Tuesday, March 15, 2022

Plakat-Protest – Ist Marina Ovsiannikova die mutigste Journalistin Russlands?

| Plakat-Protest – Ist Marina Ovsiannikova die mutigste Journalistin Russlands? Ihre Plakataktion beim russischen Staatssender machte sie weltberühmt. Doch bevor sie das Transparent in die Kamera hielt, ahnte niemand, dass Marina Ovsiannikova den Ukraine-Krieg sehr kritisch betrachtete. von Karin Leuthold Die russische Journalistin Marina Ovsiannikova protestierte mit einem Anti-Kriegs-Plakat in einer Nachrichtensendung gegen die Militäroffensive in der Ukraine. Ihre Arbeitskollegen hatten nichts von ihrer Ablehnung des Krieges geahnt. Ihr Mann arbeitet für den Putin-treuen Sender RT. Das Hauptquartier des russischen Staatsfernsehens wurde am Montagabend umstellt, der Einsatz von Polizeiautos und gepanzerten Fahrzeugen rund um den Ostankino-Turm war ein klares Zeichen dafür, dass etwas sehr Schlimmes passiert war. Minuten später wurde die Journalistin Marina Ovsiannikova abtransportiert. Ihr Verbrechen: Die 44-Jährige hatte in der Tagesschau «Wremja» des russischen Ersten Kanals ein Transparent in die Kamera gehalten, auf dem stand: «Stoppt den Krieg. Glaubt der Propaganda nicht. Ihr werdet hier belogen. Russen sind gegen Krieg.» Niemand hatte die Plakataktion kommen sehen, niemand hatte etwas von ihrer Ablehnung des Krieges geahnt, obwohl bekannt war, dass Ovsiannikova einen ukrainischen Vater und eine russische Mutter hat, wie «The Guardian» schreibt. Ihr Ehemann Igor arbeitet für Russia Today, einen weiteren Putin-treuen Sender. Ihre Arbeitskollegen beschreiben die Produzentin von Nachrichtensendungen als eine zähe und entschlossene Journalistin, die sich auf ihre Arbeit konzentrierte. Die Journalistin Marina Ovsiannikova erklärte in einem zuvor aufgezeichneten Video, das von OVD-Info veröffentlicht wurde, dass ihr Vater Ukrainer und ihre Mutter Russin sei. Deshalb ertrage sie es nicht, die beiden Länder verfeindet zu sehen. 20 Minuten Ovsiannikova erscheint vor Gericht Während die zweifache Mutter und Hundeliebhaberin in den sozialen Netzwerken als mutige Heldin gefeiert wurde, suchten ihre Familie und Mitglieder der Menschenrechtsorganisationen OVD nach ihr. Stundenlang galt Marina Ovsiannikova als verschwunden. Am Dienstagnachmittag erschien sie schliesslich zu einer Anhörung vor dem Moskauer Gericht zusammen mit ihrem Anwalt Anton Gaschinskij. Auf Telegram hatte der prominente russische Journalist Alexej Wenediktow ein Foto veröffentlicht, auf dem sie hinter ihrem Anwalt zu sehen ist. Wie BBC berichtet, wurde der Russin vorgeworfen, eine nicht genehmigte öffentliche Veranstaltung organisiert zu haben. Für diese Ordnungswidrigkeit wurde sie zur Zahlung einer Geldstrafe von 30’000 Rubel (264 Franken) verurteilt. Anfänglich hatte ihre Verteidigung befürchtet, dass Ovsiannikova beschuldigt werde, die russische Armee durch die Verwendung angeblicher «Fake News» in Verruf gebracht zu haben. Ein gerade von der Duma verabschiedetes Gesetz sieht für dieses Verbrechen eine Haftstrafe von bis zu 15 Jahren Gefängnis vor. Derzeit steht die Journalistin Berichten zufolge unter Hausarrest. Vor Gericht bekannte sich Ovsiannikova nicht schuldig. «Ich erkenne meine Schuld nicht an», sagte sie im Gerichtssaal, wie eine Journalistin der Nachrichtenagentur AFP berichtete. «Ich bin überzeugt, dass Russland ein Verbrechen begeht.» Russland sei «der Aggressor in der Ukraine», sagte sie weiter. Wer ist Marina Ovsiannikova ? Von 2001 bis 2005 studierte Marina Ovsiannikova an der Russischen Akademie für Volkswirtschaft und setzte dann ihre Ausbildung an der Staatlichen Universität Kuban fort. g Nicht nur als Journalistin gilt die 44-Jährige als unerschrocken – auch als Sportlerin: Sie soll Medienberichten zufolge als Freiwasserschwimmerin bei Wettkämpfen wie Swimstar und Oceanman teilgenommen haben. Zu ihren sportlichen Leistungen gehört die Überquerung der Wolga und des Bosporus.