Monday, October 9, 2023

Öl: Ein Beschluss von Russland lässt Dieselpreis in Deutschland sinken

Handelsblatt Öl: Ein Beschluss von Russland lässt Dieselpreis in Deutschland sinken Artikel von Henke, Judith • 11 Std. Die Ölpreise sind am Freitag nur leicht gestiegen. Moskau hebt ein Exportverbot für den Kraftstoff auf. Der weiter schwächelnde Ölpreis bringt derweil den weltgrößten Exporteur Saudi-Arabien in eine schwierige Lage. Gute Nachrichten für viele Pendler: Der Dieselpreis ist am Freitag im Vergleich zum Vortrag deutlich gesunken. Grund dafür ist, dass Russland das Ausfuhrverbot für Diesel teilweise aufgehoben hat. Künftig dürfe der Kraftstoff – sofern er über Pipelines an Häfen geliefert wird – wieder exportiert werden, teilte die russische Regierung am Freitag mit. Zudem müssten die Produzenten mindestens 50 Prozent für den heimischen Markt vorhalten. Das Ausfuhrverbot erließ Russland vor rund zwei Wochen. In einigen Regionen Russlands waren Benzin und Diesel knapp geworden, darunter litt insbesondere die Landwirtschaft im Süden des Landes. Ein Enddatum des Exportbanns hatte die Regierung nicht angegeben, doch Analysten rechneten bereits damit, dass das Ausfuhrverbot nicht von langer Dauer sein würde, auch aufgrund beschränkter Lagerkapazitäten. Daten der Analysefirma Vortexa zeigen, dass die Lieferungen nach dem Exportbann um etwa 57 Prozent zurückgingen. Auch an den deutschen Tankstellen machten sich die Ausfuhrbeschränkungen bemerkbar: Erstmals seit Februar war es teurer, sein Auto mit Diesel statt mit Superbenzin der Sorte E10 zu betanken. Nun dürfte sich die Lage an den Tankstellen wieder entspannen, zumal die im Juli gestartete Ölpreisrally in der Nacht zum Donnerstag ein jähes Ende fand. Nachdem sich die Ölpreise in der vergangenen Woche noch der 100-Dollar-Marke genähert hatten, fielen sie nun auf das Niveau von Ende August zurück. Auslöser waren offizielle US-Daten, die auf eine schwache Benzinnachfrage hindeuten, und Konjunktursorgen – ausgerechnet wegen der gestiegenen Ölpreise. Denn diese könnten die Inflation weiter antreiben, weshalb die Angst wächst, dass die US-Notenbank womöglich die Zinsen weiter erhöhen und damit die Wirtschaft abwürgen könnte. Auch am Freitag stabilisieren sich die Ölpreise nicht. Ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) kostete zur Mittagszeit rund 82 Dollar pro Barrel, der Preis der Nordseesorte Brent lag am Vormittag zeitweise unter 84 US-Dollar pro Barrel. Höherer Ölpreis benötigt: Saudi-Arabiens Wirtschaft schrumpft künftig Das könnte für Saudi-Arabien, den größten Ölproduzenten der Förderallianz Opec plus, zum Problem werden: Der Wüstenstaat ist auf einen hohen Ölpreis angewiesen, um seinen kostspieligen Staatshaushalt zu finanzieren. Bisher lag dieser Preis Schätzungen des Internationalen Währungsfonds zufolge bei rund 81 Dollar. Doch Berechnungen von Bloomberg zufolge ist er nun gestiegen: Demnach würde das Königreich im zweiten Halbjahr einen Rohölpreis von 91 Dollar benötigen, um seinen Haushalt auszugleichen. Noch Anfang der Woche war diese Preisbedingung erfüllt – auch, weil Saudi-Arabien seit Juli seine Fördermenge freiwillig um eine Million Barrel pro Tag kürzt. Doch zugleich sind diese Förderkürzungen der Grund, warum die wirtschaftliche Leistung des Königreichs in diesem Jahr voraussichtlich um 0,9 Prozent schrumpfen wird. Das bringt den Wüstenstaat in eine schwierige Lage. Einerseits sieht sich Saudi-Arabien als eine Art Zentralbank des Ölmarkts und begründet auch seine Förderkürzungen damit, die Stabilität im Markt sicherzustellen. Andererseits machte Rohöl im vergangenen Jahr laut Bloomberg 80 Prozent der Exporte des Landes aus. Allerdings strebt Saudi-Arabien an, langfristig weniger abhängig von Öl zu sein, wie UBS-Rohstoffexperte Giovanni Staunovo erklärt. Daher akzeptiere das Königreich derzeit den Kompromiss, für einen höheren Ölpreis auf Exporteinnahmen zu verzichten. Zudem hat Saudi-Arabien zuletzt den offiziellen Verkaufspreis für sein Rohöl erhöht, daher erziele das Land derzeit trotz der tieferen Produktionsmengen höhere Öleinnahmen.