Wednesday, December 13, 2023
Blind bei Nacht: Die Dunkelheit wird für Russland im Ukraine-Krieg zum Stolperstein
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Blind bei Nacht: Die Dunkelheit wird für Russland im Ukraine-Krieg zum Stolperstein
Artikel von Felix Busjaeger •
19 Std.
Fehlende Ausrüstung
Im Ukraine-Krieg sieht sich Russland einem neuen Problem gegenüber. Die Streitkräfte können nachts nur eingeschränkt kämpfen. Es fehlt an Ausrüstung.
Moskau/London – Der Kampf bei Nacht: Für moderne Armeen der Welt bietet die Dunkelheit häufig einen taktischen Vorteil, der so groß sein kann, dass sogar zahlenmäßig deutlich unterlegenen Kräfte feindliche Verbände bezwingen können. Im Ukraine-Krieg offenbart sich nun allerdings für Russland in diesem Zusammenhang ein neues Problem: Während die Ukraine dank westlicher Waffenlieferungen über modernste Ausrüstung für den Nachtkampf verfügt, können sich Putins Soldaten nicht auf ihre Nachtsichtgeräte verlassen. Hinzukommt ein weiteres Hindernis, das mit der militärischen Ausbildung in Russland zu tun hat.
Probleme für Putins Armee: Im Ukraine-Krieg können Russlands Soldaten nachts nicht kämpfen
Seit knapp zwei Jahren führt Russland gegen die Ukraine Krieg. In den ersten Kriegswochen setzte Russlands Präsident Wladimir Putin auf einen schnellen Sieg, doch die ukrainischen Verteidiger könnten an den Fronten des Ukraine-Kriegs die Aggressoren immer wieder empfindlich zurückschlagen. Im Sommer 2023 sorgte eine großangelegte Gegenoffensive zwischenzeitlich für neue Dynamik an der Front, doch inzwischen gilt der geplante Befreiungsschlag als gescheitert und die Armeen stellen sich auf einen materialintensiven Stellungskrieg über die Wintermonate ein.
Im Ukraine-Krieg hat Putins Armee Probleme mit dem Nachtkampf. Russlands Soldaten fehlt es an Ausrüstung. Das Bild zeigt einen ukrainischen Soldaten, der nachts russische Stellungen beschießt.
Während in den Sommermonaten die Tage lang und die Nächte kurz sind, bringt die kältere Jahreszeit viele Stunden Dunkelheit mit sich. Für die Soldaten im Ukraine-Krieg kann dies zum Vor- oder Nachteil werden. Denn die Fähigkeit, in der Nacht sehen und kämpfen zu können, wird nun wieder wichtiger. Wie das britische Verteidigungsministerium in einem aktuellen Beitrag auf X (vormals Twitter) schreibt, steht aktuell Russlands Armee genau aus diesem Grund vor großen Herausforderungen.
Kaum Bestandteil der Militärausbildung in Russland: Putins Soldaten trainieren lieber bei Tageslicht
In seinem täglichen Update zum Ukraine-Krieg teilt das Ministerium mit, dass die Streitkräfte aus Russland nämlich seit Ausbruch der Kämpfe im Februar 2022 zu wenig Ausrüstung an der Front haben, um effektiv in der Nacht kämpfen zu können. Wie es heißt, würde es insbesondere an Nachtsichtgeräten fehlen. Soldaten hätten sich sogar Hilfe suchend an ihre Familien gewandt und um Unterstützung gebeten. Auf Seite der ukrainischen Verteidiger sind hingegen die modernsten Geräte im Einsatz. Dies liegt an den Waffenlieferungen des Westens.
Das Problem Russlands mit dem Nachtkampf hat allerdings auch noch eine weitere Dimension: Bei der militärischen Ausbildung liege der Schwerpunkt selten auf nächtlichen Übungen, teilt das britische Verteidigungsministerium weiter mit. Ziel der Trainings sei vielmehr, bei Tageslicht zu agieren, um hochrangige Beobachter zu beeindrucken und die gesamte Kampfstärke zu zeigen. Inwieweit dies tatsächlich zutrifft, lässt sich unabhängig kaum überprüfen.
Nachtkampf wird in Wintermonaten des Ukraine-Kriegs zur Herausforderung
Wegen ihrer mutmaßlichen Abneigungen gegenüber dem Nachtkampf sind Putins Truppen allerdings im Ukraine-Krieg gegenwärtig stark im Nachteil: Der Winter bietet je nach Breitengrad etwa neun Stunden Tageslicht und schränkt so die Einsatzfähigkeit deutlich ein. Wie das Branchenmagazin Soldat und Technik schreibt, sind Streitkräfte, die ihre Truppen für den Nachtkampf ausgebildet und ausgerüstet haben, nachts deutlich im Vorteil und können durch taktisches Vorgehen signifikante Schlachterfolge erzielen. Bereits jetzt schätzt das ISW, dass Russlands Verluste im Ukraine-Krieg so hoch sind wie noch nie.
Als Schlüsselelement wird bei Streitkräften die Aufklärungsfähigkeit gesehen. Hier fehlt es Russland im Ukraine-Krieg offenbar nicht nur an Nachtsichtgeräten für die Soldaten, sondern auch an geeigneter Kameraausrüstung für Drohnen. Dass Putin dennoch mit seinen Drohnen im Krieg gegen die Ukraine vorweisen kann, zeigen indes die Entwicklungen an der Front. Zuletzt seien 15 Starts von Shahed-Drohnen iranischer Bauart registriert worden, teilte die ukrainische Luftwaffe laut Deutscher Presse-Agentur mit. Seit Februar 2022 beschießt die russische Armee in ihrem Angriffskrieg fast jede Nacht Ziele in der Ukraine aus der Luft. Befürchtet wird, dass Moskau in diesem Winter wie im Winter zuvor vor allem auf die Zerstörung der ukrainischen Energieversorgung zielt. (fbu/mit dpa)