Friday, September 22, 2023
Flüchtlingsunterkunft im Landschaftspark: Menschen wollen wieder nach Hause
Merkur
Flüchtlingsunterkunft im Landschaftspark: Menschen wollen wieder nach Hause
Artikel von Harald Hettich •
3 Std.
Asylhelfer berichtet in Sozialausschuss über Lage
335 vor allem ukrainische Geflüchtete leben aktuell in der Ende 2022 eröffneten Geflüchteten-Unterkunft im Landschaftspark auf Neubiberger Flur. Uwe Kreßner vom Helferkreis Asyl zog jetzt im Neubiberger Sozialausschuss eine erste Bilanz.
Neubiberg - Ernste Konflikte gibt es seinen Ausführungen zufolge nicht. Allerdings nehme die Teilhabe der Geflüchteten an den meist niederschwelligen Angeboten der hauptamtlichen Diakonie wie der ehrenamtlichen Helfer deutlich ab. Positiv ist aus seiner Sicht, dass bisher keine fremdenfeindlichen Akte in Richtung der Unterkunft bekannt sind. Auch würdigte Kreßner die „sehr umsichtige Security“.
Derzeit keine Überbelegung
Auch wenn derzeit viel von Konflikten und der Überforderung der Gesellschaft durch die vielen Flüchtlinge und Asylbewerber die Rede ist, im Landschaftspark scheinen die Dinge vergleichsweise in geordneten Bahnen zu verlaufen. Angesichts von dort rund 430 Plätzen ist von einer Überbelegung laut Kreßner nichts zu spüren. So sei es laut Kreßner bisher auch gelungen, die zwei bedeutenden Anliegen der Helfer und Verantwortlichen vor Ort zu erfüllen: „Nicht nur die Geflüchteten zu betreuen, sondern auch den sozialen Frieden in Neubiberg aufrechtzuerhalten.“ Einen großen Anteil daran hat der Helferkreis. „Wir sind Beifahrer auf Zeit und leisten Hilfe zur Selbsthilfe“, beschreibt er den elementaren Ansatz.
Die Hilfe für die in Neubiberg Gestrandeten ist vielfältig: Sie mussten in der Gemeinde, zum Teil in Schulen, Kindergärten und Sportvereinen angemeldet werden. Man hilft bei den Hausaufgaben und beim Erlernen der deutschen Sprache. Dazu gibt es Integrationskurse, Hilfe bei WLAN-Problemen oder für Parkgenehmigungen. Außerdem habe man bereits über 40 Fahrräder aus Spendenleistungen zur Verfügung gestellt. Und das ist nur ein Ausschnitt all dessen, was die Helfer in bislang über 1800 Ehrenamtsstunden dort forciert haben. Zu den 70 in Privatunterkünften lebenden Geflüchteten habe man eher wenig Kontakt, sagt Kreßner.
Schwierig gestaltete sich das Thema Schule. Aber auch hier sei es gelungen, die grundschulpflichtigen der rund 50 Kinder in Schulen der Umgebung unterzubringen – trotz der extrem angespannten Personalsituation an den Schulen.
Ernsthafte Konflikte in der Einrichtung habe es seit der tragisch-tödlichen Auseinandersetzung zwischen zwei ukrainischen Staatsangehörigen nicht mehr gegeben. Das sei 2015 noch anderes gewesen, erinnert der Asylhelfer. Damals, so Kreßner, sei es im Tragluftzelt unter den Angehörigen vieler unterschiedlicher Völker und Ethnien zu weit mehr Auseinandersetzungen gekommen. Aktuell blieben die Problemfelder vergleichsweise überschaubar und oftmals auf Sprachbarrieren beschränkt.
Viele Angebote der Helfer werden nicht mehr angenommen
Allerdings: Die Menschen seien sehr zielgerichtet und viele wollten bei aller Integrationsbereitschaft in großer Zahl „vor allem schnell wieder nach Hause“, so Kreßner. Viele Angebote der Helfer würden mittlerweile nicht mehr angenommen. Ein im „Gleis 3“ liebevoll vorbereitetes Public-Viewing zum Fußball-Länderspiel Ukraine-Deutschland im Frühsommer wurde mangels Nachfrage abgesagt. Die Menschen seien vor allem fokussiert auf ihr soziales Umfeld, Fernkontakte in die Heimat, Familie und Arbeit. Man sei weiter vor Ort – aber nicht mehr täglich mit mindestens vier Helfern wie zum Start.
Manch „großes Dankeschön“ gebe es aber auch, betont Kreßner. Wenn etwa eine Mutter an einen Helfer schreibt, wie glücklich ihr Sohn über das neue Fahrrad sei. Der Kleine habe sich erinnert, „als sein Vater ihm auch eines kaufte“. Jener Vater, der „vor nicht allzu langer Zeit gestorben“ sei. Man ist sofort zurück in der Realität. Dass diese derart gemeistert wird in Neubiberg, dafür dankten die Gemeinderäte dann auch den engagierten Helfern.