Friday, September 22, 2023
Gewerkschaftsbund: Wohnungsnot befördert Arbeitskräftemangel
DER SPIEGEL
Gewerkschaftsbund: Wohnungsnot befördert Arbeitskräftemangel
Artikel von Michael Kröger •
12 Std.
Normalverdiener können sich den Umzug in eine andere Stadt oft nicht mehr leisten – und wenn doch, dann lohnt sich der Job wegen der hohen Mieten nicht. Der DGB fordert jetzt Gegenmaßnahmen.
Gewerkschaftsbund: Wohnungsnot befördert Arbeitskräftemangel
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) warnt vor den sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Wohnungskrise und fordert mehr Investitionen. »Die Wohnungskrise ist Gift für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die wirtschaftliche Entwicklung«, sagte DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Sieben Millionen Mieterhaushalte seien durch hohe Wohnkosten finanziell überbelastet.
»Unter den hohen Mieten leidet zunehmend auch die Wirtschaft, da Beschäftigte den Umzug scheuen und offene Stellen unbesetzt bleiben«, mahnte Körzell. »In dieser Situation verfehlt die Bundesregierung ihre Wohnungsbauziele meilenweit.« An diesem Montag treffen sich Vertreter der Wohnungswirtschaft im Kanzleramt mit Bundeskanzler Olaf Scholz und Bauministerin Klara Geywitz (beide SPD), um über Wege aus der Wohnungsnot zu sprechen.
Körzell pochte auf mehr Investitionen. »Anstatt der Bauwirtschaft auf die Beine zu helfen und damit vorhandene Baukapazitäten am Markt zu halten, legt die Ampel einen völlig kontraproduktiven Sparhaushalt vor«, kritisierte er. Dabei sei klar, dass die Regierung ohne hohe Investitionen in den Wohnungsbau die Arbeit ihres eigenen Bündnisses für bezahlbaren Wohnraum konterkariere. »Da sich private Bauherren immer mehr zurückhalten, muss die öffentliche Hand jetzt endlich massiv investieren, damit der Wohnungsbau nicht zum Erliegen kommt und Baukapazitäten erhalten bleiben«, sagte der Gewerkschafter.
Auch der Deutsche Mieterbund fordert von der Bundesregierung konkrete Pläne zur Bekämpfung der Wohnungskrise. Allerdings schweben den Verbraucherschützern ganz andere Maßnahmen vor. Nötig seien vor allem mietrechtliche Maßnahmen, »um den rasanten Mietenanstieg zu stoppen«, forderte Verbandspräsident Lukas Siebenkotten am Donnerstag. Er kritisierte, dass dieses Thema nicht auf der Agenda des Bündnisses bezahlbarer Wohnraum stehe, das am kommenden Montag Zwischenergebnisse präsentieren will. Der Mieterbund ist an dem Bündnis beteiligt.
Einen Bündnistag bezahlbarer Wohnraum zu veranstalten, »ohne dabei das Thema Mietrecht auch nur ansatzweise mitzudenken, ist absolut unverständlich und nicht nachvollziehbar«, fuhr Siebenkotten fort. Noch immer fehle zum Leidwesen der betroffenen Mieterinnen und Mieter ein »schlüssiger Plan, wie die Krise am Wohnungsmarkt gelöst werden soll«.