Tuesday, January 21, 2025

Melanias Hut

FR Melanias Hut Stephan Klemm • 16 Std. • 2 Minuten Lesezeit Die First Lady hielt bei der Inaugurationsfeier Donald Trump auf Distanz. Um zwölf Uhr mittags, High Noon in den USA, Zeit der Entscheidung, ist der Hut des Jahres in seiner vollen Pracht zu sehen. Er klebt bei der Amtseinführung von Donald Trump auf dem Kopf von Melania Trump, der Präsidentengattin, tiefes Dunkelblau mit weißer Schlaufe, dazu eine riesige Krempe, die große Schatten ins Gesicht der First Lady werfen, bis hin zur Nase. Und auch wenn es um zwölf Uhr mittags nicht zu einem direkten Duell mit Donald kam, dem Präsidenten, hat sie damit einen veritablen Schuss Ironie und Selbstbehauptungswillen auf ihn abgefeuert. Was er, der Narzisst, ganz auf sich bedacht, womöglich in einer Phase größter Selbstliebe gar nicht mitbekommen hat. Wahrscheinlich auch dann nicht, als er vergeblich versuchte, ihr einen Kuss auf die Wange zu drücken. Klappte nicht – die Krempe. Nächstes Mal dann, wobei das bedeutet, dass er ihre Hut-Botschaft nicht verstanden hat: Bleib. Mir. Vom. Hals. Bald darauf lernen wir, dass Krempen wie die im 45-Grad-Winkel angeordnete an Melanias Hut klassische Abstandhalter der Modegeschichte sind vor aufdringlichen Küssen und Küssern. Müsste man mal Frauen raten, die im Kölner Karneval ungeküsst bleiben wollen. Melania Trump wirkte aber bei der Inauguration in Washington nicht nur wegen ihres Hutkonzepts auffällig und abweisend. Unterhalb des Schopfes trug sie einen zugeknöpften marineblau gefärbten Mantel und ganz unten gefährlich hochhackige Stilettos, auch sie schienen, wenn es zum Äußersten kommt, bereit zum Duell mit dem Gatten. Der Fashion-Experte Louis Pisano findet das alles ein wenig gewagt: „Diktatorengattin“ nennt er diese Stilrichtung. Offensichtlich wurde das alles, als Trump die rechte Hand hob und den Amtseid schwor, dabei aber vergaß, die linke Hand auf die Bibel zu legen, die Melania, die Diktatorengattin, ihm entgegenstreckte. Auch da: Nichts ist von den Augen zu sehen. Und kein Wort zu Donald, auch kein: „Eh, deine linke Hand.“ Kurzum: Zu sehen war ein gekonntes Schauspiel von ihr, der Frau mit dem Hut des Jahres. Kein Wunder zudem, dass dem Übersetzer des Inaugurations-Spektakels bei Phoenix angesichts der zunehmend konfusen Aussagen Trumps die Hutschnur platzte, als er sich flehentlich an die Regie wandte: „Sag mal, wie lange wollt ihr bei dem Scheiß bleiben?“ Richtig. Cut. Die Hutbotschaft ist längst schon angekommen.