Thursday, January 2, 2025
Was sich die AfD-Chefin vom Hightech-Milliardär erhofft
Was sich die AfD-Chefin vom Hightech-Milliardär erhofft
RP ONLINE • 13 Std. • 4 Minuten Lesezeit
Berlin. Immer wieder lobt Elon Musk die AfD - zuletzt in einem Beitrag für die „Welt am Sonntag“. Hinter den Kulissen sind die Teams von Alice Weidel und des Trump-nahen Milliardärs offenbar in Kontakt. Ein öffentlicher Auftritt soll geplant sein.
Für Parteichefin Alice Weidel (45) könnte es ein neuer Anlauf zur Umsetzung eines Herzensprojekts werden: dass die AfD Teil eines wichtigen internationalen Netzwerks der Rechtspopulisten wird. Jedenfalls verschafft Hightech-Milliardär Elon Musk (53) der deutschen Rechtsaußenpartei mit seinem öffentlichen Werben weltweite Aufmerksamkeit. Selbst ein gemeinsamer Auftritt von Weidel und Musk ist offenbar schon geplant.
Eine Annäherung von Elon Musk an die AfD ist seit geraumer Zeit zu beobachten: Bereits im September 2023 teilte der Gründer des Autokonzerns Tesla auf der Plattform X - deren Besitzer er ist - einen Beitrag, in dem die von deutschen Initiativen organisierte Seenotrettung von Flüchtlingen im Mittelmeer kritisiert und auf einen Wahlsieg der in Teilen rechtsextremen AfD gehofft wird. Mit dem Werk in Grünheide bei Berlin ist Musk ein großer Investor und findet als solcher auch Gehör.
Im April 2024 reagierte er auf einen Beitrag von AfD-Rechtsaußen Björn Höcke. Der hatte sich auf X (vormals Twitter) kryptisch und in englischer Sprache darüber beklagt, dass juristisch gegen ihn vorgegangen wurde. Ihm werde vorgeworfen, „ein angebliches Zitat, in dem ich meinen Patriotismus zum Ausdruck gebracht habe, ‚falsch’ wiedergegeben zu haben“, schrieb er. Darauf antwortete Musk und wollte wissen, warum das illegal sei. Höcke wurde damals wegen einer verbotenen SA-Parole aus der Nazi-Zeit der Prozess gemacht. Wegen der Verwendung der Losung „Alles für Deutschland“ wurde er zu Geldstrafen verurteilt.
Seit Musk vom designierten US-Präsidenten Donald Trump zum Sonderberater gemacht wurde, fühlt sich der reichste Mann der Welt berufen, die Politik von Regierungen in Europa aggressiv zu kommentieren, Vertreter des Staates zu verhöhnen und sich mit Wahlempfehlungen einzumischen. Erst am Neujahrstag setzte er sich auf X, wo er mehr als 200 Millionen Follower hat, für den derzeit inhaftierten britischen Rechtsextremen Tommy Robinson ein. Kurz vor dem Jahreswechsel warf er Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vor, ein „Tyrann“ zu sein. Nach dem Anschlag von Magdeburg verlangte er auf X den sofortigen Rücktritt von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), denn er als Narren bezeichnete. In einem umstrittenen Gastbeitrag für die „Welt am Sonntag“ rief Musk zuletzt zur Wahl der AfD auf. Gleichzeitig schrieb er: „Die Darstellung der AfD als rechtsextrem ist eindeutig falsch, wenn man bedenkt, dass Alice Weidel, die Vorsitzende der Partei, eine gleichgeschlechtliche Partnerin aus Sri Lanka hat! Klingt das für Sie nach Hitler?“
Aktuell laufen zwischen Musk und AfD-Kanzlerkandidatin Weidel nach Angaben ihres Sprechers konkrete Planungen für ein Aufeinandertreffen in einer Art Talk-Show. „Über einen X-Space zwischen den beiden sind wir bereits im Austausch“, wird Sprecher Daniel Tapp von „Spiegel“ und Deutscher Presse-Agentur zitiert. Ein X-Space ist eine Live-Übertragung von Gesprächen auf der Plattform X. Musk hatte die Idee selbst ins Spiel gebracht, nachdem sein Gastbeitrag in der „Welt am Sonntag“ breite Diskussionen und Kritik ausgelöst hatte. „Warte bis Alice und ich ein X-Spaces-Gespräch führen. Dann verlieren sie ihren Verstand“, schrieb er einer Influencerin, die sich ebenfalls zu der Debatte geäußert hatte. Weidel selbst teilte diesen Kommentar Musks bei X. Sie hatte sich schon Tage zuvor in einem „Lieber Elon“-Video für sein Eintreten für die AfD bedankt. Anlass dafür war eine seiner früheren Wahlempfehlungen für ihre Partei.
Das Team Weidel sei in regelmäßigem Austausch mit dem Team Musk, sagte Weidel-Sprecher Tapp. Der Tesla-Chef habe sich bereits vor einigen Monaten für das AfD-Programm interessiert. Ein persönliches Telefonat oder Treffen zwischen Weidel und ihm habe es bislang nicht gegeben. „Das wird sich aber sicher bald ändern“, sagte der Sprecher.
Für Weidel könnte durch die Annäherung an Musk - und damit womöglich auch an Trump - ein Wunsch in Erfüllung gehen, den sie schon lange hegt: die AfD für rechtspopulistische Kräfte weltweit anschlussfähiger zu machen, die sich gemäßigter geben als die Deutschen. Zur Erinnerung: Die von ihr noch vor einem Jahr angestrebte engere Zusammenarbeit mit der französischen Rechtspopulistin Marine Le Pen scheiterte an den Skandalen des damaligen AfD-Spitzenkandidaten für die Europawahl, Maximilian Krah. Weidel hoffte damals, dass ihre Partei daraus lernt und in Zukunft strategischer vorgeht, insbesondere auch vor wichtigen Wahlen.
Aktuell scheint sich diese Hoffnung zu erfüllen: Von jenen Mitgliedern der AfD aus Ostdeutschland, die sich Moskau näher fühlen als Washington - und die auch nicht wollen, dass ihre Partei für mehr Anschlussfähigkeit Kompromisse eingeht - ist aktuell kein offener Widerspruch zur Annäherung von Elon Musk und Alice Weidel zu hören.