Sunday, March 12, 2023

Kritik der Flüchtlingshilfen: „Da werden Langzeitarbeitslose produziert“

Merkur Kritik der Flüchtlingshilfen: „Da werden Langzeitarbeitslose produziert“ Artikel von Michaele Heske • Vor 5 Std. Kritik der Flüchtlingshilfen: „Da werden Langzeitarbeitslose produziert“ Flüchtlingshelfer aus dem ganzen Landkreis Erding plädieren dafür, Asylsuchenden den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern. Dorfen/Erding – Die Zahl der Flüchtlinge steigt weiter. Nicht nur Ukrainer suchen im Landkreis Asyl, sondern auch wieder vermehrt afghanische, nigerianische und türkische Geflüchtete. „Unsere Gesellschaft wird bunter“, erklärte Karin Fengler-Mensah von der Aktionsgruppe Asyl (AGA) bei einem Pressegespräch zur aktuellen Situation der Helferkreise. „Die Leute bleiben, sie gehen nicht mehr zurück“, fügte der Dorfener Flüchtlingshelfer Franz Leutner an. Die Migration werde in den kommenden Jahren zunehmen, darin waren sich die fünf Ehrenamtlichen aus dem ganzen Landkreis einig, die sich am Donnerstag in den Räumen der Flüchtlingshilfe Dorfen trafen, um über Probleme und Chancen der Zuwanderung zu reden. Das wirke sich auch schon auf den Arbeitsmarkt aus, sagte AGA-Vorsitzender Stephan Glaubitz. „Die Großeltern sollen gut gepflegt werden, wir möchten saubere Büroräume. Und im Landkreis arbeiten IT-Experten aus aller Herren Länder – es gibt viele zugewanderte Menschen, die mittlerweile ein Teil unserer Gesellschaft sind.“ Wer das anerkenne, könne auch mit Einwanderung und Flüchtlingen umgehen. „Und wünscht sich keine Rückkehr zu einer heilen Welt, die es auch früher nicht gegeben hat.“ Deshalb sei es umso wichtiger, möglichst vielen Menschen mit Asylhintergrund, die schon einige Jahre in Deutschland leben, Ausbildung und Beruf zu ermöglichen – ungeachtet der Identitätsnachweise, die trotz intensiver Bemühungen oftmals nicht beigebracht werden könnten, so Glaubitz. Selam Haile beispielsweise hat keine Pass. Die 37-jährige Eritreerin arbeitet seit kurzem bei der Dorfener Flüchtlingshilfe. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder. 2017 kam die Familie in die Isenstadt, lebte zunächst in Lindum und jetzt in einer Wohnung in der Stadt. Über die Kinder fand Selam Haile Anschluss an das normale Leben und lernte Deutsch. Auch Englisch spricht sie nahezu perfekt, zudem hat sie sehr gute Computer-Kenntnisse. Ihr Mann kommt ebenfalls aus Eritrea, im Gegensatz zu ihr hat er aber als anerkannter Asylsuchender einen soliden Aufenthaltstitel. Selam Haile hat lediglich eine Duldung, die alle drei Monate erneuert werden muss. Leutner würde sie gerne im Rahmen eines Bundesfreiwilligendienst anstellen. Doch das geht nicht. Dazu bräuchte sie einen Aufenthaltstitel, der mindestens ein Jahr lang gilt. Diesen bekommt sie nicht, weil ihre Identität offiziell nicht geklärt ist. Für Monika Schwarzenböck von der Flüchtlingshilfe St. Wolfgang ist die Situation, in der viele Geflüchtete stecken, völlig absurd. „Möglich, dass der eine oder andere Kriminelle unter den Asylsuchenden ist – aber das Gros sind unbescholtene Bürger, die vor Krieg und Not geflohen sind.“ So würden Menschen seit sechs, sieben Jahren hier leben, „die Deutsch lernen und arbeiten wollen, aber nicht dürfen“. Das versteht auch Glaubitz nicht: „Wenn man das nachrechnet, was uns das kostet, die Leute von der Arbeit fernzuhalten – da werden Langzeitarbeitslose produziert.“ Eine weitere Schwierigkeit sei, eine Wohnung zu finden, bemängelte Josef Kronseder, der sich aktuell vorwiegend um Flüchtlinge aus der Ukraine kümmert. Der Dorfener Helfer appelliert an alle Vermieter, auch Flüchtlingen, egal welcher Nation, eine Chance zu geben. „In Dorfen haben wir viel Leerstand.“ Die Arbeit mit Geflüchteten sei eine Langzeitaufgabe, deshalb könnten sich viele Flüchtlingshelfer nicht um Neuankömmlinge kümmern. „Wir brauchen neue Leute“, wirbt Leutner. „Da entstehen Freundschaften, enge Bindungen – und man tut was für den sozialen Frieden, wenn man sich für die Integration der Asylsuchenden engagiert.“