Friday, September 22, 2023
DFB: Rudi Völler mit brisantem Nagelsmann-Geständnis – „Sehr schwierig“
Der Westen
DFB: Rudi Völler mit brisantem Nagelsmann-Geständnis – „Sehr schwierig“
Artikel von Daniel Sobolewski •
4 Std.
Die Fakten sind geklärt, jetzt geht es los. Mit seiner Vorstellung am Freitagmittag ist Julian Nagelsmann offiziell der neue Bundestrainer. Beim DFB ist die Freude über die hochkarätige Lösung groß. Denn jeder weiß: Es hätte auch anders laufen können.
Auch Rudi Völler ist sich dessen bewusst. Bei der Nagelsmann-Vorstellung (hier alle Infos) gesteht der Sportdirektor ganz offen, dass der DFB in der Eile der Zeit großes Glück hatte, überhaupt eine solche Option vorzufinden.
DFB-Sportchef Völler gesteht „Glücksfall“
Auf einmal musste alles ganz schnell gehen. Nach dem Debakel gegen Japan (1:4) wurde auf einen Schlag klar, dass neun Monate vor der EM 2024 im eigenen Land ein neuer Trainer her muss. Hansi Flick hatte die Wende nach den enttäuschenden Turnieren 2018, 2021 und 2022 nicht geschafft. Plötzlich brach Hektik aus – denn die Optionen für die Nachfolge lagen nicht gerade auf der Straße.
DFB-Präsident Bernd Neuendorf verriet am Freitag, dass man sich schnell auf Julian Nagelsmann als A-Lösung festgelegt hatte. Anschließend gestand Rudi Völler, dass man ziemlich Dusel hatte, eine solche hochkarätige Option mitten in der Saison überhaupt zu haben.
„Das ist nicht alltäglich“
„Es war ein Glücksfall, dass wir uns nach der Trennung von Hansi Flick zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt mit Julian einen Trainer auf dem freien Markt hatten, der bereit war, einzuspringen und zu helfen“, so der Sportchef.
Und weiter: „Das ist nicht alltäglich. Normalerweise ist es sehr schwierig. Gerade weil Julian, das wissen wir alle und ist auch nicht zu hoch gegriffen, Richtung Winter schon wieder von internationalen Top-Klubs unglaublich gute Anfragen hatte.“ Nach seinem kometenhaften Aufstieg als Trainer und Erfolgen bei Hoffenheim, Leipzig und Bayern gut vorstellbar. Ausgerechnet jetzt, während der Saison, war er zu haben.
Hinter Nagelsmann wurde es dünn
Schon bei der nächsten Länderspielpause hätte das vermutlich anders ausgesehen. Im Herbst ziehen traditionell die ersten Klubs nach Fehlstarts die Reißleine. Nagelsmann wäre bei jedem Topklub weit oben auf dem Zettel gewesen und hätte im Oktober mutmaßlich bereits anderweitig zugesagt.
Kaum auszumalen, was gewesen wäre, hätte Julian Nagelsmann bereits einen neuen Job oder kein Interesse am Bundestrainer-Posten. Matthias Sammer sagte von sich aus ab, Jürgen Klopp wäre wohl niemals für die Nationalelf aus seinem Liverpool-Vertrag ausgeschieden und Louis van Gaal wäre eine äußerst mutige und ungewöhnliche Verpflichtung gewesen – hätte er denn überhaupt zugesagt. Eine Notlösung hätte hergemusst. Mit Blick auf die aktuelle Stimmung und sportliche Situation der Nationalelf sowie die anstehende Heim-EM wäre das fatal gewesen.