Saturday, December 9, 2023

„Wir werden sie knacken“, sagt Weselsky vor Demonstranten

WELT „Wir werden sie knacken“, sagt Weselsky vor Demonstranten 1 Tag(e) Weite Teile des Bahnverkehrs sind am Freitag durch den Streik der GDL eingeschränkt, in Bayern kommt das Schneechaos erschwerend hinzu. Gewerkschaftschef Claus Weselsky wirft der Politik „einen riesengroßen Fehler“ bei der Privatisierung des Konzerns vor. Im Tarifstreit der Lokführer mit der Deutschen Bahn hat sich der Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, kämpferisch gezeigt. Während der Warnstreik der GDL am Freitag weite Teile des Bahnverkehrs in Deutschland stark behinderte, gab sich Weselsky zuversichtlich, die Gewerkschaftsforderungen gegenüber dem Bahnvorstand durchzusetzen. „Wir werden sie knacken“, sagte der GDL-Chef vor Demonstranten in Potsdam. Weselsky trat bei einer Kundgebung am Rande der Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst der Länder auf. Mit der Aktion wollte der Beamtenbund dbb, dessen Mitglied die GDL ist, Solidarität mit den Bahnbeschäftigten demonstrieren. Weselsky warf der Politik vor, „einen riesengroßen Fehler“ bei der Privatisierung von Post, Telekom, aber auch der Bahn gemacht zu haben. „Heute sind wir systemrelevant und sollen nicht streiken“, sagte der Gewerkschafter. „Und genau den Gefallen können wir nicht tun.“ Von dem bis Freitagabend terminierten Bahnstreik dürften Tausende Züge betroffen sein. Es gebe Bahn-Manager, „die sich mit Millionen-Gehältern bedienen“, kritisiert GDL-Chef Weselsky Weselsky sagte, die Gewerkschafter hätten gewollt, dass alle Lokomotivführer, Zugbegleiter und Fahrdienstleiter, die früher einmal Beamte gewesen seien, wieder in diesen Status kämen. „Dann würde die Eisenbahn unbeeinflusst von Streiks fahren. Aber das hatten ja die Privatisierungsbefürworter nicht im Sinn“, so der Gewerkschafter. „Sie wollten ja Gewinne erzeugen. Sie wollten den Steuerzahler entlasten. Sie wollten mit der Deutschen Bahn AG an die Börse gehen.“ Diese „bemerkenswert intelligenten Gedanken“ seien aber nicht aufgegangen. Der Bahn-Konzern sei verschuldet, das Eisenbahnsystem marode. Und es gebe Manager „in dieser Aktiengesellschaft, die sich mit Millionen-Gehältern bedienen und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern anbieten, den Gürtel enger zu schnallen“, sagte Weselsky. „Ich sage an der Stelle: Pfui Teufel!“ Die GDL sei entschlossen, erstmals tatsächlich die Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter in den Vordergrund zu stellen. Ein Knackpunkt der Verhandlungen ist die Forderung nach einer Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Die Arbeitgeber lehnen das bisher ab. Weselsky räumte ein: „Das wird nie von heute auf morgen drei Stunden abgesenkt.“ Aber die GDL werde dem Konzern zu verstehen geben, „wie die Reise hier zu gehen hat“. Der GDL-Chef hatte bereits neue Arbeitskämpfe bei der Bahn für Januar in Aussicht gestellt. Die Deutsche Bahn rät ihren Kunden derzeit, auf nicht notwendige Reisen zu verzichten oder diese zu verschieben. Tickets sollen ihre Gültigkeit behalten. Im Fernverkehr will die Bahn während des Warnstreiks mithilfe eines Notfahrplans rund 20 Prozent des Angebots aufrechterhalten. Im Regionalverkehr werden die Auswirkungen sehr unterschiedlich sein. Im weiter vom Schneechaos betroffenen Bayern dürfte so gut wie nichts fahren. Erfahrungsgemäß sind auch in den ostdeutschen Bundesländern sowie im Südwesten viele Beschäftigte bei der GDL organisiert. Dort dürfte daher im Regionalverkehr vielerorts ebenfalls kaum etwas gehen. Insbesondere im Nordwesten des Landes, wo die GDL traditionell weniger stark vertreten ist, könnte es Fahrgäste weniger stark treffen. Im Januar drohen längerer Arbeitskämpfe Derzeit stimmen die Gewerkschaftsmitglieder per Urabstimmung über unbefristete Streiks ab. Das Ergebnis wird für den 19. Dezember erwartet. Weselsky rechnet eigenen Aussagen zufolge mit einer Zustimmung von 90 Prozent. Mehr als 75 Prozent sind nötig, wenn die GDL zu solchen Arbeitskämpfen aufrufen will. Die Mitglieder müssen die Maßnahme absegnen, denn Streiks können für sie ins Geld gehen. Das Streikgeld der Gewerkschaft gleicht in der Regel nur einen Teil der Lohn- und Gehaltseinbußen aus, die Mitarbeitern bei Arbeitskämpfen entstehen können.