Friday, September 22, 2023
Arbeitsmarkt in Deutschland: Forscher rechnen mit höheren Arbeitslosenzahlen
DER SPIEGEL
Arbeitsmarkt in Deutschland: Forscher rechnen mit höheren Arbeitslosenzahlen
Artikel von Michael Brächer •
5 Std.
Laut einer neuen Prognose dürfte die Zahl der Arbeitslosen in diesem Jahr um 190.000 Menschen steigen. Gleich mehrere Faktoren machen der Wirtschaft zu schaffen – doch es gibt auch einen Lichtblick.
Arbeitsmarkt in Deutschland: Forscher rechnen mit höheren Arbeitslosenzahlen
Die schwache Konjunktur in Deutschland hat spürbare Folgen für den Arbeitsmarkt: Einer neuen Prognose zufolge wird die Zahl der Arbeitslosen hierzulande um durchschnittlich 190.000 steigen. Als Ursache sieht das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) die hohe Inflation, steigende Zinsen sowie eine schwache Auslandsnachfrage. Die Faktoren hätten die wirtschaftliche Entwicklung gedämpft, teilte das Forschungsinstitut der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg mit. Die Bundesagentur hatte die Zahl der Arbeitslosen im August mit 2,7 Millionen angegeben.
»Der Wirtschaftsabschwung hat sich in Deutschland festgesetzt. Das macht sich auch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar, gemessen an der schwachen Konjunktur hält er sich aber vergleichsweise gut«, sagte Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen. Die Herausforderungen seien aber groß. Es gehe etwa um Fachkräftesicherung, aber auch um Themen wie Investitionsförderung und Infrastruktur. »Es braucht daher ein umfassendes Transformationsprogramm«, sagte Weber.
»Die Jobchancen von Arbeitslosen sind derzeit so niedrig wie zu Coronazeiten«, erklärten die Forscher. Entsprechend liege die Langzeitarbeitslosigkeit deutlich über dem Vor-Corona-Niveau.
Allerdings dürfte die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland steigen: Für das laufende Jahr rechnet das IAB mit einem vergleichsweise moderaten Anstieg um 250.000 auf 34,76 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Der Zuwachs würde damit um die Hälfte geringer ausfallen als im Jahr 2022.
Doch die Studie enthält auch einen Lichtblick. So dürfte die Zahl der Arbeitslosen im kommenden Jahr zwar noch einmal ansteigen, jedoch in deutlich geringerem Maße: Das IAB rechnet 2024 mit einer Steigerung um 60.000 Personen. Hinsichtlich der Konjunktur erwarten die IAB-Experten einen Rückgang der Wirtschaftsleistung im laufenden Jahr um 0,6 Prozent. Im nächsten Jahr soll dann das Bruttoinlandsprodukt jedoch wieder um 1,1 Prozent steigen. Voraussetzung dafür sei aber ein Rückgang der Inflation.