Thursday, September 21, 2023
„Baerbock ist total naiv!“ - Top-Manager rechnet mit Ampel-Koalition ab – lässt kein gutes Haar an ihr
FOCUS online
„Baerbock ist total naiv!“ - Top-Manager rechnet mit Ampel-Koalition ab – lässt kein gutes Haar an ihr
Artikel von FOCUS Online •
27 Min.
Vorstandsvorsitzender der ElringKlinger AG und Präsident des Gesamtverbands der Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektro-Industrie, Stefan Wolf, hat die Bundesregierung scharf kritisiert. IMAGO/IPON
Der Präsident des Gesamtverbands der Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektro-Industrie, Stefan Wolf, hat die Bundesregierung harsch kritisiert. So ziemlich nichts an ihr gefällt ihm.
Stefan Wolf gehört der Baby-Boomer-Generation an – jener Kohorte an Deutschen, die das Land nach dem Krieg eigenhändig aufgebaut und zur größten Wirtschaftsmacht Europas gemacht haben.
Als ehemaliger Vorstandsvorsitzender der ElringKlinger AG und Präsident des Gesamtverbands der Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektro-Industrie hat Wolf zudem bis heute überproportional Anteil an der Wertschöpfung der Bundesrepublik. Kaum jemand hat die wirtschaftlichen Auf- und Abschwünge des Lands in den vergangenen Jahrzehnten so hautnah miterlebt wie er.
In einem Gespräch mit dem „Handelsblatt“ hat Wolf nun seine Einschätzung der aktuellen Verfassung Deutschlands kundgetan – und dabei kein gutes Haar an der Regierung gelassen.
In drei Punkten habe die Koalition sensationell versagt, sagt Wolf.
Ampel-Schwäche 1: Naive Außenministerin Baerbock
Es sei kennzeichnend für die Ampel-Regierung, dass sie sich ständig in kleinkarierten, für den Normalbürger völlig uninteressanten, „Ideologiekriegen“ verzettele, sagt Wolf dem „Handelsblatt“.
Immer weiter würde „die Freiheit bei uns“ eingeschränkt. Die Ampelkoalition meine offensichtlich, „den Menschen ihre Ideologie aufzwingen zu müssen, so als wüssten sie allein, wie man zu leben habe“.
Das viel wichtigere, große Bild sehe aber in der aktuellen Regierung keiner – weder innenpolitisch noch außenpolitisch. Vielleicht habe man auch einfach nicht die Fähigkeit, die komplexen Zusammenhänge zu verstehen.
„Wir dürfen nicht vergessen, dass wir die Welt als Ganzes sehen müssen, dass wir internationale Verflechtungen haben und auf Lieferketten angewiesen sind“, sagt Wolf. „Und dann kommt Außenministerin Annalena Baerbock und meint, den Chinesen vorschreiben zu können, was sie zu tun und zu lassen haben. Das ist total naiv.“
Ampel-Schwäche 2: Unsichtbarer Kanzler Scholz
Er sei bestimmt nicht der Einzige, der aktuell Führungsqualitäten beim Bundeskanzler vermisse, sagt Wolf dem „Handelsblatt“.
„Wir haben einen Kanzler, der sanft und ruhig und leise führt, anstatt sich vorne hinzustellen und zu sagen: ,Da wollen wir hin, und so machen wir es gemeinsam'“, sagt Wolf.
Anders als es sich Scholz anscheinend erhoffe, führe seine Vorsicht aber nicht zu weniger Konflikten, sondern dazu, dass sich die ideologischen Gräben zwischen notwendigen Partnern vertiefen. Am Ende käme deshalb „immer nur ein fauler Kompromiss heraus“.
Das helfe niemanden – keinem Bürger, keinem Unternehmen und nicht dem internationalen Ansehen Deutschlands.
Ampel-Schwäche 3: Generation Z ist nicht das Problem – die Ampel ist es
Im Gegensatz zur Behauptung vieler Politiker gebe es gar keinen Konflikt zwischen den Interessen der sogenannten Generation Z und seiner eigenen, sagt Wolf dem „Handelsblatt“. Unter den aktuellen Bedingungen würde er sein Unternehmen selbst nicht mehr hier gründen, wenn er jung wäre. Der neuen Generation wünsche er entsprechend bessere Arbeitszeiten, mehr Flexibilität, und ja, auch Erfolg im Kampf gegen den Klimawandel.
„Größere Flexibilität bei der Arbeitszeit, da bin ich sofort dabei“, sagt Wolf. Viele Unternehmer sähen das so. Das Problem sei aber ein „total antiquiertes Arbeitszeitgesetz“, dass sinnvolle Flexibilität unmöglich mache. Flexibilität sei gut und könne zu mehr Produktivität führen – eine Arbeitszeitreduzierung bei vollem Lohnausgleich hingegen sei angesichts der hohen Personalkosten in Deutschland nicht realistisch.
Ähnlich sieht Wolf die Forderungen der jungen Generation im Kampf gegen den Klimawandel: Der Gedanke sei wichtig und verdiene Beachtung. Die Verantwortlichen in der Politik müssten aber endlich verstehen, dass es mehr bringe, wenn Autos „in Indien irgendwann mit Brennstoffzelle und grünem Wasserstoff [fahren], als wenn wir in Deutschland krampfhaft noch ein paar Zehntelprozentpunkte Emissionen einsparen“.
Stattdessen setze die Ampel-Regierung deutschen Wohlstand „mit einer Verbotspolitik aufs Spiel“.