Saturday, December 30, 2023

Das schaffte kein Skispringer: Was Wellingers Triumph zur Weltpremiere macht

ntv.de Das schaffte kein Skispringer: Was Wellingers Triumph zur Weltpremiere macht 1 Std. Nur zwölf der vergangenen 25 Oberstdorf-Sieger gewannen auch die Vierschanzentournee. Für Andreas Wellinger spielt das nach seinem Triumph noch keine Rolle. Zumal dem 28-Jährigen etwas gelingt, was noch kein Skispringer vor ihm geschafft hat. Bier oder Sekt? Nach seinem emotionalen Skisprung-Triumph von Oberstdorf freute sich Andreas Wellinger auf eine flüssige Belohnung. "Definitiv" werde er sich etwas gönnen, sagte Wellinger im Auslauf der Schanze am Schattenberg. Erst knapp eine Stunde nach seinem erstmaligen Sieg beim Vierschanzentournee-Auftakt hatte sich im Allgäu die mit 25.500 Zuschauern ausverkaufte Arena allmählich geleert. Zuvor hatten tausende Fans die deutsche Hymne gesungen, es folgte ein Interview-Marathon. "Der Weg hierhin war brutal schwer, das macht mich extrem stolz", blickte er auf schwierige Jahre zurück. "Ich habe zum Glück immer an mich geglaubt." 2019 hatte sich Wellinger das Kreuzband gerissen, am Freitag gewann er als erster Springer der Weltcup-Ära nach einer derartigen Verletzung ein Springen bei der Tournee. Eine Weltpremiere also. "Ich musste viel beißen, aber habe immer zielstrebig weiter gemacht. Ich war überzeugt davon, dass ich es kann." Seinen Sieg vor Japans Ryoyu Kobayashi und Topfavorit Stefan Kraft aus Österreich gewichtete der 28 Jahre alte Bayer sehr hoch. "Der steht ganz, ganz weit oben. Es ist schwer zu vergleichen mit einem Olympiasieg, aber es wird in einer ähnlichen Kategorie sein. In Oberstdorf bei der Tournee zu gewinnen - vor der Kulisse - wenn 26.000 Leute Fahnen schwingen und grölen, bis man dann unten ist und dann am Ende auch noch die eins aufleuchten sehen darf", sagte Wellinger. Auftaktsieg als Omen? Schwierig Er habe "noch nie" so eine Stimmung wie bei der Hymne erlebt. "Das ist echt sehr, sehr schön und emotional für mich", sagte Wellinger. Nach einem Ruhetag an diesem Samstag geht es an Silvester mit der Qualifikation in Garmisch-Partenkirchen weiter. In das Neujahrsspringen geht Wellinger nicht mehr als Jäger, sondern als Gejagter."Ich würde sagen, das ist mal eine schöne Ausgangsposition", sagte er mit einem Grinsen: "Das erste Hindernis ist überwunden. Für mich ist jetzt die Herausforderung, dass ich genauso weiter springe. Wenn ich das mache, kann ich in der Rolle des Gejagten bleiben - und dann ist alles möglich." Ein Blick in die Statistik zeigt, dass in jüngerer Vergangenheit der Auftaktsieg nur bedingt als Omen für den späteren Triumph in der Gesamtwertung taugt. Seit 1998/99 holten nur zwölf von 25 Oberstdorf-Gewinnern auch den Tourneesieg. Bei den vergangenen zwei Auflagen schafften der Japaner Ryoyu Kobayashi (2021/22) und der Norweger Halvor Egner Granerud (2022/23) aber jeweils den Start-Ziel-Sieg. Ernüchternd ist die Quote indes bei den deutschen Springern: Von zehn Oberstdorf-Siegern seit 1992 setzte sich letztlich nur Sven Hannawald 2001/02 im Gesamtklassement durch. Vor Wellinger hatte zuletzt Karl Geiger 2020 gewonnen und am Ende Platz zwei in der Gesamtwertung belegt. Aber der 28-Jährige hat ja schon andere vermeintliche Gewissheiten hinter sich gelassen.