiert ein für ihre Verhältnisse sehr deutliches Statement zum Krieg in der Ukraine und gibt so eine Richtung vor, der auch andere Mitglieder des britischen Königshauses folgen. Ein für konservative Royalisten ungeheuerlicher Vorgang, er fängt mit einer auf den ersten Blick eher harmlosen Protokollarie an: Die Queen hatte am Samstag einen geplanten Empfang für Hunderte Mitglieder des Diplomatischen Korps auf Schloss Windsor am kommenden Mittwoch abgesagt. Wie der Buckingham-Palast allerdings auch mitteilte, fiel die Entscheidung auf Empfehlung des britischen Außenministeriums. Mit diesem Hinweis will man offenbar zu verstehen geben, dass nicht etwa gesundheitliche Gründe hinter der Absage stecken. Und genau das ist nun einigermaßen bemerkenswert. Denn hier werden nicht nur die üblichen Bedenken zerstreut, die allfälligen und naheliegenden Spekulationen über die Gesundheit der Monarchin. Bekanntlich war Elizabeth am vergangenen Sonntag positiv auf das Coronavirus getestet worden, litt nach Angaben des Palasts an „milden erkältungsartigen Symptomen“ und hatte deswegen mehrere Audienzen in den vergangenen Tagen abgesagt. Darum aber geht es jetzt gar nicht mehr. Der Hinweis auf das Außenministeriums legt vielmehr nahe, dass sich das Königshaus der offiziellen Linie der britischen Regierung anschließt und den russischen Diplomaten bei einem Empfang keine Bühne bieten will. Anders gesagt, bei den Royals scheint derzeit einiges in Bewegung zu sein: Nicht nur werden die Untertanen mehr denn je – seit Beginn der Corona-Pandemie – über den Gesundheitszustand der Königsfamilie informiert, sondern auch nun auch noch über deren politische Haltung. Das nimmt sich wie ein Erbe der forschen Ex-Royals Prinz Harry und Meghan aus – ihres überaus meinungsfreudigen Wesens. Zumindest auf den royalen Nachwuchs hat das abgefärbt: Prinz William, 39, und seine Frau Herzogin Kate, 40, haben per Twitter ihre Solidarität mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und der ukrainischen Bevölkerung zum Ausdruck gebracht. „Im Oktober 2020 hatten wir das Privileg, Präsident Selenskyj und die First Lady kennenzulernen und von deren Hoffnung und Optimismus für die Zukunft der Ukraine zu erfahren“, schreiben die beiden in ihrem Tweet und fügen hinzu: „Wir stehen heute an der Seite des Präsidenten und des gesamten ukrainischen Volkes, die tapfer für diese Zukunft kämpfen.“ Unterzeichnet ist der Tweet mit den Initialen des Paares: „W & C“ – William und Catherine. Diese „Unterschrift“ gilt als Zeichen, dass sie die Nachricht persönlich verfasst haben. Die deutliche Positionierung des Zweiten in der britischen Thronfolge und seiner Frau zu einem militärischen Konflikt im Ausland dürfte als höchst ungewöhnlich gelten. Mit der vornehmen Zurückhaltung ist jetzt wohl – Harry und Meghan sei Dank – endlich Schluss.