Monday, October 9, 2023

Kommentar über die Grünen: Die nächste Bauchlandung

Frankfurter Allgemeine Zeitung Kommentar über die Grünen: Die nächste Bauchlandung Artikel von Jasper von Altenbockum • 6 Std. Die Grünen sind unter den Ampelparteien am Wochenende noch glimpflich davongekommen. Ihre Bauchlandung war nicht so hart, dass sie sich in der Koalition in Berlin als Verlierer sehen müssten. Auffällig ist allerdings, dass sie die meisten Stimmen nicht an die Nichtwähler, sondern an CSU und CDU verloren haben. In beiden Fällen lässt sich das als Protestverhalten deuten, in Bayern kam hinzu, dass ihnen die Machtperspektive fehlte. In der Union werden sich schwarz-grüne Strategen bestätigt fühlen. Es dürften mit CDU und CSU aber weniger klimapolitische Hoffungen verbunden sein, sondern migrationspolitische. Die Unzufriedenheit hat auch die grüne Wählerschaft erreicht. Wenn in der Schule der Migrantenanteil zu hoch wird, hört der Spaß eben auf. Noch eine pragmatische Wende? Ob die Grünen aber fähig sind, wie in anderen Fragen eine pragmatische Wende hinzulegen, darf bezweifelt werden. Die ersten Reaktionen deuten eher auf ein entschlossenes Weiter-so. Die Parteivorsitzende Ricarda Lang wärmte die Forderung nach einem „Spurwechsel“ auf. Alle Mi­granten sollten sofort nach ihrer Ankunft arbeiten dürfen. Lang kann nur hoffen, dass ihr Vorschlag in den Herkunftsländern nicht für bare Münze genommen wird. Denn Schlepper werden solche Anreize in ihren Pro­s­pekten ganz nach oben stellen. Das Beispiel zeigt: Die Grünen haben noch einen sehr langen Weg vor sich. Ihre Wähler offenbar nicht.