Friday, March 24, 2023

Eine Berliner Britin will den König stürzen: „Es nervt mich so sehr, wie die Deutschen die königliche Familie lieben!“

Berliner Kurier Eine Berliner Britin will den König stürzen: „Es nervt mich so sehr, wie die Deutschen die königliche Familie lieben!“ Artikel von Verena Schmitt-Roschmann, dpa • Gestern um 15:55 In fünf Tagen strahlt königlicher Glanz auf Berlin. King Charles III. kommt in die Hauptstadt. Nachdem er seine Paris-Reise wegen der Demonstrationen im Land absagte, wird das seine erste Auslandsreise als König sein. Die britischen Royals haben in Deutschland viele Fans. Eine gehört nicht dazu: die britische Autorin und Kolumnistin Jacinta Nandi. Sie Jacinta Nandi lebt seit mehr als 20 Jahren in der deutschen Hauptstadt und ist schwer genervt von der Monarchie in ihrer alten Heimat. Eine Berliner Britin will den König stürzen: „Es nervt mich so sehr, wie die Deutschen die königliche Familie lieben!“ Frau Nandi, was haben Sie gegen König Charles? Ich habe nichts persönlich gegen ihn. Ich finde nur, dass das System doof ist. Es versteckt Armut und Unterdrückung. Gleichzeitig ist das System sehr unmenschlich gegenüber den Familienmitgliedern. Was meinen Sie? Ich finde, das ist ein bisschen, wie in Scientology geboren zu sein oder den Zeugen Jehovas: Die müssen aktiv entscheiden wegzugehen. Wir sehen bei Prinz Harry, wie traumatisch das ist. Charles hat sich nie aktiv für etwas entschieden, er hat immer passiv alles mitgemacht. Charles tut mir voll leid. Sein ganzes Leben ist ein Witz gewesen. Es ist ein Witzsystem. Es ist peinlich für England. Verwandtes Video: Acht Prozent der Deutschen wünschen sich einen König (glomex) Aber in Deutschland ist die britische Königsfamilie immer noch sehr beliebt. Es nervt mich so sehr, wie die Deutschen die königliche Familie lieben. Nur, weil Ihr nicht dafür bezahlen müsst. Ich bin immer überrascht, dass die Deutschen sagen: Ah, die Queen ist so süß, die Queen hat so viele süße Hunde. Und dann regen sie sich auf über die Kosten für neue Vorhänge im Bundestag. Ich glaube, die Liebe für das Königshaus würde sofort aufhören, wenn Ihr dafür bezahlen müsstet. Ihr habt den Spaß an der Monarchie ohne die ganzen Kosten. Wie würden Sie das System ändern? Ich glaube nicht wirklich, dass wir zu meinen Lebzeiten das System abschaffen. Aber was ich mir vorstellen könnte: Wir machen bei jeder Wahl in Großbritannien eine Abfrage, ob König Charles Staatsoberhaupt bleiben soll. Ich gehe davon aus, wenn ich ehrlich bin, dass die noch gewinnen würden. Dann machen wir es so: Die kriegen 150.000 oder 300.000 Pfund Honorar pro Jahr und behalten nur ein paar Schlösser. Und der Rest wird zum Museum. Es gibt so viel Armut. Es ist eine Schande, dass die so viel ausgeben für eine große Party in einer Zeit, in der so viele Leute verzweifelt sind. Könnte denn Charles bei seinem Deutschland-Besuch irgendwas tun, um ihre Ablehnung zu mildern? Nein. Für mich würde es reichen, wenn die Deutschen nicht so begeistert wären. Eines muss ich allerdings gestehen, auch wenn ich das nicht gerne tue: Als die Queen am Anfang von Corona ihre Rede gehalten hat, da habe ich geheult. Sie hat mir Mut gemacht. Bundeskanzlerin Merkel hat mir auch Mut gegeben, aber bei der Queen war das noch etwas anderes. Ich finde das auch ein bisschen kindisch. Ein erwachsenes Land braucht keinen Haupt-Selbsthilfe-Coach. Lesen Sie auch: Warnstreik am Montag: Mietwagen-Verleiher drehen die Preise rauf>> Was haben Sie denn vor an den Tagen, die Charles in Deutschland ist? Am 31. März gehe ich zu einer Dinnerparty bei einer Freundin. Sie ist eine Britin, die die Königlichen noch mehr hasst als ich. Wir machen bestimmt eine kleine Anti-Charles-Party. Zur Person: Jacinta Nandi wurde 1980 in London geboren und lebt seit dem Jahr 2000 als Autorin und Kolumnistin in Berlin. 2021 erschien ihr Buch „50 Ways to Leave Your Ehemann“.