Tuesday, March 15, 2022

Krieg in der Ukraine: Auch Journalisten geraten ins Visier

teleschau Krieg in der Ukraine: Auch Journalisten geraten ins Visier Maximilian Haase - Vor 10 Min. Nach dem Tod eines US-Journalisten in der Ukraine stellt sich die Frage, wie gefährlich die Berichterstattung aus dem Kriegsgebiet ist. Wie schätzt die Organisation "Reporter ohne Grenzen" die Lage ein? Täglich berichten Journalistinnen und Journalisten vom Krieg in der Ukraine. Manche von ihnen sind immer noch im Land unterwegs, einige wenige wagen sich direkt an die Front. Ein Reporter bezahlte seinen Einsatz nun mit dem Leben: In der Nähe von Kiew sei der US-Journalist Brent Renaud ukrainischen Angaben zufolge bei einem russischen Angriff getötet worden. Vorfälle wie dieser lassen die Risiken der Kriegsberichterstattung abermals offenbar werden. Wie groß ist die Gefahr für die Berichterstattenden vor Ort? "In den Frontgebieten ist die Lage, wie in jedem bewaffneten Konflikt, für die berichtenden Journalistinnen und Reporter äußerst gefährlich", erklärt die Organisation "Reporter ohne Grenzen" nun auf Nachfrage der Agentur teleschau. "Wir raten dringend dazu, Sicherheitsprotokolle streng zu beachten", lässt sich die Vereinigung zitieren. Medienverteter sollten sich deutlich kennzeichnen und im Team unterwegs sein. Allerdings gebe es "mittlerweile mehrere Berichte, dass Medien seitens der russischen Armee als Kriegsziele betrachtet werden". Mindestens vier Sendeantennen seien "gezielt beschossen worden", teilt ein "Reporter ohne Grenzen"-Sprecher mit. Zudem seien mindestens fünf Journalisten beschossen und dabei verletzt sowie zwölf Reporter "von bewaffneten Gruppierungen ins Visier genommen" worden. Die Organisation verweist auf das erste Zusatzprotokoll der Genfer Konvention, demzufolge Journalistinnen und Journalisten in Krisengebieten als Zivilisten gelten: "Sie bewusst anzugreifen, ist demnach ein Kriegsverbrechen." Auch die neuen Medien spielen eine Rolle: Zwei ukrainische Soldaten posieren vor einem russischen Militärfahrzeug. "In der russischen Medienlandschaft herrscht Entsetzen und Panik" Zuletzt eröffnete "Reporter ohne Grenzen" im westukrainischen Lwiw gemeinsam mit der ukrainischen Partnerorganisation Institut für Masseninformation (IMI) ein "Zentrum für Pressefreiheit". Dort sollen Berichterstattende Schutzausrüstung ausleihen können, wie es auf der Website heißt. Zudem sei das Zentrum "als physische und digitale Anlaufstelle für Journalistinnen und Reporter gedacht, die finanzielle oder psychologische Unterstützung suchen". Reporterinnen und Reporter können in den Räumlichkeiten arbeiten; zudem gebe es im Falle eines Angriffs einen Schutzraum. "Wir haben die ersten schusssicheren Westen und Helme ausgegeben und organisieren die Logistik für weitere", berichtet ein Sprecher der Organisation weiter. Dies sei aufgrund der Einfuhrbestimmungen in manchen Ländern "nicht trivial, da sie als Kriegsgüter eingestuft werden können". Die Resonanz auf das Pressezentrum in Lwiw sei weiterhin recht groß, heißt es. Derweil sorgt sich "Reporter ohne Grenzen" auch um die Situation in Russland, wo ein neues Mediengesetz unter Drohung hoher Strafen die freie Berichterstattung stark einschränkt. "In der russischen Medienlandschaft herrscht Entsetzen und Panik", kommentiert die Organisation die restriktive Einschränkung der Pressefreiheit. "Die Gefahr, festgenommen zu werden, ist enorm groß", bewertet ein Sprecher die Lage: "Eine so massive Repression jeglicher kritischer Stimmen, einen so umfassenden Versuch, die gesamte Medienlandschaft auf die Linie der Staatspropaganda zu bringen, hat es seit dem Ende der Sowjetunion nicht mehr gegeben." Entsprechend groß sei der Exodus kritischer Journalistinnen und Journalisten aus Russland.