Tuesday, January 21, 2025

Buch „Inside Tagesschau“ - Links, elitär, tendenziös: Ex-ARD-Mann erhebt schwere Vorwürfe gegen „Tagesschau“

Buch „Inside Tagesschau“ - Links, elitär, tendenziös: Ex-ARD-Mann erhebt schwere Vorwürfe gegen „Tagesschau“ Artikel von FOCUS Online • 4 Std. • 11 Minuten Lesezeit Die ARD-Nachrichtensendung «Tagesschau» ändert ein jahrzehntealtes Ritual. „Inside Tagesschau“: So heißt das neue Buch von Alexander Teske. Er war ARD-Mitarbeiter und berichtet nun von seinen Erfahrungen, insbesondere bei der Sendung „Tagesschau“. Seine Vorwürfe wiegen schwer. Die ARD weist die Kritik zurück. Kritik an den öffentlich-rechtlichen Sendern gibt es seit Jahren. Zu teuer, verkrustete Strukturen, politisch einseitig. So einige der Vorwürfe. Einer, der das System ARD jahrelang miterlebt hat, ist Alexander Teske. Er war unter anderem Mitarbeiter von ARD-Aktuell und hat dabei Einblicke in die Arbeit für die wichtigste Sendung, die „Tagesschau“, bekommen. Seine Erfahrungen hat er nun in einem Buch zusammengefasst. Er erhebt darin schwere Vorwürfe. Wir dokumentieren hier Auszüge zu drei verschiedenen Themengebieten aus dem Buch. FOCUS online hat die ARD um Stellungnahme gebeten. Eine Sprecherin des für die „Tagesschau“ verantwortlichen NDR teilt auf FOCUS online-Anfrage mit: „Die im Buch erhobenen Vorwürfe gegenüber ARD-aktuell und der ARD sind einseitig und beruhen auf den subjektiven Erinnerungen eines einzelnen, ehemaligen Mitarbeiters. Alexander Teske war von Anfang 2018 bis Ende 2023 bei ARD-aktuell befristet beschäftigt. Er hatte sich 2022 ohne Erfolg um eine ausgeschriebene unbefristete Stelle beworben. Seine Klage gegen die Entscheidung wurde vom Arbeitsgericht Hamburg vollumfänglich abgewiesen.“ Teil 1: Teske über die „heimlichen Chefs“ bei der „Tagesschau“ „(…) Zurück zu den heimlichen Chefs der Tagesschau und dem Einfluss, den sie haben: Der typische Chef vom Dienst ist ein Einser. Das bedeutet: Er ist unbefristet festangestellt und in der höchsten Vergütungsgruppe 1, Stufe 6 eingruppiert. Dies entspricht einem Monatsgehalt von 11 434 Euro brutto (Stand 1.12.22). Werden sie außertariflich bezahlt, sind auch höhere Gehälter möglich. Ein Einser zu sein, bedeutet nicht nur gut entlohnt zu werden und eine Machtposition zu bekleiden, es verleiht Unabhängigkeit. Denn de facto sind sie unkündbar. Das macht Einser selbstbewusst. (…) Auch nutzen Einser ihre Position, der Chefredaktion in Konferenzen offen zu widersprechen („Ich sehe das anders“). Und die Gruppe der Einser ist intern einflussreich. Sind sie mit Entscheidungen der Chefredaktion oder des Informationsdi­rektors nicht einverstanden, schreiben sie einen offenen Brief, den alle Einser unterzeichnen. Zum Beispiel gegen Umstruk­turierungen, einen neuen Dienstplan oder für ein besseres Be­triebsklima. Die Chefs vom Dienst eint: Sie sind meinungsstark und haben ihre persönlichen Vorlieben. Dies widerspricht dem Selbstbild der Tagesschau vom neutralen, objektiven Beob­achter der Nachrichtenwelt. Sehe ich die Sendung abends als Zuschauer auf dem Sofa, kann ich oft sehen, wer gerade den Hut aufhat. So benutzt ein Chef vom Dienst mit Vorliebe ähn­liche Schlagzeilen: „Diskussion über Strafen bei Fahrerflucht“. Einen Tag danach: „Diskussion über Taurus-Lieferungen.“ Ei­nige Tage später gibt es die „Diskussion über Schwarz-Grün im Bund“. Dann heißt es in der Tagesschau: „Diskussion über Cannabis-Grenzwert“ oder „Diskussion über AfD-Politiker Bystron“ und es gibt eine „Diskussion über Reform der Schul­denbremse“. Dann, leicht abgewandelt: „Diskussion um Isla­misten-Kundgebung“ und „Diskussion nach Angriff auf Politiker“. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Chefs vom Dienst verorten politisch eher links der Mitte Die Chefs vom Dienst verorten sich wie viele Journalisten politisch eher links der Mitte. Im Gegensatz zur Mehrheit der Bevölkerung. (…) Nachrichten, die nicht in ihr Weltbild passen, werden von den Chefs vom Dienst klein geredet und schaffen es nicht in die Sendung. Zum Beispiel der Anstieg der Kindergeldzahlun­gen aus Deutschland an im Ausland lebende Kinder – um 300 Prozent innerhalb von fünf Jahren. Uninteressant sind für die Tagesschau auch die neuen offiziellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes, nach denen mittlerweile fast elf Millionen Men­schen in Deutschland ohne deutschen Pass leben. Zudem hat jeder Vierte Deutsche einen Migrationshintergrund. Kommen dagegen Zahlen, die in ihr Weltbild passen, werden sie gern bis in die Hauptausgabe gesendet. So werden am 22. April 2018 die Zahlen der Kriminalitätsstatistik vorab be­kannt. Außer der Welt am Sonntag hat keiner die Zahlen, sie werden offiziell nicht bestätigt und es will sich auch keiner im Ministerium dazu äußern. Eigentlich Ausschlusskriterien für die Tagesschau, zu berichten. Doch der Chef vom Dienst setzt ein Stück durch. Denn die Zahlen informieren über einen star­ken Rückgang der Kriminalität. Das soll uns sagen: alles sicher. Ende April 2024 veröffentlicht das Magazin Cicero eine Recherche. Demnach sollen „Strippenzieher“ im Wirtschafts- und Umweltministerium mit nicht objektiven Fakten die Entscheidung zum Atomausstieg Deutschlands maßgeblich „ma­nipuliert“ und die Öffentlichkeit „getäuscht“ haben. Auf die Herausgabe der entsprechenden Akten musste Cicero 18 Mo­nate vor Gericht klagen. Praktisch alle wichtigen deutschen Medien berichten über den „Skandal“. Nur die Tagesschau um 20 Uhr hat an diesem Tag keine Sekunde Zeit dafür. Anschließend gibt es eine wochenlange politische Dis­kussion: Hat die Regierung tatsächlich „ergebnisoffen“ eine Laufzeitverlängerung geprüft? Die Union hat derartige Zwei­fel daran, dass sie auf die Einsetzung eines Untersuchungs­ausschusses im Bundestag dazu drängt. Es ist erst der zweite U-Ausschuss im Bundestag in der Legislaturperiode. Zwar berichtet tagesschau.de. Aber schon die Überschrift ist Pro­gramm: „Wirtschaftsministerium weist Vorwürfe zu Atom-Aus zurück“. Ich erinnere mich an eine Konferenz bei der Tagesschau Ende März 2023. Gerade ist in der Ausgabe um 17 Uhr ein Beitrag zum Atomausstieg Deutschlands gelaufen. Es ist eine Kurzform einer längeren Dokumentation am Abend. Deren Tenor: Die halbe Welt setzt weiter auf Atomkraft, nur Deutsch­land steigt überhastet aus. Ein Chef vom Dienst kritisiert den Beitrag als zu atomlobbyfreundlich, das könne man so nicht noch einmal in der 20 Uhr senden. Viele in der Redaktion ni­cken mit den Köpfen. Es ist ein wiederkehrendes Muster. Wenn den Chefs vom Dienst eine Meldung missfällt, wird sie nicht gesendet. (…)" Teil 2: Teske übt Kritik an der Medienelite „Als ich vor 30 Jahren in der Medienbranche anfing, arbeite­ten dort noch Redakteure ohne Abitur. Einer war Chefredak­teur des MDR. Heute ist ein abgeschlossenes Hochschulstudi­um Einstellungsvoraussetzung. Auch um ein Volontariat oder einen Platz in einer Journalistenschule bewirbt man sich ohne Bachelor oder Master vergeblich. (…) Michael Hartmann sagte dazu 2022 in der Allgemeinen Zeitung Mainz: „Anfang 2023 habe ich mir 50 Spitzenposi­tionen in den Medien wie Intendanten, Programmdirektoren, Herausgeber und Chefredakteure und dazu die Lebensläufe 20 führender Talkmaster angesehen. Von den 70 Elitevertre­tern haben nur zwei nicht studiert – Marion Horn, die Chef­redakteurin der Bild, und Markus Lanz, Talkmaster im ZDF. Fünf haben ihr Studium abgebrochen – Klaus Brinkbäumer (Ex-Programmdirektor des MDR), Wolfgang Krach (Chefre­dakteur Süddeutsche Zeitung), Jens Riewa (Sprecher der Tages­schau), Sandra Maischberger (Talkmasterin der ARD) sowie Mitri Sirin (Moderator der heute-Nachrichten im ZDF). Alle anderen 63 haben ein abgeschlossenes Hochschulstudium.“ Das sind 90 Prozent. Repräsentativ für die Bevölkerung ist das nicht – da haben nur 37 Prozent einen Hoch- oder Fach­hochschulabschluss. Für 55 der 70 Vertreter der Medienelite konnte Hartmann auch die Herkunft ermitteln – mit Mitri Si­rin ist nur ein Arbeiterkind darunter. Festangestellte Tagesschau-Redakteure leben häufig in der eigenen Immobilie Eine Entwicklung, die laut Hartmann nicht ohne Folgen bleibt: „In unserer Elitenstudie von 2012 war die Medienelite sozial die zweitexklusivste. Das schlägt sich dann auch in der Berichterstattung nieder. Die Gesellschaft wird eben durch die Brille der eigenen Herkunft und Position betrachtet. Für die Nöte der breiten Bevölkerung, besonders der unteren Hälfte, fehlen das Gespür und die eigene Erfahrung.“ (...) Und so werden die Interessen von Landwirten erst zum Thema, wenn wütende Bauern mit dem Trecker vor das Kanz­leramt rollen. Die Einstellung des Umweltbonus, also der För­derung des Kaufs eines neuen E-Autos mit mehreren tausend Euro, hat in der Bevölkerung nicht den Sturm der Entrüstung ausgelöst, den Journalisten ausgemacht haben. So kommen­tierte die Heilbronner Stimme: „Eine Frechheit, die sicherlich eine Klagewelle gegen den Staat auslösen wird … Die Ent­scheidung von Robert Habeck ist ein Tiefschlag gegen die Mobilitätswende.“ Aber wer kann sich ein E-Auto leisten? Der durchschnittliche Preis liegt bei 52 700 Euro. Für Redakteure und ihre Bekannten aber erschwinglich. Auch die Verzweiflung über wenige bezahlbare Wohnungen hat es spät und unzureichend auf die Themenliste geschafft. Denn festangestellte Tagesschau-Redakteure leben häufig in der eigenen Immobilie. Zuwanderung sehen sie auch deswe­gen mit anderen Augen, weil sie weniger damit in Berührung kommen. In ihren Wohnvierteln und an ihrem Arbeitsplatz begegnen sie selten Migranten. Auch das Gendern ist vielen Redakteuren ein Herzensanliegen – die Mehrheit ihrer Zu­schauer lehnt es ab. Die Berichterstattung über Gaspreisbrem­se und Tankrabatt hat selten erwähnt, dass alle Einkommens­schichten davon profitieren, auch die, die es nicht nötig haben. Die Gutverdiener profitieren sogar überproportional, da sie in größeren Wohnungen wohnen und größere Autos fahren.“ Teil 3: Teske wirft Faktenfindern tendenziöse Arbeit vor „Aktivismus hat es immer schon gegeben. Legendär sind die Beschwerden von CSU und CDU über den vermeintlichen „Rotfunk“. Der Bayerische Rundfunk begann erst 2016, die Tagesschau auszustrahlen. Zuvor waren CSU und BR ihre Be­richte zu linkslastig. Mit der Rundschau gab es eine eigene vollwertige Hauptnachrichtensendung. Aktivismus gibt es auch bei der Tagesschau. Hier entsteht 2017 auf tagesschau.de die Rubrik Faktenfinder, die über Falschnachrichten aufklären soll. Projektleiter wird Patrick Gensing. Zwei Jahre zuvor gibt er ein Interview mit St. Pauli-Pulli und berichtet, als Jugendlicher „Antifamäßig unterwegs“ gewesen zu sein. Jahrelang betreibt er einen NPD-Watchblog. Frage „Kann und darf ein Journalist denn Stellung beziehen?“ Gensing dazu 2015 im Onlinemagazin Vocer: „Ich bin ein großer Freund von Journalismus mit Haltung, weil ich mich daran viel besser ab­arbeiten kann. Ich glaube, dass man die Leute eher gewinnen kann, wenn im Journalismus eine Haltung vertreten wird, als wenn da irgendwie einfach nur Fakten angehäuft werden. Das ist in meinen Augen auch überhaupt nicht Journalismus. Ein­fach nur Fakten zu liefern und sagen, wir können das nicht beurteilen und wissen das nicht. Das zu beurteilen ist doch genau unser Job.“ In den folgenden Jahren kann man gut auf tagesschau.de beobachten, dass nicht nur Fakten geliefert werden, sondern auch Beurteilungen. Der Faktenfinder arbeitet sich fast aus­schließlich an Vertretern der AfD ab, widerspricht gelegent­lich auch Aussagen von Trump, Putin, Steinbach, der Werte­union, Döpfner und Impfkritikern. Unbenommen stammen aus dieser Ecke viele fragwürdige Botschaften und es ist wichtig, diese richtigzustellen. Sich mit umstrittenen Zitaten anderer Politiker oder Verbände kritisch auseinanderzusetzen, hätte dem Portal Faktenfinder mehr Glaubwürdigkeit verliehen. Einsatz „gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Anti­semitismus“ Gensing ist inzwischen zum FC St. Pauli gewechselt. Sei­ne Nachfolgerin beim Faktenfinder wurde Carla Reveland. Sie hatte das Interview mit ihm geführt und Gensing als „mein journalistisches Vorbild“ bezeichnet. Ehrenamtlich engagierte sich Reveland bei der umstrittenen Amadeu Antonio Stiftung, die sich mit Hilfe von mehreren Steuermillionen laut Eigenbe­schreibung „gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Anti­semitismus“ einsetzt, aber dabei laut Kritikern auch Linksex­tremisten beschäftigt und durch extreme Positionen auffällt. (…) Immer wieder fällt vor allem der Faktenfinder mit tendenziö­sen Artikeln auf, die so gar nicht zur Marke Tagesschau passen wollen. Als im März 2024 ein Gericht das Robert-Koch-Ins­titut verurteilt, Protokolle des Krisenstabs zur Entscheidungs­findung aus der Coronazeit zu veröffentlichen, gab es viele Fragen zu den sogenannten „RKI-Files“ zu beantworten. Beispielsweise, warum sich kein großes Medienhaus wie die ARD, sondern das kleine Onlinemagazin Multipolar um die Aufarbeitung der für alle Deutschen einschneidenden Pande­miezeit verdient gemacht hat. Warum das RKI fast drei Jahre Steuergelder verwendete, um die Herausgabe zu verhindern. Warum die über 2500 Seiten an mehr als eintausend Stellen geschwärzt wurden usw. Warum drei Tage lang kein wichtiges deutsches Medium berichtete, obwohl der Hashtag „#rkifiles“ omnipräsent war und allein an einem Tag 20 000 Tweets auf X hatte. Erst nachdem das ZDF den Beitrag „Die brisanten Coro­na-Protokolle des RKI“ veröffentlichte und von „politischer Sprengkraft“ sprach, zogen andere Leitmedien nach. Natür­lich zögerlich, trugen doch fast alle Leitmedien die scharfen Lockdownmaßnahmen mit. Nun müsste man auch die eigene Rolle aufarbeiten. Die Tagesschau greift das Thema erst fünf Tage nach der Veröffentlichung der Protokolle auf. In der Hauptausgabe er­wähnt die Autorin Nadine Bader Multipolar nicht. In ihrem Aufsager am Ende des Beitrages, der immer mit den Chefs vom Dienst in Hamburg abgestimmt wird, ist sie aber sicher: „Die RKI-Protokolle sind offenbar weit weniger brisant, als zum Teil behauptet wird.“ Sie hat offenbar im Schnelldurch­lauf 2500 Seiten gelesen und kennt auch die geschwärzten Stel­len. Wie auch der ARD-Faktenfinder. Er geht am selben Tag noch weiter und behauptet unter der Schlagzeile: „Die RKI-Files und der Skandal, der keiner ist“ gleich zu Beginn: „Al­lerdings sind die Inhalte laut Experten weit weniger brisant, als es vor allem in “Querdenker“-Kreisen behauptet wird … „. Als Zeugen dienen ausgerechnet die Hauptbeschuldigten, das Gesundheitsministerium und das RKI: “Nach Angaben des Gesundheitsministeriums steht hinter der Schwärzung ‚ein in­terner Mitarbeiter des RKI‘", heißt es bei Autor Pascal Siggel­kow. Oder weiter: „›Das ist falsch‹ schreibt das RKI zudem in einem Statement.“ Wieder wird die Quelle nicht genannt, nur von „einem Blog“ geschrieben. Mehr Information statt Haltung Als Experte wird dann Hajo Zeeb aufgeboten. Es sei „ver­wunderlich“ und „fragwürdig“, an den Hochstufungen zu zweifeln, alles sei „weniger skandalös“, da werde „fälschli­cherweise behauptet“ und insgesamt gebe es „keine wirklichen Neuigkeiten“. Zeeb kommt in den Artikeln zehnmal zu Wort. Als „Professor für Epidemiologie an der Universität Bremen“ wird er dem Tagesschau-Leser vorgestellt. Allerdings: Zeeb ist selbst Kommissionsmitglied im Robert-Koch-Institut. Das transparent zu machen, wäre zwingend notwendig für einen ausgewogenen Artikel. Das eine ist, eine grobe Verletzung journalistischer Sorgfaltspflichten zu begehen. Das andere ist, ihn auch nach Hinweisen nicht zu korrigieren. Vier Monate später: Die Protokolle des RKI werden unge­schwärzt veröffentlicht. Erneut nicht durch ein großes Me­dienhaus wie den Rechercheverbund von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung. Sondern durch eine unbekannte freie Journalistin. An einer Stelle der Protokolle heißt es im No­vember 2021: „In den Medien wird von einer Pandemie der Ungeimpften gesprochen. Aus fachlicher Sicht nicht korrekt, Gesamtbevölkerung trägt bei.“ Der damalige Gesundheitsmi­nister Jens Spahn hatte wiederholt von einer „Pandemie der Ungeimpften“ gesprochen. Weiter heißt es in den Protokollen: „Eine derartige Einfluss­nahme seitens des BMG in RKI-Dokumente ist ungewöhnlich. Die Weisungsbefugnis des Ministers bei technischen Doku­menten wird rechtlich geprüft.“ Und: „Die wissenschaftliche Unabhängigkeit des RKI von der Politik ist insofern einge­schränkt.“ Der Deutschlandfunk meint: „Das ist bedenklich, denn das RKI ist eigentlich eine unabhängige Institution.“ Das Urteil der Tagesschau war also vorschnell. Am 9. August 2024 veröffentlichte tagesschau.de diesen Co­rona-Kommentar von Iris Sayram: „Doch die (Zweifel) kom­men nun, etwa in Form der geleakten RKI-Files, aus denen sich eben auch eines ergibt: Zweifel in der Institution selbst. Und was noch schlimmer wiegt: Es ergibt sich aus den Protokollen auch die politische Einflussnahme auf die Einschätzungen des RKI … Auf Konsequenzen dafür, dass Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die Impfung als quasi nebenwirkungs­frei bezeichnet hat, warten heute noch viele.“ Vielleicht gibt es sie doch noch, die Meinungsvielfalt in der ARD. Es ist sicher kein Zufall, dass ausgerechnet Sayram dazu beiträgt. Ich wüsste gern, was Tagesthemen-Moderator Ingo Zampe­roni davon hält. In einem Interview hat der Journalist gesagt: „Gerade in Zeiten wie diesen sollten Journalisten nicht als Ak­tivisten auftreten. Es ist nicht unsere Aufgabe, eine Strömung, eine Partei oder irgendwas zu verhindern oder zu befördern.“ Zum Schluss ein Zitat von Kanzler Scholz: „Und deshalb mein Appell für mehr Meinungsvielfalt in einem Blatt … Mehr Inhalte statt Kampagnen. Mehr Information statt Hal­tung. Das täte unserem Land gut.“ Auch der Tagesschau." So reagiert die ARD auf die Vorwürfe aus den Buch Eine Sprecherin des für die „Tagesschau“ verantwortlichen NDR teilt auf FOCUS online-Anfrage mit: „Die im Buch erhobenen Vorwürfe gegenüber ARD-aktuell und der ARD sind einseitig und beruhen auf den subjektiven Erinnerungen eines einzelnen, ehemaligen Mitarbeiters. Alexander Teske war von Anfang 2018 bis Ende 2023 bei ARD-aktuell befristet beschäftigt. Er hatte sich 2022 ohne Erfolg um eine ausgeschriebene unbefristete Stelle beworben. Seine Klage gegen die Entscheidung wurde vom Arbeitsgericht Hamburg vollumfänglich abgewiesen.  Teske schildert im Buch seine persönliche Sichtweise und gibt persönliche Bewertungen wieder. Die Positionen der ARD, von ARD-aktuell und den im Buch dargestellten Mitarbeitenden zu seinen Schilderungen wurden von ihm nicht angefragt und sind entsprechend nicht abgebildet. Eine Einladung der Chefredaktion zur internen Diskussion zu seinem Buch ließ Teske unbeantwortet. Das Buch wird derzeit auf mögliche Rechtsverletzungen geprüft. Über Themen wird bei ARD-aktuell in Redaktionskonferenzen entschieden, im Zusammenspiel mehrerer Teams. Redaktionelle Entscheidungen sind das Ergebnis von vorherigen Diskussionen. Die Redaktion von ARD-aktuell arbeitet unabhängig. Insgesamt arbeiten bei ARD-aktuell mehr als 300 Mitarbeitende für tagesschau, tagesthemen, tagesschau24, tagesschau.de und das Social Media Team der tagesschau. Interne Feedbackrunden, in denen die eigene Arbeit hinterfragt wird, sind fester Bestandteil des Redaktionsalltags.“