Friday, December 15, 2023

Grupp-Rundumschlag kurz vor Rente: „Großkunden wie Kaufhof und Karstadt waren Versager“

Merkur Grupp-Rundumschlag kurz vor Rente: „Großkunden wie Kaufhof und Karstadt waren Versager“ Artikel von Nadja Zinsmeister • 10 Std. Wolfgang Grupp will seine Führung bei Trigema nicht ohne einen letzten Paukenschlag abgeben. Kurz vorm Ende überrascht der Unternehmer mit neuen Seitenhieben. Burladingen - Wolfgang Grupp verbleiben noch knapp zwei Wochen an der Spitze von Trigema, bevor er die Firma am 1. Januar offiziell an seine Kinder übergibt. Bevor es so weit ist, blickte der Unternehmer im Dezember noch einmal um sich: auf vergangene Geschäftsbeziehungen, neue Arbeitsumstände in Deutschland sowie die Kompetenz der Ampel-Regierung. In einem Interview mit Focus Online zeigte der 81-Jährige wie immer eine deutliche Meinung - und sparte dabei nicht an provokanten Aussagen. Grupp gab in dem Gespräch mit der Online-Zeitung zu, dass es einige „schwierige Situationen“ während seinen 54 Jahren bei Trigema gab. Dabei habe der Unternehmer einiges gelernt. "Ich [musste] erkennen, dass unsere Großkunden im Prinzip die Versager waren“, sagte er. „Wer hätte gedacht, dass Kaufhaus-Könige wie Kaufhof oder Karstadt oder Versandhaus-Könige wie Quelle, Neckermann usw. Konkurs machen würden?“ Trigema entschied sich daraufhin für die Zusammenarbeit mit anderen „Königen“, darunter Metro und Aldi. Schließlich habe Grupp aber erkannt, dass er aufgrund eines bedarfsgedeckten Markts „auch einen Teil der Handelsfunktion in meine eigenen Hände nehmen muss“. Er baute eigene Geschäfte sowie einen Online-Shop auf. Wolfgang Grupp verabschiedet sich mit deutlichem Seitenhieb: „Kaufhof und Karstadt waren Versager“ Grupp gilt als Geschäftsmann alter Schule und führt sein Unternehmen in patriarchalischem Stil. Der 81-jährige kritisierte wie bereits so oft erneut, dass große Händler wie Karstadt und Kaufhof „einfach in der Insolvenz [verschwinden], nachdem sie zuvor Millionen kassiert haben“. Er fordert, dass Unternehmen - so wie er - wieder persönlich Haftung übernehmen und dafür zum Beispiel bei den Einkommenssteuern entlastet werden. Doch von der Politik hält Grupp nicht viel, das machte er auch wieder der Online-Zeitung deutlich: „Mein Credo seit über 40 Jahren: Wenn ich darauf warte, dass mir die Politik hilft, ist die Welt längst untergegangen. Ich muss meine Probleme selbst lösen!“ Dass aktuell die Ampel-Koalition an der Macht ist, sieht der Unternehmer als eine Folge des wirtschaftlichen Versagens von Angela Merkel (CDU). Drei Parteien an der Spitze seien laut ihm schwierige Umstände für eine Machtposition. „Stellen Sie sich vor, ich müsste Trigema mit meinen beiden Brüdern führen, dann sähe es bei Trigema sicherlich anders aus“, sagte Grupp dazu. Einen Wunsch-Kanzler habe er nicht. Er werde die CDU aber erst wieder wählen, wenn Merz an der Spitze ist. Trigema-Chef Grupp wird ist kein Freund von Homeoffice und hohem Bürgergeld Und wie regiert der Patriarch in seiner eigenen Firma? Er kritisierte einen Personalmangel. Den Grund dafür sieht er unter anderem im Bürgergeld. „Ich höre immer wieder, dass etwa das Bürgergeld so hoch ist, dass sich Arbeit nicht mehr lohnt“, behauptete der Unternehmer und forderte, dass die Politik darauf reagieren sollte. Wolfgang Grupp ist zudem kein Fan von Homeoffice, zumindest bei Verwaltungsangestellten. Er wolle in der Lage sein, bei Problemen „zehn Schritte zum nächsten Tisch“ zu gehen und das Problem zu lösen. Ähnlich sehe es bei Lieferfragen aus. „Dann spreche ich mit der Produktion und gebe innerhalb von zwei Minuten eine Antwort. Das geht nicht so schnell, wenn jemand im Home-Office sitzt“, sagte er hierzu. Ab dem 1. Januar wird sich vor allem der 81-jährige nach 54 Jahren öfter mal zuhause in seiner Villa aufhalten, die auf einem rund 25.000 Quadratmeter großen Grundstück samt Swimmingpool in Burladingen steht. Dann sollen sein Sohn und seine Tochter Trigema an seiner Stelle führen. Sein Sohn Wolfgang Grupp jun. (32) wird zum 1. Januar 2024 persönlich haftender Gesellschafter und Geschäftsführer. Die Tochter Bonita Grupp (34) wird Mitglied der Geschäftsführung. (nz)