Monday, January 27, 2025

Dieser Mann hat den Angreifer von Aschaffenburg gefasst

WAZ Dieser Mann hat den Angreifer von Aschaffenburg gefasst 15 Std. • 3 Minuten Lesezeit Eigentlich sollte der vergangene Mittwoch für Michael Hein ein entspannter freier Tag werden. Nach einem Besuch beim Friseur wollte der Aschaffenburger seine beiden Enkel besuchen und mit ihnen frühstücken. Doch als er auf dem Weg dorthin durch den Schöntal-Park läuft, hört er plötzlich Schreie einer Frau. Wie der 45-Jährige dem Sender RTL erzählt, dachte er zunächst an eine Vergewaltigung: „Da hab ich mir gesagt, da muss ich jetzt einschreiten.“ Doch als er ankommt, sieht er einen Bollerwagen mit Kindern und den Afghanen Enamullah O., der wahllos auf die Kindergartenkinder einsticht. Hein schreitet ein und ruft den Kindern und Erziehern zu: „Weg, weg, weg!“ Doch der Attentäter sticht weiter zu – ein zweijähriges Kind und der 41-jährige Helfer Kai-Uwe Danz werden schließlich sterben. Hein verfolgt Täter durch Aschaffenburg: „Ich muss ihn kriegen“ Hein bleibt weiter dran und versucht O. zu überwältigen: „Dann hat er gesehen, dass ich einschreite und nicht aufgebe. Er hat anscheinend Panik gekriegt und ist mit dem Messer in der Hand gerannt, gerannt, gerannt“, sagt Hein. Ihm sticht sofort die blaue Jacke ins Auge. „Ich muss ihn kriegen“, denkt er und nimmt die Verfolgung auf. Hein rennt hinter dem Flüchtigen durch die Stadt – zugleich ruft er die Polizei an und gibt den aktuellen Standort des Täters durch. Und er benachrichtigt auch seine Tochter Giulia. „Jemand hat ein Messer!“, hört sie ihn nur verschwitzt und tränenreich rufen – dann legt er wieder auf und für Giulia beginnt eine Zeit der Ungewissheit. „Du weißt nicht, ob dein Papa noch lebt“, sagt sie über den Moment. Hein über den Täter: „Der war krank“ Während Giulia voller Sorge durch die Wohnung läuft und um ihren Vater bangt, gelingt es diesem den Täter an einem Bahngleis zu stellen. O. hatte dort die Orientierung verloren, in einem Tunnel wirft er das Messer weg. „Da haben wir ihn überwältigt“, erinnert sich Hein. Auch die Polizei ist schnell vor Ort und nimmt den Angreifer fest, was von Hein gefilmt wird. „Der war krank“, sagt Hein über den Täter. „Auch, wie er mich angeguckt hat.“ Kurz nach der Festnahme kann Hein dann auch endlich ausführlicher mit seiner Tochter telefonieren und ihr ausführlicher berichten, was passiert war: „Ich bin bei der Polizei. Ich bin Hauptzeuge. Ich habe den Täter festgenommen beziehungsweise mit festgenommen und habe hinbekommen, dass die Polizei ihn bekommt“, sagte er ihr. Giulia reagierte erleichtert: „Ich war Gott froh, dass ihm nichts passiert ist.“ Das Erlebte wird Hein und seine Tochter nicht so schnell loslassen Michael Hein und seine Tochter werden noch lange brauchen, um das Erlebte zu verarbeiten: „Die letzten drei Tage waren wir jeden Abend zusammen“, sagt Giulia. Regelmäßig ruft sie ihn an und fragt ihn, ob es ihm gut geht. „Ich bin hart im Nehmen. Aber wenn dann die Tür zufällt, ist das schon schwer“, sagt ihr Vater über das Erlebte. Auch die dritte Nacht sei für ihn „die Hölle“ gewesen. „Das geht auch nicht so schnell vorbei.“ Denn klar ist: Auch er hätte wie Kai-Uwe Danz bei dem Angriff sterben können. Als Helden sieht sich Hein aber nicht: „Ich hab einfach meine Aufgabe erledigt, das, was ich machen soll. Da sind ja Kinder im Spiel. Man sollte nicht immer wegschauen, man sollte schon einschreiten“, sagt er über sein Eingreifen. Seine Tochter sieht das anders: „Ich sehe ihn definitiv als Helden. Definitiv.“