Monday, September 25, 2023

„Neue Ausbrüche möglich“ - Wuhan-Forscherin warnt vor hochriskanten neuen Corona-Viren

„Neue Ausbrüche möglich“ - Wuhan-Forscherin warnt vor hochriskanten neuen Corona-Viren Artikel von FOCUS Online • 56 Min. Die Forscherin Shi Zhengli alias Batwoman in ihrem Labor in Wuhan Die chinesische Virologin Shi Zhengli, auch Batwoman genannt, ist eine der bekanntesten Corona-Viren-Forscherinnen weltweit. Vor allem wegen des Verdachts, dass aus ihrem Labor das Virus entwichen sein könnte. Nur warnt ausgerechnet sie vor weiteren Krankheitsausbrüchen durch neue Corona-Viren. Eigentlich will niemand mehr über Corona nachdenken. Die Pandemie ist vorbei, auch wenn das Corona-Virus in immer neuen Varianten weiterhin weltweit zirkuliert und für Infektionswellen sorgt. Seinen Schrecken hat es aber längst verloren, denn durch die hohe Immunität in der Bevölkerung verursacht es nur noch selten schwere Erkrankung. Auch wenn immungeschwächte Menschen nach wie vor gefährdet sind und sich durch eine Impfung schützen sollten. Wuhan-Labor steht unter Verdacht Ursprung der Corona-Pandemie gewesen zu sein Doch mitten in diese positive postpandemische Stimmung meldet sich nun ausgerechnet die Forscherin Shi Zhengli zu Wort und warnt vor neuen Ausbrüchen durch Corona-Viren. Bekannt ist Zhengli auch als Batwoman, denn sie forscht seit Jahren an Corona-Viren, die in Fledermäusen vorkommen. Außerdem leitet sie das Zentrum für neuauftretende Infektionskrankheiten am Wuhan Institute of Virology (WIV), das bis heute im Verdacht steht, für die weltweite Pandemie verantwortlich zu sein. Denn viele Experten halten es für möglich, dass dort das Virus durch einen Art Laborunfall entkommen sein könnte. Eine These, die Zhengli und auch China bis heute hartnäckig bestreitet. Zhengli: Corona-Viren können noch weitere Krankheitsausbrüche auslösen Wie die „South China Morning Post“ berichtet, hätte Zhengli insgesamt 40 Varianten des Corona-Virus untersucht. Es gebe aber noch 38 weitere, von denen die Hälfte als „hochriskant“ eingestuft werden. Das geht aus einer neuen wissenschaftlichen Arbeit hervor, die sie zusammen mit Kollegen geschrieben hat. Das Gefährliche: Sechs dieser Varianten hätten bereits Menschen infiziert und mindestens drei weitere Varianten hätten sich bereits Tiere angesteckt, heißt es in dieser Arbeit. Daher lautet das erschreckende Fazit der Studie, dass es fast sicher sei, dass in Zukunft weitere Krankheiten in Zusammenhang mit Corona-Viren auftreten würden. „Wenn ein Corona-Virus zuvor schon Krankheiten ausgelöst hat, sei die Wahrscheinlichkeit groß, dass es auch in Zukunft zu Ausbrüchen kommen wird“, zitiert die „South China Morning Post“ aus dem Papier. Epidemiologe Ulrichs hält Zhengli-These für plausibel Dass dies leider nicht auszuschließen ist, sehen auch andere Wissenschaftler so. „Ja, es gibt noch weitere Corona-Viren, die möglicherweise das Potential haben, aus dem Tierreservoir auf den Menschen überzugehen und sich dann von Mensch zu Mensch auszubreiten“, sagt der Epidemiologe Timo Ulrichs aus Berlin auf Anfrage von FOCUS online. Dies sei auch nichts Neues, sagt Ulrichs weiter: „Diese Bedrohung hatten wir schon immer, und Sars-1 und Sars-CoV-2 sind zwei Fälle, wo es den Coronaviren gelungen ist“, so der Wissenschaftler weiter. Deshalb sei es wichtig, die Forschung an Zoonosen, also den Übergang von Erregern aus dem Tierreich auf den Menschen, auszubauen, betont Ulrichs. „Es gibt noch sehr viele weitere Viren außer Corona, die sich in Tieren vermehren und potentiell gefährlich werden könnten für den Menschen. Wir wissen noch viel zu wenig über alle diese Erreger“, mahnt er. So ist Ulrichs auch sicher, dass die Wahrscheinlichkeit solcher Übergänge in Zukunft auch zunehmen wird. Der Grund: „Wir beschneiden immer mehr die Lebensräume der Tiere, die diese Viren tragen“. 2002/2003 löste erstes Corona-Virus große Krankheitswelle aus So breitete sich bereits in den Jahren 2002/2003 das Corona-Virus Sars-Cov-1 über nahezu alle Kontinente aus und löste bei Infizierten ein schweres Atemwegssyndrom aus. Laut Bundesministerium für Bildung und Forschung hätten sich mehr als 8000 Menschen in 26 Ländern infiziert. Viele bekamen dadurch schwere Lungenentzündungen und weltweit verstarben etwa 800 Menschen daran. Eine ganz andere Dimension ist dagegen Sars-Cov-2, das sich Ende 2019 laut offizieller Angaben aus China vom Wildtiermarkt im chinesischen Wuhan aus weltweit verbreitete. Wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Mai mitteilte, seien wegen Corona weltweit über 20 Millionen Menschen gestorben.