Friday, July 1, 2022
„Die junge Generation heute ist so weichgekocht und so ängstlich auf Erfolg bedacht“
WELT
„Die junge Generation heute ist so weichgekocht und so ängstlich auf Erfolg bedacht“
Gestern um 12:19
Entertainer Thomas Gottschalk (72) kann mit dem Nachwuchs in der Unterhaltungsbranche nur wenig anfangen. „Ich muss aufpassen, dass ich nicht meine komplette Zeit damit verplempere, irgendwelche Reality-Stars oder Youtube-Influencer zu beschimpfen, weil ich nicht an sie glaube“, sagte der Moderator in einem Interview der „Süddeutschen Zeitung“. „Das ist die große Gefahr, in der ich derzeit bin, dass ich mir ständig denke: Meint ihr das wirklich ernst?“
Thomas Gottschalk macht sich nie Sorgen, was die Leute über ihn denken könnten.
Er selbst habe zu Beginn seiner Karriere noch die „harte Schule der Unterhaltung“ durchlaufen und zum Beispiel für die Kaufhauskette Hertie die Zickzack-Nähmaschine beworben, sagte Gottschalk. So wie sein Schauspielkollege Mike Krüger aus den „Supernasen“-Filmen, der mit seinem Gitarrenkoffer durch die Dörfer getingelt sei. „Diese harte Schule verbindet, und das fehlt den Reality-Dödeln heute.“
An den jüngeren Entertainern vermisse er vor allem den Mut, auch mal etwas Falsches zu sagen. „Diese ganzen Leute mit fünf Millionen Followern zwischen neun und elf Jahren, du merkst jedes Mal, wenn die den Mund aufmachen, dass die an alle ihre fünf Millionen Follower denken und bloß nix falsch machen wollen.“
Gottschalk: Habe früher auch live Sänger im Radio beschimpft
Er selbst mache sich nie Sorgen, was die Leute über ihn denken könnten. „Die junge Generation heute ist so weichgekocht und so ängstlich auf Erfolg bedacht. Die steht so unter Druck. Das tut mir leid.“ Er habe früher auch live Sänger oder Redakteure im Radio beschimpft – „das ging damals, solange die Zuhörer es lustig fanden.“
Heute sei er froh, „dass die Leute mich immer noch sehen und hören wollen.“ Es sei eine große Ehre, in seinem Beruf alt werden zu dürfen.