Thursday, March 3, 2022
Der Oligarch, dessen Yacht beschlagnahmt wurde, besitzt 3 Luxus-Villen in Bayern — er könnte sie bald verlieren
Business Insider Deutschland
Der Oligarch, dessen Yacht beschlagnahmt wurde, besitzt 3 Luxus-Villen in Bayern — er könnte sie bald verlieren
Klemens Handke - Vor 2 Std.
Deutsche Behörden haben einem Bericht des Magazins "Forbes" zufolge in Hamburg die Mega-Yacht des russischen Milliardärs Alisher Usmanov beschlagnahmt. Am Montag war er wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine von der Europäischen Union mit Sanktionen belegt worden. Zwei Tage später soll die 156-Meter lange „Dilbar“ im Wert von 540 Millionen Euro beschlagnahmt worden sein.
Die Yacht ist nur ein Teil von Usmanovs Vermögen, das insgesamt auf 15,3 Milliarden Euro geschätzt wird. Der 68-jährige Milliardär ist Gründer von USM. Dabei handelt es sich um eine große private russische Holdinggesellschaft, die mehrere Unternehmen aus den Bereichen Bergbau, Metallindustrie, IT und Telekommunikation bündelt.
Usmanov besitzt weltweit mehrere Wohnsitze. In Deutschland besitzt er drei Villen am Tegernsee, wobei er Medienberichten zufolge nur eine bewohnt, wenn er in Bayern weilt, und die anderen beiden als Unterkunft für Gäste und Personal nutzt. Auch ein großes Bootshaus gehört zu dem Anwesen. Gut 20 Millionen Euro soll den Milliardär der Umbau auf dem 4500 Quadratmeter großen Areal gekostet haben, berichtet die "Tegernseer Stimme". Seit 2011 ist es in seinem Besitz.
Andere Lokalmedien, wie der "Merkur", berichten von einem verstärkten Wachschutz vor dem Anwesen. Vielleicht nicht ohne Grund: Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine war es in Rottach-Egern, wo die Villen stehen, zu Demonstrationen gegen den Oligarchen gekommen. Auch eine erste politische Forderung nach der Enteignung der Villen wurde laut, ausgesprochen vom CSU-Abgeordneten Alexander Radwan.
Mit seinen Unternehmen wollte Usmanov noch in diesem Jahr weiter auf dem europäischen Markt expandieren. Doch der Ukraine-Krieg machte ihm nun einen Strich durch die Rechnung. Usmanov ist stark von den EU-Sanktionen betroffen – auch sein Vermögen wurde teilweise eingefroren.
Usmanov ist Sportfan und Metall-Mogul
Der russische Milliardär usbekischer Herkunft ist ein Mann mit vielen Kontakten. Dazu gehört auch der deutsche IOC-Präsident Thomas Bach. Usmanov selbst war als ehemaliger Profi-Fechter in der ehemaligen UdSSR seit zehn Jahren Präsident des Internationalen Fechtverbands (FIE). Am Dienstag kündigte er jedoch seinen Rückzug an. Bis 2018 besaß der Sportfan auch 30 Prozent der Anteile am englischen Fußballclub FC-Arsenal.
Usmanov galt einst als der reichste Russe der Welt. Sein Unternehmen Metalloinvest verfügt demnach über die zweitgrößten Eisenerzreserven auf der Welt. Im Gespräch mit dem österreichischen Wirtschaftsmagazin "Trend" zeigte er sich jedoch von seiner nachhaltigen Seite. Die Klimaziele der EU seien eine Chance, so Usmanov. Und tatsächlich: Metalloinvest hat viel in moderne Produktionsstätten investiert. Auch deutsche Unternehmen sind auf das Metall aus Russland angewiesen. Im Januar dieses Jahres sagte Usmanov in dem "Trend"-Interview noch: "Aus meiner Sicht sollten keine Barrieren für eine engere Kooperation zwischen Europa und der russischen Industrie vorhanden sein."
Der russische Präsident Wladimir Putin verleiht 2018 Usmanov einen Verdienstorden.
Privat zeigt sich der Oligarch jedoch weniger umweltbewusst. Neben seiner Riesen-Yacht besitzt er auch eines der größten Privatflugzeuge – mit Platz für 375 Passagiere.
Zu seinem Vermögen kam er hauptsächlich durch unternehmerische Tätigkeiten auf dem Aktienmarkt, wie er sagt. So investierte Usmanov in Vergangenheit auch Millionen in große Digitalkonzerne wie Facebook und Apple – meist gewinnbringend.
Gefängnis und "Panama Papers"
Diese unternehmerischen Fähigkeiten führten ihn Anfang der 2000er auch an die Spitze der Gazpromholding – ein Konzern, der nun ebenfalls stark unter den Sanktionen leidet. Seine Beziehung zum russischen Präsidenten Wladimir Putin beruht demnach auf Respekt, allerdings keiner wirtschaftlichen Partnerschaft. Vielmehr investierte Usmanov in die Entwicklung seines Geburtslandes Usbekistan. Mit dem usbekischen Präsidenten Schawkat Mirsijojew sei er eng befreundet, wie "Trend" berichtet.
Der Oligarch, dessen Yacht beschlagnahmt wurde, besitzt 3 Luxus-Villen in Bayern — er könnte sie bald verlieren
Zum dunkelsten Kapitel der Geschichte des Oligarchen gehört seine Gefängnisverurteilung 1980. Usmanov wurde wegen Betrugs und Beihilfe zur Annahme von Bestechungsgeldern zu acht Jahren Haft verurteilt. Er durfte 1986 das Gefängnis vorzeitig verlassen. Usmanov behauptete, Opfer politischer Unterdrückung geworden zu sein. Doch auch seitdem gibt es immer wieder Bestechungs- und Korruptionsvorwürfe gegen ihn – auch vom Kreml-Kritiker Alexej Nawalny. Usmanovs Name tauchte auch als Anteilseigner mehrerer Offshore-Firmen in den "Panama Papers" auf. Von seiner Millionen-Yacht muss er sich nun vorerst verabschieden.