Tuesday, March 1, 2022

Ukraine: Wladimir Putin laut US-Geheimdienste »frustriert« und »isoliert«

Ukraine: Wladimir Putin laut US-Geheimdienste »frustriert« und »isoliert« DER SPIEGEL Marc Röhlig - Gestern um 14:55 Folgen | Er sei nur noch von »Unterwürfigen« umgeben und reagiere mit »Wutausbrüchen«: US-Geheimdienste zeichnen dem Sender NBC zufolge ein düsteres Bild von Kremlchef Putin. Die US-Geheimdienste hatten konkret vor einem Einmarsch Russlands in die Ukraine gewarnt. Kurz darauf überschritten russische Soldaten auf Geheiß von Kremlchef Wladimir Putin die Grenze zum Nachbarland. Nun warnen US-Geheimdienste laut dem US-Sender NBC erneut vor Putin. Der russische Präsident sei zunehmend frustriert über die ins Stocken geratene Invasion, notiert NBC unter Berufung auf mehrere Geheimdienstquellen. Die Gefahr bestehe, dass der Präsident eine Gewaltspirale in der Ukraine als einzigen Ausweg sehe, den Krieg zu gewinnen. »Ungewöhnliche Wutausbrüche« Es gebe konkrete Hinweise, dass Putin »frustriert« sei und mit »ungewöhnlichen Wutausbrüchen« auf Menschen in seinem direkten Umfeld losgehe. Das sei ungewöhnlich, der Kremlchef agiere sonst kühl und strategisch. Putins derzeitige Isolation sei »eine Hauptsorge«, zitiert NBC einen mit Russland vertrauten Diplomaten. »Wir glauben nicht, dass er realistische Einblicke hat in das, was gerade [in der Ukraine, Anm. d. Red.] passiert.« »Er ist nicht mehr der gleiche kaltblütige, klare Diktator, der er noch 2008 war«, sagte auch der ehemalige CIA-Direktor John Brennan. In ähnlicher Stoßrichtung twittert auch der republikanische Senator Marco Rubio: Damals – im Georgienkrieg – sei Putin ein kalkulierter Killer gewesen, heute sei er »noch viel gefährlicher«. Auch der demokratische Senator Mark Warner, Mitglied im Geheimdienst-Ausschuss, warnt, Putin sei »vom großen Widerstand der Ukrainer völlig kalt erwischt« worden. Er sei zunehmend isoliert und kaum noch im Kreml, so Warner beim Sender MSNBC. »Er erhält immer weniger Input«, so Warner, »und der Input, der kommt, stammt von Unterwürfigen«. Warners Angst: Putin werde so immer weiter in die Enge getrieben. Die Sichtweise der US-Politiker wird auch von vielen Militärstrategen geteilt. Demnach war die russische Invasion nicht auf einen mehrtägigen Häuserkampf ausgelegt. Im Kreml sei man von einem schnellen Sieg ausgegangen – und hatte geglaubt, Ukrainerinnen und Ukrainer würde über ihre vermeintliche Befreiung jubeln. Stattdessen komme der russische Vormarsch auf Kiew kaum noch voran. Hintergrund seien wahrscheinlich logistische Probleme, heißt es in einer aktualisierten Lage-Einschätzung des britischen Geheimdienstes, die dortige Verteidigungsministerium veröffentlichte. Und schon jetzt wird sichtbar, wie das russische Militär seine Strategie ändert: Es habe den Einsatz von Artillerie im Norden der ukrainischen Hauptstadt und um Charkiw sowie Tschernihiw verstärkt, so die Briten. »Schwere Artillerie in stark bewohnten Gebieten erhöht die Gefahr von Opfern unter den Zivilisten.«