Friday, September 22, 2023
Sigmar Gabriel fürchtet »Deal mit Putin« bei Trumps Rückkehr
DER SPIEGEL
Sigmar Gabriel fürchtet »Deal mit Putin« bei Trumps Rückkehr
Artikel von Marc Röhlig •
5 Std.
Es ist noch gut ein Jahr bis zur US-Wahl. Doch laut Ex-Außenminister Gabriel muss sich Deutschland schon jetzt auf den Worst Case vorbereiten: Eine Rückkehr Trumps. Der SPD-Politiker hat konkrete Vorschläge.
Sigmar Gabriel fürchtet »Deal mit Putin« bei Trumps Rückkehr
Als der Immobilienmogul und Reality-TV-Star Donald Trump 2016 US-Präsident wurde, fürchteten viele das Schlimmste – von einer Einflussnahme Russlands auf die Politik in Washington bis hin zum Atomkrieg. Der Krieg blieb aus, die Welt und die USA sind seit Trump dennoch eine andere. Nun warnt der frühere Bundesaußenminister Sigmar Gabriel erneut, sich auf das Schlimmste vorzubereiten.
Deutschland und Europa sollten sich schon heute auf eine mögliche Wiederwahl Trumps im November 2024 vorbereiten, so Gabriel gegenüber dem Digital-Medium »Table.Media«. Das Motto müsse sein: »Hope for the best, prepare for the worst.« Also: Hoffe aus das Beste, aber sei vorbereitet auf das Schlimmste.
Hofft Wladimir Putin hofft auf einen Sieg Donald Trumps?
»Wir müssen unsere Resilienz erhöhen – leider auch gegenüber unserem Partner«
Gabriel sprach gezielt negative Folgen für die Ukraine und Deutschlands bei einer Rückkehr von Trump ins Weiße Haus an. Für Trump seien Allianzen wie die Nato kein Wert an sich, sagte der SPD-Politiker. »Deshalb ist zu befürchten, dass er der Ukraine die Unterstützung entzieht und auf einen schnellen Deal mit Putin setzt.« Der gehe dann sicher zulasten der Ukraine und auch Deutschlands aus.
»Für uns in Europa und Deutschland heißt das: Wir müssen unsere Resilienz erhöhen – nicht nur gegenüber Mächten, die uns fremd sind, sondern leider auch gegenüber unserem bislang wichtigsten Partner, den USA.«
Trump werde zwar nicht aus der Nato austreten, weil der US-Kongress seinem solchen Schritt niemals zustimmen werde, sagte Gabriel. Ein realistisches Szenario ist für den Ex-Außenminister jedoch eine drastische Reduktion der Finanzmittel, auch könne Trump das Beistandsversprechen der Nato rhetorisch infrage stellen. »Das wäre eine Einladung an Putin und andere. Die wirkliche Gefahr droht nicht von der Anzahl vorhandener Panzer oder Truppen, sondern vom Zweifel an der Bereitschaft, füreinander einzustehen.«