Friday, September 1, 2023

Das Ende der EZB – USA erklären dem Euro den Krieg

de.investing.com Das Ende der EZB – USA erklären dem Euro den Krieg Artikel von Investing.com • 1 Std. Investing.com – Der Euro hatte es seit seiner offiziellen Einführung als Zahlungsmittel im Jahr 2001 nicht einfach. Die als Dollar-Alternative geltende Gemeinschaftswährung stand nur elf Jahre nach ihrer Einführung vor dem Untergang. Die aus der Finanzkrise 2008 hervorgegangene Schuldenkrise drohte den Euro und die Eurozone kollabieren zu lassen. Nur das beherzte Eingreifen des damaligen EZB-Präsidenten Mario Draghi verhinderte die Vernichtung des Eurosystems. Heute, weitere elf Jahre später, sieht es für den Fortbestand des Euro wieder nicht gut aus. Doch diesmal hat es die EZB nicht mehr selbst in der Hand, ob der Euro von der Bildfläche verschwindet, wie Tom Luongo erklärte. Das große Problem von EZB-Präsidentin Lagarde ist die Glaubwürdigkeit. Sie müsste den Markt davon überzeugen, dass sie es mit der Bekämpfung der Inflation (Abwertung des Euro) ernst meint. Der Fed-Vorsitzende Powell hat dieses Problem nicht, der Markt glaubt ihm, dass die Zinsen von aktuell 5,5 Prozent eine längere Zeit auf einem hohen Niveau bleiben. Er selbst sagte bereits voraus, dass die Inflation das Ziel von 2 Prozent nicht vor 2025 erreicht. Als Folge der Zinsen und Prognosen liegen die Renditen von US-Anleihen über denen der EU-Konkurrenz und so schichten Investoren auf der Jagd nach Rendite Gelder von Euro in Dollar um. Die Märkte haben deshalb kein Vertrauen in die EZB, weil mit der Ankündigung, die QE-Programme (das Geld drucken) zu beenden, gleichzeitig das sogenannte Transmissionsschutzinstrument (TPI) ins Leben gerufen wurde. Dieses ist, wie Luongo sagt, nicht anderes als QE, nur in anderer Form – ein Taschenspielertrick, den der Markt durchschaut hat. Lagarde hat aber keine andere Wahl, denn sie muss verhindern, dass der europäische Anleihenmarkt kollabiert. Luongo spricht in diesem Zusammenhang von einem "Krebspatienten im Stadium IV". An diesem Punkt angelangt, wird die Politik der EZB und infolgedessen der Euro zum Spielball der Märkte. Die US-Wirtschaftsdaten sind besser als die der EU, weshalb Powell wesentlich gelassener auf die neue Welle der Rohstoffinflation blicken kann, die uns, wie er sagte, erwartet. Diese Inflation hatte nur deshalb vorübergehend abgenommen, weil US-Präsident Biden entschied, die strategischen US-Rohöllagerbestände zu verkaufen. Davon profitierten Lagarde und der Euro stärker als der Dollar, weil Europa viel stärker von Ölimporten abhängig ist. Doch diese Unterstützung ist jetzt hinfällig, sagt Luongo. Lagarde sind zu diesem Zeitpunkt die Hände gebunden. Völlig unabhängig davon, wie der Zustand der EU-Wirtschaft ist, sie muss der Fed-Geldpolitik folgen. Tut sie dies nicht, dann wird "der Kapitalabfluss aus Europa von einem kleinen Bach im Hinterhof zu einer biblischen Flut", wie Luongo es beschreibt. Das Ergebnis wäre, dass weder die Anleihespreads noch der Euro verteidigt werden können. Der Euro und die Eurozone würden aufhören zu existieren. Selbst die Bank von Japan (BoJ) ist trotz ihrer jahrzehntelangen Deflationsprobleme besser aufgestellt. Erstens sehen die Fundamentaldaten besser aus als die der EU und Japan hat nicht den Fehler gemacht, sich von den russischen Öllieferungen loszusagen. Ganz im Gegenteil, Japan importiert so viel russisches Öl wie noch nie zuvor. Der BoJ-Vorsitzende Ueda kündigte an, die Renditekurvenkontrolle flexibler zu gestalten, was die Unsicherheit an den Märkten erhöhte. Luongo verweist darauf, dass Händler diese geldpolitischen Entwicklungen mehr im Blick haben müssen. Denn eines zeigen diese ganz klar, es wird keine koordinierten Maßnahmen der Zentralbanken mehr geben, wie es 10 Jahre lang der Fall war. Mit der Herabstufung der USA durch S&P im Jahr 2011 schlossen sich alle großen Zentralbanken zusammen, um einander Anleihen zu verkaufen und für Liquidität zu sorgen. Diese Ära endete im Juni 2021, als Powell ohne Rücksprache den Reverse-Repo-Zins um 5 Basispunkte erhöhte, um zu verhindern, dass die Renditen für 30-Tage-T-Bills negativ werden. Das war die erste Salve, mit der die Fed den neu entfachten Währungskrieg begann. Auch wenn sich 5 Basispunkte nicht viel anhören, so führte diese Maßnahme dennoch dazu, dass dem internationalen Kapitalmarkt in kürzester Zeit 1 Billionen Dollar entzogen wurden, welche in die USA flossen und dort die bis dahin schlummernde Inflation entfesselten. Zentralbanken sind wieder Einzelkämpfer geworden und jede wird alle Möglichkeiten nutzen, um im globalen Währungskrieg die Nase vorn zu haben. Eine "seismische Verschiebung" der Kapitalflüsse steht unmittelbar bevor, so Luongo. US-Finanzministerin Yellen wird die Märkte mit US-Staatsanleihen fluten, damit die Biden-Regierung ihre unzähligen Konjunkturprogramme finanziert bekommt. Das gibt Powell die Möglichkeit, an der restriktiven Geldpolitik festzuhalten und die Zinsen sogar noch weiter zu erhöhen. Die EZB muss nachziehen, auch wenn sich die Eurozone bereits in einer Rezession befindet, denn eine andere Möglichkeit den Euro zu verteidigen hat sich nicht mehr. Der Euro und der Dollar befinden sich in einem Krieg, den der Euro nicht gewinnen kann. Lagarde kann nur darauf hoffen, dass es der US-Wirtschaft schon bald so schlecht geht, dass Powell die Zinsen senken muss. Andernfalls wird der Euro nur noch in den Geschichtsbüchern zu finden sein, in denen nachzulesen ist, dass dieses Experiment von Anfang an zum Scheitern verurteilt war.